Schauspielerin und Aktivistin Thelma Buabeng über ihre Jurytätigkeit beim Frauen Film Fest Dortmund+Köln, das heute startet, und ihre „Black Womxn Matter”- Community.
Sie sind dieses Jahr in der Jury des Internationalen Debüt-Spielfilmwettbewerbs beim Frauen Film Fest Dortmund+Köln, das am 16. April startet. Es ist nicht Ihre erste Jurytätigkeit, sicherlich sagen Sie auch nicht jede Anfrage zu. Was macht das Frauen Film Fest besonders?
Thelma Buabeng: Köln ist Heimat, ich komme aus dem Rheinland. Das ist Grund genug, dorthin zu fahren, auch, weil ich meine Familie besuchen kann. Außerdem kenne ich Maxa Zoller, die Leiterin des Frauen Film Fest, gut, und weiß, was sie für Frauen macht. Ich habe selbst vor paar Jahren eine WhatsApp-Gruppe gestartet, Black Womxn Matter, in der mittlerweile 600 Schwarze Frauen bzw. weiblich gelesene Personen im Austausch stehen. Mir ist es eine Herzensangelegenheit, mich wie Maxa für Frauen einzusetzen, Frauen zusammenzubringen, um sich gegenseitig zu empowern, sich gegenseitig zu unterstützen. Ich bin eine aktivistische Person. Eigentlich ist es ja „traurig“, dass es explizit Frauenfilmfestivals gegeben muss, damit Frauen gesehen, benannt, erkannt werden und die Aufmerksamkeit bekommen, die sie bekommen müssen. Die Überwindung der patriarchalischen Strukturen wird leider noch ein bisschen dauern. Grundsätzlich finde ich es schön zu sehen, dass es so viele Frauen gibt, die viele wunderbare, aus verschiedenen Perspektiven erzählte, neue Einblicke schaffen wie beim Frauen Film Fest.
Sind Festival-Jurys mittlerweile divers genug besetzt?
Thelma Buabeng: Ich kann nur von den Jurys sprechen, in denen ich in letzter Zeit mitgewirkt habe, das war beim Filmfest Hamburg, dem Bunte New Faces Award oder beim Fernsehkrimifestival. Hier war die Diversität durchaus gegeben. Seit Black Lives Matter wird in unserer Branche verstärkt auf PoCs und Menschen mit Migrationshintergrund geachtet. Dennoch reden wir im Jahr 2024 immer noch über Frauenquoten. Dass PoCs und marginalisierte Gruppen ins Blickfeld rücken, hat ja erst angefangen. Im Filmbereich ist definitiv noch viel Verbesserungsbedarf, was unsere Positionen betrifft. Das Frauen Film Fest hat die richtige Awareness gegenüber diesen Themen.
Sie sind nicht nur Aktivistin, sondern auch Schauspielerin. Können Sie alle Rollen spielen, die Sie spielen wollen? Wie hat sich Ihre Karriere entwickelt?
Thelma Buabeng: Mein absolutes Highlight war der Dreh mit Merle Grimme für „Clashing Differences“. Da hatte ich das Gefühl, ich bin am Set der Zukunft. Das Team war zum größten Teil weiblich, die Stimmung am Set war super, es gab ein Awareness-Team… Vor zehn Jahren wäre ein solches Projekt sicher nicht gefördert worden oder möglich gewesen. Grundsätzlich hat sich meine Karriere sehr positiv entwickelt. Aber klar, am Anfang wurde mir eine Klischeerolle nach der anderen angeboten und ich war froh sein, wenn ich auch einen Satz sprechen durfte. Das war hart. Jetzt spiele ich auch größere Rollen, bin sogar Kommissarin. Der ZDF-Krimi „Die Polizistin“ kommt noch dieses Jahr ins Fernsehen. Da spiele ich die Hauptrolle. Ich beklage mich nicht. Aber grundsätzlich kann sich in der Branche noch viel, viel mehr tun.
Das Gespräch führte Barbara Schuster