Ende Juni findet die vorerst letzte Vorstellung im Admiral Filmpalast statt. Von Dauer ist die Schließung des Cineplex-Hauses in der Frankenmetropole aber nicht: Reiner Maurer übergibt an eine Nachfolgerin, die große Pläne hat.
Fast 120 Jahre Kinogeschichte bekommen ein neues Kapitel verpasst: Der Nürnberger Admiral Filmpalast, das älteste Filmtheater der Stadt, schließt nach den vorerst letzten Vorstellungen am 30. Juni seine Türen. Allerdings nicht, um dauerhaft von der Kinolandkarte zu verschwinden – sondern um im Idealfall bereits im kommenden Winter unter neuer Leitung wiedereröffnet zu werden.
Rund 48 Jahre lang hat Reiner Maurer die Geschicke eines Hauses mit langer Tradition begleitet: Ursprünglich 1908 als „Tonbild-Theater“ eröffnet, folgte später eine Umbenennung in „Lorenzer Lichtspiele“ (oder seitens der Bevölkerung schlicht „LoLi), die Zerstörung des Hauses im Zweiten Weltkrieg und dann 1957 die Neueröffnung als Admiral Filmpalast. Ein Name, den das Kino über mehrere Umbauten hinweg und auch nach einem Neustart behielt: Die Konkurrenz durch das 1995 eröffnete Cinecittá hatte Maurer und die von ihm vertretenen Gesellschafter zur Jahrtausendwende auf einen Neubau setzen lassen. 2000 begann der Abriss des alten Admiral, 2002 eröffnete das völlig neue Kino an jener historischen Stelle, an der 1908 das „Tonbild-Theater“ erstmals Gäste empfangen hatte. Heute bietet das Kino – das sich 2004 auf Einladung von Cineplex-Gesellschafter Michael Thomas der Cineplex-Gruppe anschloss – rund 1000 Sitzplätze in fünf Sälen (zwei davon mit Dolby Atmos) – und nicht zuletzt drei gastronomische Angebote, von denen die Skybar mit Dachterrasse und Blick über die Nürnberger Altstadt heraussticht.
Vor allem auf den Neuanfang vor rund 22 Jahren blickt Maurer mit Stolz zurück, schließlich gelang es mit dem „Relaunch“, sich gegen das größte Multiplex der Republik zu behaupten. Ein Relaunch steht nun also auch wieder an – und das in den Händen einer neuen Betreiberin, deren Familie auf eine fast ebenso lange Kinogeschichte zurückblicken kann, wie der Admiral Filmpalast. Seit 1912 sind die Fläxls – aktuell mit Häusern in Vilsbiburg, Erding und Neufahrn bei Freising – im Kinogeschäft tätig, als Kinobetreiberin in der vierten Generation geht Susanne Fläxl nun den Schritt in die Frankenmetropole.
Fläxl, die schon 2019 für das „Women’s Cinema Leadership“-Programm des europäischen Dachverbandes UNIC ausgewählt worden war, betrachtet es nach eigenen Angaben als Ehre, das traditionsreiche Haus in die Zukunft führen zu können: „Ich freue mich darauf, den Standort nachhaltig zu betreiben und gemeinsam mit den Vermietern zum Strukturerhalt der Innenstadt beizutragen.“ Geplant ist allerdings nicht nur eine Fortführung des gut etablierten Hauses, sondern die Bereicherung um weitere hochwertige Angebote. Demnach soll das Kino im Zuge umfassender Umbauten nicht nur technisch auf den neuesten Stand gebracht werden; auch am Komfort und der Atmosphäre will man weiter schrauben – in diesem Zuge soll auch das gastronomische Angebot weiterentwickelt werden. Konkreter will sich Fläxl aktuell noch nicht zu den Konzepten äußern.
Reiner Maurer, der sich aus dem operativen Kinogeschäft zurückzieht, blickt jedenfalls ausgesprochen optimistisch auf die Zukunft jenes Hauses, dem er fast ein halbes Jahrhundert seines Lebens gewidmet hat. Er freue sich, eine so engagierte Nachfolge gefunden zu haben. Und er zeigt sich überzeugt, dass – wie schon vor 22 Jahren – ein erfolgreicher Neustart gelingen wird. Er jedenfalls könne sein nächstes persönliches Kapitel mit einem guten Gefühl angehen.