Die AG DOK vermutet beim Rückzug des rbb vom Berlinale-Dokumentarfilmpreis als Stifter auch politisches Kalkül wegen des diesjährigen Gewinners „No Other Land“ – und kritisiert das öffentlich.
Der rbb wird aufgrund von Sparmaßnahmen ab 2025 nicht weiter der Stifter des Dokumentarfilmpreises der Berlinale sein. Das ruft Kritik von der AG DOK hervor. Die Streichung des Preisgeldes durch die neue Programmdirektorin Katrin Günther sei „nicht nur eine Sparmaßnahme, sondern ein höchst symbolischer Akt“.
Weiter heißt es in der Stellungnahme der AG DOK am Montag: „Die damit erzielte Einsparung ist vergleichsweise gering, sie lässt aber vermuten, dass der Stellenwert des Dokumentarischen im Haus gesunken ist und weiter sinken wird.“ Die AG DOK vermutet mit dem Rückzug auch eine „verzögerte Reaktion auf den Skandal um den diesjährigen Berlinale Dokumentarfilm-Presiträger ‚No Other Land‘, der die Verdrängung von Palästinensern im Westjordanland dokumentiert“.
Die AG DOK hält dazu fest: „In unserer von politischen Krisen aufgeheizten Gegenwart werden solche Filme auch als politische Statements gelesen und benutzt. Aber die Wahrnehmung der Welt aus dokumentarischer Perspektive ist oft per se politisch, weil sie Position bezieht. Über solche Filme können und sollen wir streiten. Aber den Diskurs darüber müssen wir als freiheitlich verfasste Gesellschaft nicht nur aushalten, sondern ihn auch ermöglichen.“
Das Signal, das der rbb mit der Streichung in die Branche sende, sei fatal, denn es bedeute möglicherweise auch, dass hier eine nachträgliche Distanzierung stattfinde vom Urteil einer unabhängigen Jury – anstatt die Notwendigkeit anzuerkennen, dass es mehr denn je dokumentarische Filme brauche, die die Welt erfahrbar machten und den Finger in die Wunden legten, wo es nötig sei.