Fortsetzung des ORF-Hits von „Vorstadtweiber“-Mastermind Uli Brée, in der die Welt der Titelheldinnen eine 180-Grad-Wendung macht.

FAST FACTS:
• Fortsetzung des Erfolgs, von MR Film für den ORF
• Erste Staffel war erste „Online First“-Produktion des ORF
• Idee und Buch von „Vorstadtweiber“-Erfinder Uli Brée
• Mirjam Unger teilt sich die Regie dieses Mal mit Katharina Woll
• Laut Produzent Oliver Auspitz erzielte die erste Staffel bis jetzt knapp eine Million durchgestreamte Abrufe
CREDITS:
Land/Jahr: Österreich, 2025; Serienschöpfer: Uli Brée; Regie: Mirjam Unger, Katharina Woll; Cast: Anja Pichler, Mara Romei, Fanni Schneider, Theresa Riess, Ursula Strauss, Simon Schwarz, Claudia Kottal u.a.; Produktion: MR Film; Format: 10 x ca 45. Minuten; Ausstrahlungstermin: ab 17. März in Doppelfolgen auf ORF 1 und vorab, ab 16. März, auf ORF ON.
REVIEW:
Österreichs Antwort auf „Gossip Girl“. „Gossip Girl“ mit Schmäh aber, einer Prise Anarchie und Freude an der Schadenfreude. Aber auch die menschliche Seite wird nicht vergessen, Krisen, die man beim Heranwachsen hat, Fragen, wo sein Platz in der Familie ist… Nachdem es den beiden BFFs Jenny (Anja Pichler) und Vero (Mara Romei), Mädels aus einfachen Verhältnissen, aber großen Träumen von Reichtum und Wohlstand, in Staffel eins gelungen ist, die stinkreiche Familie Sund mit ihren eigenen Mitteln zu schlagen, sind die Verhältnisse zu Beginn von Staffel zwei entsprechend anders. Für Penelope, genannt Nelly, ist nichts mehr mit schlafen, chillen, shoppen. Passé sind Partys, Alkohol und Drogen. Tellerwaschen ist angesagt. Nachdem der Vater (Simon Schwarz) in vorbildlicher Benko-Manier zum Pleitier wurde und hinter Gittern sitzt, muss das Töchterchen gucken, wo es Unterschlupf findet. Ihre Schwester Tiz (Theresa Riess) hat sich derweil in Vero verguckt, die sie einlädt in ihr „neues Zuhause“, der Villa von Opa Siegfried, dem Vater ihrer Ex-Chefin (Annabelle Mandeng), zu dem sie ein super Verhältnis hat und der ihr kurzerhand seinen Rolls-Royce schenkt. Urgeil alles. Doch Jenny befindet sich mit ihrem Coup auf dünnem Eis. Pleitiers-Gattin und Kunstmäzenin Doris (herrlich gespielt von Ursula Strauss) hat den Braten nämlich gerochen mit Jennys falscher Identität und fordert das ihr abgeluchste Geld zurück. Doch einstweilen bleibt ihr nichts anderes übrig, als sich bei Jennys Mutter Sandra (Claudia Kottal) einzuquartieren. Gemeindebau statt Villa steht an der Tagesordnung.

„Biester“ wurde vom ORF in Verlängerung geschickt, nachdem Teil eins mit Erfolg vor allem in der Online-Nutzung lief. Die Serie war die erste „Online First“-Produktion des öffentlich-rechtlichen Senders (linear waren die Quoten weniger überragend, aber auch nur, weil die kompletten zehn Folgen bereits einen Monat lang auf ON waren). Wie „Vorstadtweiber“ stammt die Idee von „Biester“ von Uli Brée, wie „Vorstadtweiber“ zeichnet die Beta-Tochter MR Film (Andreas Kamm, Oliver Auspitz; ausführende Produzentin: Catrin Strasser) für die Produktion verantwortlich. Staffel eins war am 1. Januar 2024 bei ORF ON vom Stapel gelaufen und nach ORF-Angaben mehrmals Marktanteil-Sieger bei den Jungen. Die ersten beiden Folgen, die für die Besprechung zur Verfügung standen, wurden wieder von der bewährten Mirjam Unger inszeniert, die bereits maßgeblich Staffel eins geprägt hatte (damals gemeinsam mit Andreas Kopriva). In Staffel zwei hat Katharina Woll die Regie-Aufgabe mit übernommen, die mit „Alle wollen geliebt werden“ ihren vielbeachteten Abschluss von der dffb machte, der 2022 auf dem Filmfest München uraufgeführt wurde, auf zahlreiche Festivals weiterreiste und vor allem Hauptdarstellerin Anne Ratte-Polle viele Preise bescherte.

„Biester“ lebt auch in der Fortsetzung von den vier jungen Darstellerinnen Pichler, Romei, Schneider und Riess, die frischen Wind in die öffentlich-rechtliche Serienlandschaft bringen. Aber die ihnen zur Seite gestellten „gestandenen“ Kolleg:innen wie Ursula Strauss, Simon Schwarz, Claudia Kottal und Aleksandar Petrovic sind nicht weniger gut, sorgen sie vor allem für die humorvolle Note in der Geschichte. Dass sie Spaß an ihren Rollen haben, sieht man. Wie sich Strauss erst ziert, in der shabby-chic Wohnung von Kottal Platz zu nehmen und sich dann doch so richtig wohlfühlt im schlechten Versace-Verschnitt-Trainingsanzug. Oder wie Schwarz und Petrovic als Knacki-Brüder versuchen, an eine Fußfessel zu kommen und beide ihre Probleme mit der Höhe der täglichen Miete des neuen „Schmuckstücks“ haben. Für nichts ist man sich zu schade, über Leichen gehen sie alle und jeder steht sich doch immer noch selbst am nächsten, wobei sich in Staffel zwei die Welten „der da oben“ und „der da unten“ vermischen. Highs and Lows in Life. That’s „Biester“.
Barbara Schuster