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Thomas W. Kiennast: „Ich will den Fokus auf die Nominierten legen”

Kameramann, Regisseur und Produzent Thomas W. Kiennast zeichnet mit seinem Team von R& für die Inszenierung des 14. Österreichischen Filmpreises am 5. Juni verantwortlich. Auf was es ihm ankommt, erzählt er hier.

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Thomas W. Kiennast leitet in Wien die Firmen Das R& und Rundfilm (Credit: Das Rund)

Sie sind Künstlerischer Leiter der diesjährigen Gala, die Sie unter das Motto „More Than Films” gestellt haben. Wie fand diese Aufgabe den Weg zu Ihnen?

Thomas W. Kiennast: Ich bin tatsächlich auf die Akademie zugegangen mit dem Vorschlag, gemeinsam mit meinem Team von Das Rund ein Konzept zu schreiben. Ich wollte den Abend der Preisverleihung einfach ein wenig anders gestalten. Wobei ich nicht sagen will, besser. Mir ging es um die Fokussierung auf die Nominierten. Das Nominiertsein ist einfach eine schöne Sache. Das habe ich selbst schon bei „Das Finstere Tal“ erleben dürfen. Eine Nominierung ist eine Wertschätzung der eigenen Arbeit, und Wertschätzung ist wichtig. Deswegen sind mir die Nominierten sehr wichtig bei unserer Gala, ebenso die Filme. Es soll mehr um den Film gehen. 

Wie ist es um die Wahrnehmung des österreichischen Films im eigenen Land bestellt?

Thomas W. Kiennast: Dem österreichischen Film begegnet man in der öffentlichen Wahrnehmung eher mit gemischten Gefühlen. Es ist anmaßend zu glauben, dass man das Standing mit einer Gala reparieren kann. Aber ich glaube, man kann zumindest eine attraktive Show bieten und mit dieser den ein oder anderen Zuseher zuhause vor den Bildschirmen dazu motivieren, wieder mal ins Kino zu gehen und Produktionen aus dem eigenen Land anzugucken… Dazu muss eine Preisverleihung auch das richtige Quäntchen Unterhaltung bieten. 

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Thomas W. Kiennast mit Emily Cox & Dirk Stermann, die als Moderationsduo durch den Abend führen; Cox selbst ist auch als beste Schauspielerin nominiert (für „Alma & Oskar”) (Credit: William Knaack)

Und das ist Herausforderung…

Thomas W. Kiennast: Absolut! Neben der Wertschätzung der Nominierten, hat man es auf der anderen Seite mit einem Publikum zu tun, das unterhalten werden will. Bei 18 Kategorien wird der Abend lang. Ich war auch beim Deutschen Filmpreis Anfang Mai. Dort wurde auch alles probiert, um die Verleihung straffer zu gestalten. Das gelingt nicht immer. Es ist, wie es ist. Man kann es nicht wirklich steuern, weil es oft zu Dingen kommt, die nicht vorhersehbar sind. Das macht aber auch den Charme einer Live-Show aus. Wichtig ist, sie mit dem nötigen Glamour-Faktor zu gestalten. Wenn man als Künstlerin oder Künstler oben auf der Bühne steht, ist das ein erhabener Moment. Den wollen wir auch schenken.

Können Sie Ideen verraten?

Thomas W. Kiennast: Wir bieten amüsante Zuspieler, haben tolle Künstler:innen auf der Bühne. Mit Emily Cox und Dirk Stermann haben wir zudem ein grandioses Moderationsduo. Die gemeinsamen Proben haben schon mal großen Spaß gemacht, die Österreicherin und der Deutsche, die Junge und der Ältere… die beiden spielen ein ganz gutes Spiel. 

Das hört sich Vielversprechend an. 

Thomas W. Kiennast: Die richtige Prise Humor ist wichtig, aber auch das Schwierigste. Komödien sind, wie wir alle wissen, die Königsdisziplin und bei einer Live-Show ist es noch mal schwieriger. Aber ich finde: Man muss mutig sein und eine gewisse Selbstironie einbringen. Selbstironie ist sympathisch. Dem österreichischen Film würde es auch nicht schaden, einen kleinen Schritt näher in Richtung Selbstironie zu gehen. Damit meine ich nicht, dass man über ihn, sondern mit ihm lachen soll. Das probieren wir auch mit verschiedenen Ideen. Neben all den sicherlich auch ernsten Dingen, die passieren und vielleicht auch gesagt werden, muss es auch den Raum für Spaß geben.

„Es wäre schön, wenn man beim Bäcker drüber spricht.”

Nach außen hin glänzt der österreichische Film oft mit Einladungen auf A-Festivals, nach innen gibt es aber auch immer wieder Skandale. Wie ist denn um das Image aus Ihrer Sicht bestellt?

Thomas W. Kiennast: Die letzten Jahre waren ein bisschen unglücklich. Viele Themen waren richtig und wichtig anzusprechen und es war auch wichtig, mit ihnen in die öffentliche Wahrnehmung zu gehen. Das hat nicht unbedingt darauf eingezahlt, dass die Österreicher:innen „Wow“ rufen, wenn sie „österreichischer Film“ hören. Der österreichische Film bedient in erster Linie auch kein Mainstream-Publikum, sondern zeichnet sich durch ganz andere Werte aus. Die Leute müssen den österreichischen Filmpreis schätzen lernen. Er darf keine Insider-Show oder ein Insider-Preis werden. Es wäre schön, wenn man beim Bäcker drüber spricht. Das ist mein zugegebenermaßen hochgegriffenes Ziel. Nach dem Motto „colourful Extravaganz“ wollen wir etwas Farbe reinbringen, das Extravagante.

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Thomas W. Kiennast (Mitte) mit seinem Filmpreis-Team von R&, Julia Lewandowski (r.) und Maximilian Markgraf (l.) (Credit: eSeL.at – Lorenz Seidler)

Haben Sie sich zur Vorbereitung auf die Künstlerische Leitung auch andere Preisverleihungen wie die Oscars oder BAFTAS angeschaut und gescannt, was da gut läuft, was weniger?

Thomas W. Kiennast: Die Oscars und BAFTAs als Referenz anzuschauen ist allein aus budgetären Gründen sinnlos. Man kann sich da nur kleinere Ideen abholen. Auch der Deutsche Filmpreis hat vermutlich das zehnfache an Budget. Ich habe vor allem auf Dinge geachtet, die während einer Show passieren, um sie besser einkalkulieren zu können, wie Steher oder unangenehme Pausen. Da braucht es nicht viel Geld, um so was zu vermeiden oder zu überbrücken. Auch, wie Tempo gemacht wird, ist spannend zu beobachten, oder wie dabei versagt wird. Aber ganz ehrlich: es kann alles passieren. Darauf freuen wir uns und sind vorbereitet. 

Die Gala findet im Wiener Rathaus statt. Freut man sich, wenn man einen so tollen Ort bespielen darf?

Thomas W. Kiennast: Der Festsaal im Rathaus ist ein wunderschöner Saal, der von einer Vergangenheit voller Diversität geprägt ist. Dort fand von 1993 bis 2019 jährlich der Life Ball statt, die größte Benefiz-Veranstaltung in Europa für HIV-infizierte und erkrankte Menschen. Alles traf sich dort, man feierte gemeinsam. Die DNA dieses Festsaals begründet sich darin, offen zu sein für alle Menschen und alle Gedanken. Das finde ich wichtig. Dennoch ist der Saal nicht leicht zu handhaben, er fasst über 1000 Menschen. Wir haben eine 30×8 Meter große Leinwand, die mit sechs Projektoren bespielt wird. Unser Fokus liegt auf den Bildern, wir haben viele Zuspieler produziert, an die 50 Clips, die alle mit viel Liebe hergestellt wurden. Wir nehmen die Präsentation und die Auswahl des Bildmaterials ernst. Hier soll Qualität an erster Stelle stehen. Das braucht viel Zuwendung. Glücklicherweise bin ich nicht allein. Mein Team von Das Rund unterstützt mich, allen voran meine tolle Kollegin Julia Lewandowski.

Das Rund ist Ihre Werbefilmproduktion…

Thomas W. Kiennast: Mit Das Rund produzieren wir alles außer lange Formate. Spielfilme und Serien produziert unsere Rundfilm. Das Rund alles andere, hier entwickeln wir neben Werbung auch Projekte wie Dokus für Canal+, Showkonzepte etc.

Sie standen damals für die Kamera zu „Das finstere Tal“ auf der Bühne. Welche Erinnerung haben Sie daran?

Thomas W. Kiennast: Als Österreicher in Österreich zu gewinnen hat eine ganz eigene Qualität. Ich durfte ja auch bereits zwei Mal den Deutschen Filmpreis gewinnen. Das ist eine tolle internationale Wertschätzung. Zuhause gewinnen ist noch mal viel emotionaler. 


Das Gespräch führte Barbara Schuster