Philip Froissant ist in der zweiten Staffel der erfolgreichen Netflix-Serie „Die Kaiserin“ wieder in die Rolle des Kaiser Franz Joseph geschlüpft. Wir blicken mit ihm zurück auf den Erfolg von Staffel eins, die Arbeit im Team und was die Serie für seine Karriere bedeutet.
„Die Kaiserin“ ist eine der erfolgreichsten deutschen Netflix-Serien und dazu auch Emmy-gekrönt. Jetzt geht es weiter, Staffel zwei ist gestartet. Was löst das für ein Gefühl bei Ihnen aus?
Philip Froissant: Das ist alles wahnsinnig aufregend und schön! Ich bin in erster Linie super neugierig auf die Reaktionen, darauf, wie die Serie aufgenommen wird. Gleichzeitig bin ich auch etwas angespannt und hoffe sehr, dass es wieder so viele Menschen erreicht und berührt. Am Ende entscheiden natürlich auch die Zuschauerzahlen, ob es nochmal in eine dritte Runde geht. Darauf hätte ich große Lust, weil es noch wahnsinnig viel zu erzählen gibt.
Wie haben Sie den Erfolg der ersten Staffel erlebt? Wenn man bei Netflix zu sehen ist, bekommt man sicher Fanpost aus allen möglichen Ländern…
Philip Froissant: Das war schon wirklich verrückt. „Die Kaiserin“ war ja erst mein zweites großes Projekt und das erste, bei dem ich Teil einer großen Marketingkampagne sein durfte. Ich erinnere mich noch genau, wie mir plötzlich Familie und Freunde aus ganz Deutschland Selfies von sich vor Plakaten mit mir geschickt haben und wie ich mich dann selbst das erste Mal an der Bushaltestelle habe hängen sehen. Das war schon surreal. Und dann ging es auf Social Media echt rund. Ich habe irre viele tolle Nachrichten aus aller Welt bekommen, und die Art und Weise, wie sich die Fans über die Serie geäußert haben, das hat mich wirklich berührt.
„Es war ein sehr intensiver Prozess.“
Wie haben Sie sich auf die ikonische Rolle des Kaiser Franz Joseph vorbereitet? Was haben Sie mit Showrunnerin Katharina Eyssen besprochen? Was sind wichtige Aspekte und Facetten?
Philip Froissant: Zu Beginn habe ich sehr viel gelesen, Franz Joseph-Biographien, aber auch Bücher über das Habsburger Reich und das Europa im 19. Jahrhundert gewälzt. Einen ersten kleinen Durchbruch hatte ich, als ich auf das Kindertagebuch von Franz gestoßen bin. Es war sehr aufschlussreich, diesen Menschen kennenzulernen, bevor er zum Herrscher wurde und auch schön zu entdecken, wie sinnlich er teilweise über bestimmte Dinge berichtete. Dann kamen Reitunterricht, Walzerstunden und Fechttraining hinzu und ich habe über Animal-Work mit meiner Schauspieldozentin Johanna Richter einen „tierischen“ Zugang zu Franz erarbeitet, also eine Art Seelentier, dass sich auch in der Körperlichkeit niederschlägt. Das alles hat ungemein dabei geholfen, in den historischen Körper hineinzufinden. Mit Katie war ich ebenfalls durchgehend im Austausch. Ich konnte mit ihr alle Entdeckungen und auch Sorgen teilen, was wirklich schön war. Aber auch mit Johannes Nussbaum und Devrim Lingnau war ich viel im Kontakt. Mit Johannes war ich sogar in Wien, um einige Orte „unserer“ Kindheit aber auch die Hofburg und unsere Grabstätten zu besichtigen. Später hatten wir dann noch das riesige Glück, mit den Londoner Coaches Giles Foreman und Liana Norton als Ensemble zusammenzuarbeiten. Dabei haben wir die verschiedenen Persönlichkeitsanteile und ihre Funktionen von Franz aufgedröselt, um die Figur plastischer und vielschichtiger zu machen. Es war schon ein sehr intensiver Prozess und ich habe wahnsinnig viel gelernt, dafür bin ich sehr dankbar.
Inwiefern hat sich die Arbeit an der zweiten Staffel von der ersten unterschieden?
Philip Froissant: Man geht schon anders rein in die zweite Staffel. Vor allem, weil wir durch den Erfolg der Serie wirklich viel Rückenwind bekommen haben. Ich war während des Drehs weniger verkopft und angespannt, konnte mich dadurch mehr fallen lassen, im Moment sein und hatte letztendlich mehr Spaß an der Arbeit. Außerdem hatte ich deutlich mehr Erfahrung und war mir meiner Tools besser bewusst. Die erste Staffel ist zudem ein sehr solides Fundament und wir konnten darauf aufbauend diesmal viel mehr in die Tiefe erzählen. Die Serie ist mit ihren Figuren gewachsen, die zweite Staffel ist erwachsener und reifer geworden. Die Fallhöhen sind einfach größer und Elisabeth und Franz machen in Staffel zwei wirklich einiges durch. Das stellt einen spielerisch vor ganz andere Herausforderungen.
Womit sind Sie aktuell beschäftigt? Gibt es neue Projekte, über die Sie schon sprechen dürfen? Und: Inwiefern hat „Die Kaiserin“ für einen Karriere-Push gesorgt?
Philip Froissant: Ich hatte das Glück, dieses Jahr meine ersten zwei Kinofilme drehen zu dürfen und habe eine Nebenrolle in Christian Petzolds neuem Film „Miroirs No. 3“ übernommen. Mit Christian zu arbeiten ist wirklich etwas sehr Besonderes. Außerdem habe ich vor kurzem auf Norderney den Debütfilm des jungen Regisseurs Kai Stänicke abgedreht. Ein historischer Film auf einer Nordseeinsel Ende des 19. Jahrhunderts. Sehr mutig und experimentell in Szenenbild und Erzählweise. Das war eine sehr aufregende Zeit und eine wirklich schöne Dreherfahrung. Ansonsten sind wir alle gerade sehr in die PR- und Marketingarbeit für die zweite Staffel „Die Kaiserin“ eingebunden, da ist einiges los. Und bald geht es bei einem weiteren Kinoprojekt auch schon in die ersten Leseproben, der Film steckt aber noch in der Finanzierung und ich darf noch nichts darüber verraten. „Die Kaiserin“ war für mich schon ein super Karriere-Push. Ich habe dadurch eine ganz neueSichtbarkeit bekommen, durch den weltweiten Erfolg, aber auch dank meiner Auszeichnung als bester Schauspieler beim Deutschen Fernsehpreis. Ich bin wirklich sehr dankbar und stolz, Teil dieser Serie zu sein und mit all den tollen Menschen vor und hinter der Kamera zusammenarbeiten zu dürfen.
Die Fragen stellte Barbara Schuster