Mit etwas mehr als zweieinhalb Stunden und einem den nötigen Pfiff mitbringenden Moderationsduo gestaltete sich die Verleihung des 14. Österreichischen Filmpreises als kurzweiliges Vergnügen. Was die Preise betraf, gehörte der Abend „Des Teufels Bad“, die meisten Sympathiepunkte gab es für Laudatorin Pia Hierzegger. Eine Betrachtung.
Bescheiden trat Ulrich Seidl auf die Bühne, am Schluss der Gala im Wiener Rathaus, nachdem das Akademie-Präsidentschaftsduo Verena Altenberger und Arash T. Riahi den Umschlag öffnete und den Besten Spielfilm verlas. Er wirke als Produzent von „Des Teufels Bad“ nur im Hintergrund, das Lob gebühre dem Team von Veronika Franz und Severin Fiala, Film sei immer Teamwork (in diesem Fall gehört auch Bettina Brokemper mit ihrer Heimatfilm als Koproduzentin zum Team!). „Es war ein schwieriges Projekt, extrem schwierig zu finanzieren. Natürlich freue ich mich auf das nächste mit den beiden. Hoffentlich dauert es nicht wieder zehn Jahre“, so Seidl. Der Teamwork-Gedanke zog sich durch den Abend. Ihn hob auch Adrian Goiginger hervor, der zwei Mal auf die Bühne durfte und sich für seinen „Rickerl – Musik is höchstens a Hobby“ die Trophäen für Regie und Drehbuch abholte. Beim Drehbuch-Preis rief er sogar seinen jungen Darsteller auf die Bühne, Ben Winkler, der selbst als bester Nebendarsteller nominiert war, um ihm vor den Filmpreisgästen seinen Dank auszusprechen für seine tolle Mitwirkung. Zwar gewann der Junge selbst keinen Preis – als bester Nebendarsteller machte Karl Fischer für „Mermaids Don’t Cry“ das Rennen und murmelte wunderbar lakonisch ins Mikro, dass damit seine jahrelange Nominiertenkarriere zu einem Ende gekommen sei -, war aber dennoch der große Gewinner (der Herzen). Man freute sich als Zuschauer über diese Geste.
Neben Goiginger durfte auch Anja F. Plaschg zwei Österreichische Filmpreise mit nach Hause nehmen, als Hauptdarstellerin sowie für die beste Musik. Die „Des Teufels Bad“-Schauspielerin und Musikerin wirkte sympathisch überfordert und aufgeregt und hatte mit Georg Friedrich als Preispate für die Kategorie Beste weibliche Hauptrolle auch einen der weniger charmanten erwischt. Als der auf die Bühne kam, kokettierte er erst einmal, er wisse überhaupt nicht, warum sie ihn als Überreicher dieses Preis wollten, und ließ ohne Rede, in der die anderen Preispaten das Merkmal des jeweiligen Gewerks, der jeweiligen Kategorie ins Rampenlicht stellten, die Nominierten ansagen. Immerhin würdigte Friedrich die Statue als solche: Es sei der schönste Preis, den er kenne, „vom Objekt her“. Na gut, das sorgte unter anderem auch dafür, dass die von Thomas W. Kiennast inszenierte Show im zeitlichen Rahmen blieb und um kurz vor 22 Uhr zu Ende war.
Sympathischer machte es da auf jeden Fall Pia Hierzegger als Preispatin für die beste männliche Hauptrolle: Mit wunderbar trockenem Humor gab sie ihrer Freude Ausdruck, die Laudatio für eine Berufsgruppe, die es so schwer hat, halten zu dürfen. „Die männlichen Hauptdarsteller haben es besonders schwer, es gibt eine wahnsinnig große Konkurrenz, weil es viel mehr Hauptrollen für Männer gibt“, so Hierzegger. Insgesamt sei es für alle schwieriger geworden. Weil man nicht nur früh aufstehen müsse als Schauspieler:in, sondern jetzt auch noch dazu angehalten sei, seine schlechte Laune nicht mehr am Team auszulassen, und man nicht mehr nur nicht über das Catering schimpfen dürfe, sondern es auch essen müsse: „Wenn das so weiter geht, werden wir irgendwann das gleiche essen müssen wie die Komparserie.“
Das sorgte für gute Unterhaltung, wie es die Gala insgesamt tat, obwohl die Akustik im hochherrschaftlichen Saal des Wiener Rathauses an den Randplätzen zu wünschen übrig ließ. Aber mit netten Einfällen wie dem Ohrwurm-Dankeslied an die Sponsoren („Wer Filme macht, der weiß genau, was es braucht, um in der Produktionshölle zu bestehen: Mut, Vision und eine Prise Wahnsinn, aber ohne Freunde kann man scheißen gehen.“), dem Music-Act Eva Klampfer alias Lylit (die letztes Jahr für die Musik von „Eismayer“ den Österreichischen Filmpreis gewonnen hatte) und dem Moderationsduo Emily Cox und Dirk Stermann legte man schnell ad acta, dass man nicht jedes Wort verstand, das auf der Bühne gesprochen wurde. Cox/Stermann witzelten mit der nötigen Balance, einmal über ihre Namen (Cox zu Stermann: „Wie hat dich deine Mutter eigentlich als Baby genannt, man will das Baby ja auch liebhaben?“), natürlich auch über Politik, als Vizekanzler Werner Kogler auf die Bühne kam (Stermann: „Im letzten Jahr gab es gefühlt 27 Filme über Sebastian Kurz. Kommt nun ein 28. oder sollte mal jemand anderer im Mittelpunkt stehen?“, dem Kogler schlagfertig entgegensetzte, dass er da nicht mitreden könne, weil er keinen dieser Filme gesehen habe und sich heute einfach auf einen -Achtung! – kurzweiligen Abend freue), sangen im wahrsten Sinne des Wortes das hohe Lied auf den Film und legten einen lustigen Einspieler ein, der sie backstage beim Durchziehen eines Joints zeigte.
Sowieso stand die Liebe zum Leben (hier sei die berührende Rede von Thomas W. Kiennast erwähnt, der seiner im Februar verstorbenen Frau Lisa Scheid gedachte, die ihn dazu ermutigte, die Inszenierung der Gala zu übernehmen: „Lisas unerschütterlicher Glaube an das Gute in der Welt hat mich zu einem Optimisten gemacht. Das ist nicht immer leicht, wenn man einen Blick auf die Gesellschaft wirft, die sich immer mehr von Werten, Menschlichkeit und Offenheit entfernt. Hoffnungslosigkeit ist Gift. Wir dürfen anderen nicht vom Elfenbeinturm aus unsere Werte überstülpen, wir müssen zuhören und hinsehen”), die Liebe zum Film, die Liebe zu Wien im Mittelpunkt der Show. Wie Kulturstadträtin Veronica Kaup-Hasler so schön auf die Frage, was Wien auszeichne und zur Filmstadt mache, antwortete: „Wenn man für eine Stadt arbeiten darf, die man liebt, spielt Eros immer eine Rolle. Wien wird als Filmstadt immer attraktiver, dank der großen Filmschaffenden und allen im Film tätigen Menschen, die sich einsetzen für eine fantastische Qualität, für Visionen, für ein Miteinander.“ Oder, wie es Bildermagier Martin Gschlacht auf den Punkt brachte, als er den Preis für die beste Bildgestaltung für „Des Teufels Bad“ entgegennahm: „Wien ist geil!“
Und ich drücke Michael Ostrowksi die Daumen, dass es bald klappt mit dem Österreichischen Filmpreis. Seine Einlage für die fiktive Kategorie „Bestes adaptiertes Drehbuch” war allemal preiswürdig!
Barbara Schuster
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