25. Folge der „Stralsund“-Krimis von Network Movie. Erstmals führt Štěpán Altrichter Regie bei dem erfolgreichen Langläuferformat des ZDF.

FAST FACTS:
• 25. Folge der Krimireihe „Stralsund“
• Štěpán Altrichter führt erstmals Regie
• Tolle Jungdarsteller im Ensemble: Maja Bons, Gustav Schmidt, Julius Nitschkoff
CREDITS:
Land/Jahr: Deutschland 2025; Regie ŠtěpánAltrichter; Drehbuch: Martin Behnke, Marc Zwinz; Produktionsfirma: Network Movie; Cast: Sophie Pfennigstorf, Alexander Held, Jakub Gierszal, Maja Bons, Julius Nitschkoff, Gustav Schmidt, Dirk Borchardt, Petra Hartung, Stephan A. Tölle, Aline Staskowiak, Caro Cult u.a.; Kamera: Manuel Mack; Kostüm: Noemi Lara Streber; Szenenbild: Benjamin Speiswinkel; Schnitt: Jan von Rimscha; Musik: Oliver Kranz; Ausstrahlung: 10. Mai 2025, 20.15 Uhr; ZDF
REVIEW:
Man fühlt sich gleich ein bisschen wie in der Küche von „The Bear“, zu Beginn des neuen Stralsund-Krimis „Blutgeld“, bei dem Štěpán Altrichter erstmals Regie führte (Kamera: Manuel Mack). Zack Zack geht es zu in der Küche eines Ausbildungsbetriebs für straffällig gewordene Jugendliche, die ein Plakat mit dem Schriftzug „Es gibt kein Ich in Wir“ an der Wand hängen haben und Essen kochen für Kindergärten, Altenheime, Gefängnisse oder auch die Polizei (gewürzt wird dieses Essen gerne mit einer Prise Rotze), blitzsaubere Mucke wie „Kiddies im Block“ von Feine Sahne Fischfilet im Hintergrund. Tim, genannt „Butscher“, (Julius Nitschkoff), Sohn des Chefs der Busch Küchenbetriebe, hat hier mehr oder weniger das Zepter in der Hand. Er ist heimlich liiert mit Alfie (Maja Bons), die von ihrem Dasein als Tochter aus gutem Hause geflohen ist und lieber im Zappelfisch, einem von Buschs Restaurant-Betriebe, arbeitet. Als sie Tim bei der Buchhaltung hilft, ihr Ungereimtheiten in den Büchern auffallen (Alfie ist ein Mathe-Genie, ihr Vater ein berühmter Wirtschaftsanwalt) und kurz darauf der von ihr kontaktierte Steuerberater vom Balkon in den Tod stürzt, nimmt der Fall seinen Lauf.
Von der Handlung sei nicht allzu viel verraten. Sophie Pfennigstorf, die nach dem Ausstieg von Katharina Wackernagel seit Episode 21 zu den Stralsund-Krimis als Kommissarin Jule Zabek stieß und der man mit ihrer down to earth-Art wirklich gerne zusieht, und Alexander Held als Kripo-Chef, der die Ruhe weghat, ermitteln in „Blutgeld“ mit dem von Jakub Gierszal gespielten polnischen Kollegen Nowak, der im europäischen Beamtenaustausch von Kattowitz nach Stralsund geschickt wurde und dort ziemlich aneckt mit seiner forsch-gewitzten Art. Schnell wird klar, dass bei den Küchenbetrieben Busch was faul ist. „Lokalmatadore“, nennt sie Helds Karl Hidde, berühmt-berüchtigt in Stralsund, als früheres Mitglied der „Jungschen“ aus dem nach der Wende zum sozialen Brennpunkt verkommenen Stadtteil Knieper, die mit Geschäften im legalen Graubereich dafür gesorgt haben, dass das Viertel nicht vor die Hunde gegangen ist. Aus dem legalen Graubereich ist mittlerweile ein hoch illegaler Rotbereich geworden mit Geldwäsche für die richtig fiesen Typen des organisierten Verbrechens, wo im großen Stil mit Drogen gehandelt wird und auch Kehlen mit langen Messern durchgeschnitten werden.
Klar, dass Nowak und Zabek auf wenig Gegenliebe stoßen, als sie ihre Befragung in Buschs Küche aufnehmen. Da wird’s gleich handgreiflich, vor allem mit dem Mann fürs Grobe, Dennis „Auge“ Jorga (gespielt von „Crystal Wall“-Hauptdarsteller Gustav Schmidt), der dem „Polacken“ gleich mal eine vor den Latz knallt. Das Ermittlertrio in seiner Unterschiedlichkeit ist das Salz in der Suppe – gerade Jakub Gierszals Nowak macht Spaß. In Altrichters Ensemble glänzen aber vor allem die jungen Darsteller, Maja Bons und Julius Nitschkoff, die in ihrer verbotenen Liebe ein bisschen Romeo-und-Julia-Flair ins trist-verregnete Stralsunder Kiez Knieper bringen und das Drehbuch von Martin Behnke und Marc Zwinz mehr die Familientragödie mit schwierigen Eltern-Kind-Beziehungen erzählen lässt als einen reinen Kriminalfall. Kleinigkeiten wie der wie aus dem Bilderbuch gekleidete biedere Finanzbeamte im braunen Spießerpulli mit Krawatte (Kostümbild: Noemi Lara Streber), der Kollegen traurige Nelken auf den Schreibtisch stellt, oder Nowaks Vorliebe für koffeinhaltige Energie-Drinks, die sogar irgendwann im Lauf der Story die Lebensgeister von Kollegin Zabek zurückbringen dürfen, machen die spezielle Färbung von „Blutgeld“ aus. Die eher düster gehaltenen Bilder und Sets, in die Altrichter (er bereitet mit „Runner“ gerade einen Kinofilm vor) seine Darstellenden setzt, verleihen dem Krimi eine stimmungsvolle Scandic-Noir-Atmosphäre, die ein wenig aus dem 20.15-Uhr-Konzept tanzt. Wir drücken Zabek, Nowak & Hidde die Daumen, dass auch bei ihnen der Slogan „Es gibt kein Ich in Wir“ nachhaltig greift. Die Chancen stehen gut: Der nächste Krimi der Reihe, „Dunkle Tiefen“, wartet schon in der Pipeline.
Barbara Schuster