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REVIEW KINO: „Die wilden Mäuse“

Pfiffiges Animationsabenteuer über eine kleine Maus im alten Griechenland, die mit ihren Freunden auf den Spuren Jasons in See sticht, um den Zorn des Poseidon zu besänftigen.

CREDITS:
O-Titel: Pattie et la colère de Poseidon; Land / Jahr: Frankreich 2022; Laufzeit: 95 Minuten; Regie: David Alaux; Verleih: Plaion Pictures; Start: 15. August 2024

REVIEW:
Das Jahr der Animation. In der Tat. Neben den offenkundigen Schwergewichten, über die wir ausführlich und umfassend berichten („Alles steht Kopf 2“, „Ich – Einfach unverbesserlich 4“, „Kung Fu Panda“, „Vaiana 2“), den zu erwartenden Meisterwerken („Die wilde Roboter“) und den erwarteten Meisterwerken („Der Junge und der Reiher“) und den Entdeckungen für die Ewigkeit („Robot Dreams“) gibt es in diesem Jahr eine ganze Fülle sehr schöner Animationsfilme gerade aus Europa, denen man unbedingt ein großes Publikum wünscht. Besonders gelungen ist „Die wilden Mäuse“ aus der französischen Produktionsschmiede TAT Productions, die nach „Die Dschungelhelden – Das große Kinoabenteuer“ ihren zweiten Langfilm vorlegt, der natürlich ein ganz junges Publikum adressiert, aber doch immer originell und ungewöhnlich genug ist, von seiner technisch bestechenden Umsetzung gar nicht zu reden, dass man auch als Erwachsener gut einsteigen kann.

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Plaion Pictures bringt „Die wilden Mäuse“ am 15. August in die deutschen Kinos (Credit: Plaion Pictures)

Tatsächlich ist „Die wilden Mäuse“ längst nicht nur so putzig, wie der Titel vermuten lässt (wobei… schon auch…), sondern vielmehr auch eine Geschichtsstunde, ein Abstecher ins Alte Griechenland, wo sich die Handlung wie eine Art Fortsetzung von „Jason und die Argonauten“ entwickelt: Der Filmklassiker von Don Chaffey aus dem Jahr 1963 mit seinen damals bahnbrechenden Stopmotion-Sequenzen von Ray Harryhausen ist offenkundiges Vorbild, wird auf sehr schöne Weise zitiert, wenn an Bord des Schiffs, mit dem Mäusedame Pattie und ihre Freunde in See stechen, eine Armee der Skelette am Ruder sitzt. Wie sich überhaupt ein paar nette Anspielungen entdecken lassen: Die Augenbrauen dieser einen Ratte, das sind doch die von Martin Scorsese, oder? In erster Linie aber stehen die Einfälle und lustigen Figuren im Dienst der Geschichte, die Regisseur und TAT-Productions-Gründer David Alaux erzählt. 

Um die bereits erwähnte Maus Pattie geht es, die beschützt von ihrem besten Freund, dem fetten Kater Sam, in der griechischen Stadt Iolkos lebt. Anders als ihr väterlicher (und vegetarisch lebender) Freund steckt sie voller Abenteuerlust, ist so erfüllt von den Abenteuergeschichten des legendären Jason, wie es Frodo von den Erzählungen seines Onkels Bilbo war. Und weißt, dass sie selbst Abenteuer erleben will. Was sich recht schnell ergibt, als in der vom goldenen Vlies beschützten Stadt eine neu enthüllte Statue von Gottvater Zeus den heiligen Zorn von Poseidon auf sich zieht, der das goldene Vlies stiehlt und den Bürgern eine Woche Zeit gibt, auch ihm eine Statue zu erbauen, deren Krönung ein edelsteinbesetzter Dreizack sein soll. Jason soll es wieder richtigen, ist aber mittlerweile ein 100-jähriger Greis, weshalb sich die Reise als zunehmend schwieriger erweist.

Der geradelinige Plot öffnet die Tür für ein paar schöne Setpieces, darunter ein mit Funkmusik unterlegter Raubzug einer Gruppe von Ninja-Ratten, der auf dem Marktplatz von Iolkos durchgezogen wird, als befände man sich in einem „Ocean’s“-Film. Dazu kommen beeindruckende Gestalten wie Zyklopen, Zerberosse und ein Riesenkrake, die für Aufregung und Spannung sorgen, dabei aber doch immer spielerisch in Szene gesetzt sind, weshalb sich auch kleinere Zuschauer nicht allzu sehr fürchten müssen. Vor allem geht es dann aber doch um Freundschaft, die auf eine schwere Probe gestellt wird. Die Freundschaft von Pattie und Sam. Lässt sich also auch noch etwas übers Leben lernen in „Die wilden Mäuse“, der hiermit wärmstens empfohlen ist. 

Thomas Schultze