Venedig-Filmfestivalchef Alberto Barbera schwärmt in einem vielbeachteten Interview mit Deadline explizit von Tim Fehlbaums „September 5“ und Edward Bergers „Konklave“, verteidigt aber, dass beide Filme für ihn nicht für den Wettbewerb in Frage kamen.
Auf halber Strecke der 81. Mostra hat sich Festivalchef Alberto Barbera in einem Interview mit Deadline zu Wort gemeldet, über das gesprochen wird auf dem Lido. Darin zeigt er sich sehr zufrieden mit dem bisherigen Verlauf und nimmt Stellung zu einigen der drängendsten Fragen, die sich vor Ort in den letzten Tagen gestellt haben. Aus deutscher Sicht besonders spannend sind seine Aussagen zu „September 5“ und „Konklave“. Darauf angesprochen, dass die internationale Presse sich verwundert gezeigt hätte, dass der Kritikerfavorit von Tim Fehlbaum nicht in den Wettbewerb gebucht wurde und der neue Film von Edward Berger, der sensationellen Anklang in Telluride gefunden hätte, überhaupt nicht in Venedig vertreten sei, betonte Barbera, dass es keinerlei politische Implikationen gegeben habe: „Jeder Film ist sein eigener Fall. Ich mochte ,Konklave‘. Ich hielt ihn nicht für einen Wettbewerbsfilm für Venedig, aber ich habe ihn außer Konkurrenz eingeladen. Wir haben versucht, ihn hier und in Telluride zu zeigen, was sie auch wollten, aber wir konnten nicht die richtigen Daten und den richtigen Zeitpunkt finden, damit es funktioniert. Wir haben verschiedene Optionen erörtert, aber wir konnten keine Zeit finden, die allen passt. Das ist sehr schade. Ich mochte den Film, und es gibt eine starke Verbindung zum Thema und zu Italien…“ Auch „5. September“ habe ihm sehr gut gefallen, sagte Barbera: „Ich wollte ihn hier auf dem Festival zeigen, aber ich sah ihn auch nicht als Wettbewerbsfilm. Ich habe ihnen gesagt, dass ich versuchen würde, ihn so gut wie möglich zu unterstützen.“
Auf die Nachfrage, warum viele der größeren Filme im Wettbewerb erst in der zweiten Hälfte gezeigt würden, anstatt wie üblich gleich zu Beginn und am ersten Wochenende, betonte Barbera, dass das der explizite Wunsch der Studios und Produzenten gewesen sei. Warner Bros. wollte mit „Joker: Folie à Deux“ auf Mittwoch, ebenso wie A24 mit „Queer“ auf Dienstag und das Team von Pedro Almodóvar mit „The Room Next Door“ auf Montag. „Sie baten mich um diesen Platz, und ich war froh darüber, denn unsere ersten Tage sind normalerweise mit großen Filmen sehr ausgelastet, so dass es schön ist, wenn man sie aufteilen kann (…) So ist das nun mal bei solchen Dingen. Es gibt immer wieder Terminprobleme mit Talenten und anderen Faktoren“, sagte der Festivalchef im Gespräch mit Deadline. Des Weiteren gab sich Barbera diplomatisch, als er auf die kurzfristige Entscheidung von Apple angesprochen wurde, „Wolfs“ doch keinen großen Kinostart zu geben: „Es ist eine Schande. Der Film ist ein echter Publikumsliebling, warum sollte man ihm also nicht eine Chance geben? Es ist schon seltsam. Es scheint, als würde Apple seine Strategie in Bezug auf Filminvestitionen überdenken. Wir werden sehen, wohin das führt.“