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REVIEW TV: „Tatort – Solange du atmest“


Neuer „Tatort“ aus Bremen mit Jasna Fritzi Bauer und Luise Wolfram als Ermittlerinnenduo. Das Drehbuch stammt von Judith Westermann.

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„Tatort: Solange du atmest“ mit Jasna Fritzi Bauer & Luise Wolfram (Credit: Radio Bremen / Claudia Konerding)

CREDITS:
Land/Jahr: Deutschland 2025; Regie: Franziska Margarete Hoenisch; Drehbuch: Judith Westermann; Produzentin: Katharina Wagner; Redakteurin: Lina Kokaly (Radio Bremen), Birgit Titze (ARD Degeto Film); Cast: Jasna Fritzi Bauer, Luise Wolfram, Helen Schneider, Via Jikeli, Pola Friedrichs, Sarina Radomski, Jonathan Berlin, Julian Greis, Luisa Böse; Casting: Suse Marquardt; Kamera: Martin L. Ludwig; Musik: Anna Kühlein; Kostüm: Ulé Barcelos; Szenenbild: Marlen von Heydenaber; Schnitt: Friederike Hohmuth; Ausstrahlung: 11. Mai 2025, 20:15 Uhr, Das Erste, ARD Mediathek.

REVIEW:
Eine Wasserleiche wird ans Ufer der Weser angespült, das Gesicht ziemlich verunstaltet. Gleichzeitig macht sich Paula (Sarina Radomski) Sorgen um ihre Mitbewohnerin Rani (Via Jikeli), die über Nacht verschwunden ist. Rani, alleinerziehende Mutter der siebenjährigen Mia (Pola Friedrichs aus „Eine Million Minuten“), hat schlimme Stalking-Erfahrungen durch ihren Ex (Jonathan Berlin) erlebt, der sie immer noch heimsucht und offenbar nun auch noch die Augen aller in Mias Zimmer hängenden Familienfotos herausgeschnitten hat. Die beiden Kommissarinnen Liv Moormann (Jasna Fritzi Bauer) und Linda Selb (Luise Wolfram) müssen erst einmal die Identität der Wasserleiche klären. Dabei schreitet vor allem Selb mit ziemlich raunzigem Tonfall ans Werk. Bald ist das Geheimnis gelüftet: Bei dem Toten handelt es sich um einen Investigativjournalisten namens Marek Kolschak, der, wie man als Zuschauer sofort weiß, eben jener Stalker-Ex von Rani war. Am nächsten Tag taucht Rani wieder auf, sie sei beim Jobcenter gewesen, das Handy habe sie verloren, erzählt sie der aufgebrachten Paula in seltsam indifferenten Tonfall. 

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„Tatort: Solange du atmest“ mit Via Jikeli und Jonathan Berlin (Credit: Radio Bremen / Claudia Konerding)

Beim „Tatort – Solange du atmest“ wird’s vielschichtig, geht es mehr in Richtung Psychothriller als klassischem Krimi. Auf jedenfall geht der Film unter die Haut. Toxische Abhängigkeit und die psychische Belastung durch Stalking werden verhandelt im Buch von Judith Westermann, die gerade mit „Drunter und Drüber“ einen kleinen Serientriumph feiert. Man weiß lange nicht, wie man die von Regisseurin Franziska Margarete Hoenisch, die 2017 für „Club Europa“ den Max Ophüls Preis gewinnen konnte und bereits sechs Folgen von „SOKO Stuttgart“ realisierte, hier aber ihren ersten „Tatort“ abliefert, und Kameramann Martin L. Ludwig wie verzerrte Albträume in Froschoptik eingeflochtenen Rückblenden einordnen soll, die stets aus der Perspektive des Opfers gefilmt sind. Denn die Opfer-Täter-Rollen sind dann doch nicht eindeutig, aus der Gestalkten wird die Stalkerin, aus dem Stalker ein offenbar hehrer Journalist, der in einem brisanten Fall um einen Drogendealer ermittelte, an dem sich bereits Kommissarin Selb die Zähne ausgebissen hat, und just unweit des Clubs ermordet wurde, wo die Polizei damals auch den jungen Drogentoten fand.

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Zwischen Moormann und Selb kriselt es: „Tatort: Solange du atmest“ (Credit: Radio Bremen / Claudia Konerding)

Die Spannung in „Solange du atmest“ wird gehalten, lässt nicht nach, wird immer weiter angezogen, auch durch die stimmige Musik von Anna Kühlein, die Ranis Zustand zwischen Einbildung und Verfolgungswahn und auch durch die Belastung als alleinerziehende Mutter gut unterstreicht. Überhaupt ist die weibliche Handschrift auffällig beim neuen Bremer „Tatort“, vor wie hinter der Kamera: Nicht nur die Positionen Regie, Drehbuch und Musik sind weiblich, auch viele Gewerke: Casting, Kostüm, Szenenbild, Schnitt, Produktion & Redaktion. Und vor der Kamera treffen Luise Wolfram und Jasna Fritzi Bauer auf Kolleginnen wie Via Jikeli als Rani und Sarina Radomski als Paula. Und auch, wenn die Kommissarinnen etwas spröde und eigenwillig daherkommen, Ecken und Kanten haben und sich in „Solange du atmest“ sogar in die Haare kriegen und einen Streit vom Zaum brechen: Man weiß ja, dass Bremer zum Lachen in den Keller gehen, dass sie eigensinnig, dickköpfig und eher einsilbig sind (laut Weser Kurier zumindest). Der Streit entlädt sich schließlich beim Krav-Maga-Kurs, den Selb mehr als überflüssig findet. Moormann braucht nur wenige Minuten, um Selb auf die Matte zu schicken. Schachmatt. Dieses Kunststück gelingt Selb wiederum am Schluss – allerdings nicht bei Kollegin, mit der sie sich längst wieder versteht.

Barbara Schuster