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Trailer Alert: „Die Unbeugsamen 2“

Drei Jahre nach dem Erfolg von „Die Unbeugsamen“ in den deutschen Kinos legt Regisseur Torsten Körner mit „Die Unbeugsamen 2 – Guten Morgen, ihr Schönen!“ die Fortsetzung vor. Wir zeigen den ersten Trailer des Films, der am 29. August im Verleih von Majestic in die deutschen Kinos kommt. 

Vor drei Jahren zeichnet Regisseur Torsten Körner in „Die Unbeugsamen“, der knapp 200.000 Kinobesuche melden konnte, eindrucksvoll den Weg nach, den Frauen in der Bundesrepublik gehen mussten, um sich ihre politische Teilhabe zu erkämpfen. Nun kommt der zweite Teil in die Kinos, „Die Unbeugsamen 2 – Guten Morgen, ihr Schönen!“, in dem der Filmemacher seinen Blick auf die andere Seite des Eisernen Vorhangs richtet und ein lebendiges Gruppenporträt ostdeutscher Frauen aus den verschiedensten Gesellschaftsbereichen der DDR zeichnet. 15 selbstbewusste Frauen erzählen, wie auch im Land der staatlich verordneten Gleichberechtigung trotzdem das Patriarchat regierte, und schaffen damit ein kraftvolles Kaleidoskop der Geschlechterbeziehungen im Arbeiter- und Bauernstaat. 

Mit dabei: Brunhilde Hanke, langjährige Oberbürgermeisterin von Potsdam, die Landwirtin und „Heldin der Arbeit“ Solveig Leo, die DEFA-Regieassistentin Barbara Mädler, die Historikerin und Publizistin Annette Leo, die Malerin Doris Ziegler, die Verhaltensbiologin Marina Grasse, die Schriftstellerin Katja Lange-Müller, die Punkerin Gabriele Stötzer, die Friedensaktivistin Ulrike Poppe, die Schauspielerin Katrin Sass, die Schlagzeugerin Tina Powileit, die Metallurgin Katrin Seyfarth, die Comiczeichnerin Anke Feuchtenberger, die Zahnarzthelferin Kerstin Bienert und die Tochter und Nachlass-Verwalterin der Malerin Annemirl Bauer, Amrei Bauer.

Diese Frauen sprechen über die Doppelbelastung ihrer Mütter und Großmütter, sie erzählen von den eigenen Sorgen und Träumen, denen sie oft nur mit Tricks ein kleines Stück näher kommen konnten. Ergänzt mit zahlreichen Archiv-Aufnahmen rundet Torsten Körner die Zeitreise ab und öffnet, indem er die Zuschauer:innen zu Zeitzeug:innen macht, eine Tür für ein besseres Verständnis zwischen Ost und West. Eine cineastische Reise in ein Gestern, das ins Heute wirkt.

„Die Unbeugsamen 2“ ist eine Produktion von BROADVIEW PICTURES in Koproduktion mit ZDF/3sat, gefördert mit Mitteln von Film- und Medienstiftung NRW, des Medienboard Berlin-Brandenburg, der Beauftragten der Bundesregierung für Kultur und Medien und des Deutschen Filmförderfonds. Produzent ist Emmy-Preisträger Leopold Hoesch.

Regisseur TORSTEN KÖRNER über den Film und seine Entstehung

Die Idee zum Film 

Die Idee, einen Film über ostdeutsche Frauen zu machen, entstand bereits während der Dreharbeiten zum ersten Teil „Die Unbeugsamen“. Kann man sich, fragte ich mich damals, so sehr auf westdeutsche Politikerinnen konzentrieren, ohne die DDR in den Blick zu nehmen? Hätte der Blick über den „Eisernen Vorhang“ nicht helfen können, die Frauen in der Bundesrepublik besser zu erfassen? Und umgekehrt: Hatten die Frauen in der DDR ihren Geschlechtsgenossinnen etwas voraus? Wäre es nicht spannend, die Kämpfe um die Gleichberechtigung in beiden deutschen Staaten zu kontrastieren? Man wäre, so meine Vermutung, beiden Seiten nicht gerecht geworden, weil die historischen Formationen und gesellschaftlichen Bedingungen doch so unterschiedlich waren, dass man zuallererst die Differenzen und Fremdheiten zueinander anerkennen musste. Nur die konzentrierte Betrachtung des jeweiligen Teil Deutschlands, die „dichte Beschreibung“ seines Gefüges, seiner Koordinaten und Möglichkeitsräume macht es möglich, die Protagonistinnen und ihre Leben angemessen wahrzunehmen. Und wie hätte man eine Bundestagsabgeordnete und eine Volkskammerabgeordnete direkt miteinander vergleichen sollen? Man hätte wohl beide in ihrer Biografie und Praxis verfehlt. 

Als der Film „Die Unbeugsamen“ schließlich im August 2021 in die Kinos kam, sind wir gelegentlich gefragt worden, warum wir die ostdeutschen Frauen ausgespart hätten. Es waren zwar nur wenige Stimmen, aber die meldeten sich mit einprägsamer Entschiedenheit. Das Argument, dass wir weder die dramaturgische Intensität noch die historische Wucht erreicht hätten, wenn wir BRD- und DDR-Frauen unmittelbar nebeneinander gestellt hätten, leuchtete in den Diskussionen jedoch ein. Und gleichzeitig wurde die Erwartung artikuliert, dass wir einen ebenso würdigenden Film für die ostdeutschen Frauen in die Kinos brächten. Die Hommage auf westdeutsche Politikerinnen der alten Bundesrepublik forderte eine ebensolche für Frauen in Ostdeutschland heraus. Aber welchen Frauen? 

Fragezeichen

Nur die letzte Volkskammer der DDR war 1990 frei gewählt, nur in der letzten Volkskammer konnten die Abgeordneten frei sprechen. Nur im letzten Parlament der DDR saßen Abgeordnete unterschiedlicher Parteien, die ohne ein autoritäres Diktat und ohne vorgegebene Doktrin arbeiten und diskutieren konnten. Daher sahen wir keine Möglichkeit, den Film „Die Unbeugsamen“ mit der gleichen Ensemble-Formel zu wiederholen. Obgleich der Frauenanteil in der Volkskammer stets höher war als im Bundestag, war das kein Ausweis von erstrittener Gleichberechtigung und Selbstbestimmung, sondern eine politische Vorgabe. Wo hätten wir in einem Parlament ohne freie Rede Frauen mit eigenen Stimmen und individuellen Interessen entdecken sollen? Wo gab es in den Blockparteien, die sich dem Führungsanspruch der SED zu fügen hatten, Frauen, die sich offen und öffentlich mit Männerriegen hätten anlegen können? Das öffentliche Feld in der Politik war überwiegend mit dem gelenkten Pathos der Gleichberechtigung belegt. Die DDR-Führung sah, auch in Systemkonkurrenz zum Westen, die Gleichberechtigung der Frau als weitgehend erfüllt an. Und wie sah es auf der Ebene des politischen Spitzenpersonals aus? Die drei Frauen, die in der DDR Ministerinnen (Hilde Benjamin, Margot Honecker und Elisabeth Zaisser) waren, wären nur sehr ambivalent zu beschreiben und kaum im Kino zu fassen gewesen. Es sprach daher viel dafür, das Ensemble für diesen Film anders anzulegen, den Politikbegriff zu weiten und auch andere gesellschaftliche Bereiche in den Blick zu nehmen.

Suchbewegungen

Auf der Suche nach einem Ensemble für diesen Film sind wir viele Wege gegangen. Die DDR hat so viele fantastische Schauspielerinnen hervorgebracht, könnte man nicht aus diesen ein Ensemble bilden? Bei der Recherche entdeckte ich den DEFA-Film „Alle meine Mädchen“ (1980) von Iris Gusner, eine Geschichte über eine Frauenbrigade im Berliner Glühlampenwerk NARVA. Wie wäre es etwa, die Schauspielerinnen dieses Films mit Arbeiterinnen des Werks zusammenzubringen und sie zu porträtieren? Ein anderer Weg wäre gewesen, die Schriftstellerinnen Irmtraud Morgner, Christa Wolf, Brigitte Reimann und Maxie Wander zu erzählen, auch sie faszinierende Frauen. Doch fehlt etwa bei Maxie Wander jegliches Bewegtbildmaterial, auch bei Brigitte Reimann wäre es auf dieser Archivebene schwer geworden. Oder könnte man von ostdeutschen Frauen erzählen, die erst ab 1990 zu Politikerinnen wurden? Zu dieser Personengruppe gibt es aber bereits eine ganze Reihe von Filmen. Und sind nicht auch und gerade die Frauen der Bürgerrechtsbewegung der DDR charismatisch? Doch jeder dieser Wege erschien letztlich verstellt, sei es, dass es kaum Archivmaterial gab, sei es, dass diese Protagonistinnen schon so oft erzählt worden waren. Zudem war die DDR-Frau in den Nachwende-Erzählungen immer mythischer geworden: Sie schien stets emanzipiert, sie war offenbar eine Superheldin des Alltags, sie war erotisch aktiv, selbstbestimmt und freizügiger als die Schwestern aus dem Westen, sie galt gegenüber den Zumutungen der „Wendejahre“ widerstandsfähiger und zugleich anpassungsbereiter als die Männer. Es gab kaum etwas, was den DDR-Frauen nicht positiv ins Lebenskonto geschrieben worden wäre. Wie entgeht man diesen Bildern, Überhöhungen und Zuschreibungen, ohne zugleich die Wahrheit, die in ihnen steckt, zu übersehen?

Maxie Wanders Ohr

Natürlich landeten wir bei unseren Recherchen irgendwann auch bei Maxie Wanders Kultbuch „Guten Morgen, Du Schöne“, das in Ost und West ein Bestseller und Lebensbuch geworden war. Anfang der neunziger Jahre hatte mich eine Kommilitonin aus Ost-Berlin auf dieses Buch aufmerksam gemacht. „Lern mich kennen“, hatte sie gesagt und mir das stark zerlesene Exemplar gegeben und streng hinzugefügt: „Ich möchte es aber zurückhaben!“ Beim neuerlichen Lesen fiel die anhaltende Vitalität des Buches ins Auge, seine unzerstörbare Gegenwärtigkeit, weil das Leben der Frauen authentisch schien, aber auch die Komposition sorgfältig war. In diesem Buch und Maxie Wanders Stil finden Leben und Literatur zusammen und die angehende Autorin findet ihre eigene Stimme inmitten dieser Sammlung dokumentarischer Subjektivität. Maxie Wander starb kurz nach dem Erscheinen ihres ersten Buches, was erklären mag, warum es kaum Archivmaterial von ihr gibt, nur Fotos, wenige Minuten Radiointerview, aber keine Features, Dokumentarfilme oder Reportagen über sie. Sie starb zu früh, um medial „unsterblich“ gemacht zu werden. Aber sie ist mit ihrer Methode, ihrem Ohr ganz gegenwärtig. Wir wissen, dass sie ihren Gesprächspartnerinnen sehr genau zuhörte, mit dem Kassettenrecorder registrierte, sie verdichtete die Rede, strich, kürzte, gab den Biografien eine Dramaturgie. Sie verwandelte das oft gestaltlose Leben, das sich selbst oft bewusstlos undurchsichtig ist in gelebte Lebenslinien und machte aus den Gesprächsprotokollen Funkenflug-Hunger und Glückssucher-Romane en miniature. Maxie Wander konnte sich unbedingt einlassen auf das Gegenüber, so sehr, dass sie das Abenteuerliche, Sinnliche und Exemplarische in jeder Einzelnen zu erfassen vermochte. Vielleicht half Maxie Wander dabei auch ihre Doppelidentität als Österreicherin und gelernte DDR-Bürgerin, die ein Außen mitbrachte, mit dem sie das neue Innen, die DDR, betrachten konnte. 

Die Methode Wander will sich der Film zu eigen machen. Wir hören zu, wir sammeln Material, wir verdichten und porträtieren. Wir stiften zwischen den Frauen geteilte oder auch widerstreitende Erfahrungen. Wie bereits der erste Teil „Die Unbeugsamen“ verzichten wir auf eine Stimme aus dem Off, die Protagonistinnen sprechen für sich selbst. Wir – insbesondere die feinfühlige Editorin Sandra Brandl – stiften Beziehungsnetze, knüpfen Bildpassagen, die den O-Tönen Resonanzräume geben, in denen das mitgeteilte Leben atmen kann. 

Zur Methode Wander gehört auch, dass wir in unserem Ensemble eine gewisse bunte Offenheit pflegen, absichtsvoll unsystematisch sind und weder die ganze DDR noch eines ihrer Milieus, Nischen oder Teilsysteme erschöpfend erzählen wollen. Hier sprechen LPG-Vorsitzende, Malerinnen, Schriftstellerinnen, Arbeiterinnen, Politikerinnen, Schauspielerinnen, Musikerinnen, Oppositionelle und Integrierte.