Marc Hosemann wird dieses Jahr mit dem Ernst-Lubitsch-Preis ausgezeichnet. Anlass genug, dem Schauspieler ein paar Fragen zu stellen…
Berühmterweise hatte Billy Wilder folgenden Zettel an der Wand hängen: „What would Lubitsch do?“. Bei welchem legendären Filmemacher würden Sie sich Rat holen, wenn Sie nicht weiterwissen?
Marc Hosemann: Bei mir hängt der gleiche Zettel an der Wand. Und seit neuestem noch: „What Would Bong Joon-ho do?“, der Regisseur von „The Host“ und „Parasite“.
Haben Sie Vorbilder?
Marc Hosemann: Meine Vorbilder als Kind waren Jerry Lewis, Stan und Olli, Mook vom Ork und Louis de Funès. Später dann Gary Grant, Richard Burton, Burt Lancaster, Robert Mitchum und die Marx Brothers. Also ziemlich nostalgisch. Jetzt bewundere ich John C. Reilly und Sam Rockwell und zwar deswegen: Weil sie komisch sind und gleichzeitig absolut traurig und ernst.
Früher brachte man Sie stets mit dem ernsten Fach in Verbindung. Neuerdings brillieren Sie vermehrt im komischen Fach. Was gefällt Ihnen daran, was sagt Ihnen mehr zu?
Marc Hosemann: Ich habe das Glück, das ich beide Sachen machen kann.
Welche Arten von Komödien sagen Ihnen zu? Was muss eine Komödie leisten? Was muss eine Komödie können, dass Sie Ihnen gefällt?
Marc Hosemann: Screwball Comedys à la „Sein oder Nichtsein” von Ernst Lubitsch sind bis heute ein Maßstab. Wenn du 82 Jahre, nachdem der Film gedreht wurde, immer noch drüber lachen kannst, dann liegt das an der Geschwindigkeit, dem Timing und der Musikalität. Eine gute Komödie funktioniert heute genau so! Dann braucht man noch eine Prise Anarchie und den Mut, es einfach zu machen. Fertig!
Barbara Schuster
Spotlight:
On the Road to Ernst-Lubitsch-Preis
Der traditionsreiche Ernst-Lubitsch-Preis wird jährlich vom Club der Filmjournalisten e. V. für die beste komödiantische Leistung in einem deutschsprachigen Kinofilm verliehen. Beim Club selbst hat sich der Vorstand um Markus Tschiedert mit Laura von Wangenheim (sie ist die Enkelin des Schauspielerehepaars Inge und Gustav von Wangenheim, der auch mit Lubitsch gearbeitet hat) und Susanne Frischmuth neu aufgestellt. Für das laufende Jahr mit Blick auf die Preisverleihung im Spätsommer wird an einigen Ideen gefeilt, unter anderem werden mit der Vergabe des Sonderpreises an Radek Wegrzyn für „Miss Holocaust Survivor“ Protagonisten des Films aus Israel als Ehrengäste der Verleihung erwartet. Mit viel Leidenschaft setzt sich der Club dafür ein, das Filmerbe von Ernst Lubitsch lebendig zu halten. Kein leichtes Unterfangen in Zeiten, in denen das Ringen um Gelder für Kulturförderung und -sponsoring die Arbeit erschwert. „Als Verein, der sich ausschließlich über Sponsoren und Spenden finanziert, sind wir immer auf der Suche nach Partnern, die unsere Veranstaltung, die seit vielen Jahren eine feste Größe des Berliner Veranstaltungskalenders ist und die sich sowohl seitens der Presse als auch auf Seiten der Künstler und Preisträger größter Beliebtheit erfreut, als Plattform nutzen möchten und uns damit helfen, das Filmerbe von Ernst Lubitsch zugänglich zu machen“, so Susanne Frischmuth. Ziel des Clubs ist es auch, jüngere Generationen für diese Art von Filmen zu begeistern, die für viele heutige Filmemacher immer noch wegweisend sind.
Alle Infos und Kontakte zum Club der Filmjournalisten sind hier zu finden.