Dafür ist die Branche nach Barcelona gekommen: Universal lieferte mit seiner Präsentation das erste Highlight der Veranstaltung, vollgestopft mir brandneuem Material.
Rauch, Feuer, Seifenblasen, Konfetti: Universal feuerte auf der Bühne des CCIB-Auditoriums bei der ersten echten Studiopräsentation der diesjährigen CineEurope wortwörtlich aus allen Rohren. Und nicht nur dort, sondern noch umso mehr auf der Leinwand. Mit einer Show, die die hohen Ansprüche eines Studios unterstrich, das mit rund 4,9 Mrd. Dollar Boxoffice der globale Marktführer 2023 und in dieser Rolle tatsächlich auch das erste Studio war, das gleichzeitig den Oscar für den „Besten Film“ (als einen von insgesamt acht für Universal-Titel) feiern konnte.
„Das beste Jahr sollte allerdings immer das nächste sein“, wie Veronika Kwan Vandenberg (President of Distribution Universal Pictures International) zu Beginn der Präsentation betonte. An Neustarts soll es jedenfalls nicht mangeln: Gemeinsam mit Partnern wie Focus Features werde man in diesem Jahr 30 Filme herausbringen, mehr als jedes andere Studio.
Ja, man befinde sich nach wie vor in „nie dagewesenen Zeiten“, bekannte Niels Swinkels (EVP & MD Universal Pictures International): Gerade in jüngerer Vergangenheit habe sich wieder etwas Verunsicherung breitgemacht, was den Zustand des Kinomarktes anbelange. Allerdings, so Swinkels, solle man sich dadurch keinesfalls in den Anstrengungen ausbremsen lassen, wieder für Wachstum zu sorgen. „Wir werden die Pessimisten erneut eines Besseren belehren. Jetzt ist es an der Zeit, in das Kinoerlebnis zu investieren, Vertrauen zu haben, Risiken einzugehen und dem Erfolg hinterherzujagen!“ Mit einer solchen Einstellung, so Swinkels, stünden wieder goldene Zeiten bevor.
Dass einer der Schwerpunkte der Präsentation auf der Musicaladaption „Wicked“ liegen würde, war abzusehen. Schon bei der CinemaCon hatte der Film im Zentrum gestanden, für den Auftritt in Barcelona wurde nun die Fläche vor dem Auditorium in eine „Wicked“-Themenwelt verwandelt, mit zahlreichen Originalkostümen vom Set. Tatsächlich bekam der Film – was seine große Bedeutung für das Studio nur weiter unterstrich – an diesem Vormittag gleich zwei Slots. Einen, in dem man vor allem einen bewegten Blick hinter die realen Kulissen warf. Und einen, in dem man die immense Marketingkampagne hinter „Wicked“ (und seinem schon 2025 folgenden Sequel) skizzierte und eine erstmals bei der CinemaCon enthüllte Promorolle zeigte.
Was übrigens beinahe schon der einzige Clip war, der sich mit jenen aus Las Vegas doppelte – tatsächlich hatte man für die europäische Leitmesse fast ausschließlich brandneues und komplett exklusives Material zusammengestellt, darunter nicht zuletzt allererste Eindrücke aus der Realfilmadaption der Hitreihe „Drachenzähmen leicht gemacht“. Wie schon bei den Animationserfolgen, die zusammen rund 1,6 Mrd. Dollar einspielten, zeichnet Dean DeBlois für Regie und Drehbuch verantwortlich.
Animation wiederum spielt bei Universal traditionell eine große Rolle, laut Swinkels kamen seit der Pandemie acht der zwölf weltweit erfolgreichsten Animationsfilme aus seinem Haus. Mit „Ich, einfach unverbesserlich 4“ steht schon bald der nächste Teil einer Ausnahmefranchise an, mit der bislang rund 4,7 Mrd. Dollar – oder durchschnittlich etwa 900 Mio. Dollar pro Film – eingespielt wurden. Gezeigt wurde ein Clip, der gerade parallel zum Start von „Alles steht Kopf 2“ veröffentlicht worden war.
Einen erheblich besseren Eindruck als noch in Las Vegas konnte man sich in Barcelona vom kommenden Animationshighlight „The Wild Robot“ (DreamWorks Animation) machen. Denn das lange Sizzle-Reel verdeutlichte nicht nur den einzigartigen Animationsstil, sondern verriet einiges über die Story eines auf einem fremden Planeten gestrandeten Roboters, der im Austausch mit der dortigen Fauna eine eigene Persönlichkeit entwickelt.
Ebenfalls brandneu waren Ausblicke auf zwei der Filme, mit denen Universal Ikonen des Gruselfilms zurück auf die Leinwand holt. Im Fall von „Wolfman“ von Horror-Hitschmiede Blumhouse Pictures in einem modernen Setting (Regisseur Leigh Whannell hatte zuvor schon für „Der Unsichtbare“ verantwortlich gezeichnet); während Regisseur Robert Eggers für „Nosferatu“ auf das klassisch-düstere Umfeld des frühen 19. Jahrhunderts setzt.
Aus Las Vegas bekannt war die Promorolle zum Blumhouse-Thriller „Speak No Evil“ (dem Remake eines dänischen Hits aus dem Jahr 2022) – allerdings bekommen Gäste der CineEurope noch ein klein wenig mehr. Genauer gesagt den kompletten Film als exklusives Screening am Donnerstag. Exklusiv war auch der allererste Ausblick auf einen der ungewöhnlichsten Titel der Präsentation: Denn „Piece by Piece“ von Morgan Neville erzählt die Lebensgeschichte von Pharrel Williams – als Legofilm. Dem insgesamt fünften und ersten unter dem Universal-Banner.
Ti West wiederum schließt mit dem Slasher „Maxxxine“ eine mit „X“ begonnene (und mit „Pearl“ in Form eines Prequels fortgesetzte) Trilogie ab, die Hauptrolle übernimmt erneut Mia Goth.
Noch ohne neue Bilder, aber mit Rückblicken auf die erfolgreichen Vorgänger (rund 760 Mio. Dollar bzw. knapp 300 Mio. Dollar Einspiel für die jeweiligen Franchises) waren „Bridget Jones: Mad About the Boy“ und „Downton Abbey 3“ in Barcelona vertreten, kurz hervorgehoben wurden (unter anderem während eines Blicks auf die lange Startliste für 2025) noch Palmengewinner „Anora“ und das kommende „Jurassic World“-Reboot, jüngster Teil der zweiterfolgreichsten Universal-eigenen Franchise nach „Fast & Furious“.
Womit es dann Zeit für ein abschließendes Highlight war – und was für eines! Als erster Stargast der CineEurope kam Produzent Graham King nach Barcelona, um (wie schon in Las Vegas) das Biopic „Michael“ persönlich vorzustellen. Doch neben der Promorolle, die bei der Show von US-Verleih Lionsgate gezeigt worden war, hatte er noch einen langen Clip dabei, der sich um den Dreh des ikonischen Musikvideos zu „Thriller“ drehte. Und wo ein NDA Meinungsäußerungen im Prinzip untersagt, ist es nicht verboten, an dieser Stelle bei Kollegen abzuschreiben, die das eher locker sehen: „It positively wowed the audience“, sagt Deadline. Widersprechen würden wir da jetzt eher nicht. Im Gegenteil.
Marc Mensch
Was sonst noch so los ist auf der CineEurope, können unsere Abonnenten übrigens in unseren exklusiven Tagebüchern lesen – denn wir sind schließlich wieder einmal als einziges deutsches Fachmagazin live vor Ort.