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REVIEW TV: „Morden auf Öd – Tag der Abrechnung“


Creator und Drehbuchautor Holger Karsten Schmidt hat zusammen mit Regisseur Richard Huber RTL Deutschland eine Crime-Perle kredenzt. „Morden auf Öd“ mit Paula Kalenberg und Max Hubacher in den Hauptrollen ist ein echter Volltreffer geworden.

Morden auf Öd
V.l.: Steffen Münster, Detlev Buck, Paula Kalenberg und Max Hubacher in „Morden auf Öd“ (Credit: RTL / Manju Sawhney)

CREDITS:
Auftraggeber: RTL Deutschland; Produktion: 307production; Produzentinnen: Simone Höller, Anemone Krüzner, Polli Elsner, Executive Producer: Nico Grein; Redaktion: Greta Gilles; RTL-Leitung: Hauke Bartel; Junior Producerin: Cara Wiemann; Creator und Drehbuchautor: Holger Karsten Schmidt; Regie: Richard Huber; Casting: Iris Baumüller; Kamera: Hendrik Kley; Cast: Paula Kalenberg, Max Hubacher, Detlev Buck, Steffen Münster, Lars Rudolph, Meral Perin, Kalle Perlmutter, Timo Jacobs, Franziska Hartmann, Sebastian Zimmler, Sophie Lutz; Start: 1.4.25 auf RTL+ & 8.4.25 um 20.15 Uhr auf RTL

REVIEW:
Der Privatsender RTL hat jetzt mit „Morden auf Öd – Ein Insel-Krimi“ sein eigenes Crime-Format von Drehbuch-Mastermind Holger Karsten Schmidt („Die Toten von Marnow“, „Gladbeck“), der den Öffentlich-Rechtlichen regelmäßig riesige Quoten-Erfolge wie „Nord bei Nordwest“, „Lost in Fuseta“ oder „Harter Brocken“ beschert. Sein Krimi für den „Tödlichen Dienst-Tag“, wie RTL seinen Wochentag mit Crime-Reihen wie „Dünentod“ oder „Miss Merkel“ nennt, hat Paula Kalenberg und Max Hubacher in den Hauptrollen und ist ein echtes TV-Vergnügen geworden.

Etwas ist faul im Staate Öd

Auf der fiktiven Insel Öd wird in der Nordsee ein Boot mit einer Leiche an den Strand gespült. Der junge Polizist Klaus Hansen (Max Hubacher) findet den toten Mann, kontaktiert seine beiden älteren Kollegen Rolf Benz (Detlev Buck) und Jürgen Benz (Steffen Münster), die eine Idee haben. Anstatt die Leiche zu bergen, schieben sie das Boot einfach wieder zurück ins Meer. Denn es gilt eine weiße Weste gegenüber den anderen konkurrierenden Nordsee-Inseln zu wahren, um in der Kriminalitätsstatistik vorne zu bleiben.

Morden auf Öd
V.l. Steffen Münster, Detlev Buck, Max Hubacher und Paula Kalenberg in der RTL-Krimi-Reihe „Morden auf Öd“ (RTL / Manju Sawhney)

Ein Scherz? Das weiß man bei den Polizisten Rolf und Jürgen Benz anfangs nicht so recht. Und es ist eine der Stärken der neuen Krimi-Reihe „Morden auf Öd“, die es früh versteht, eine Stimmung zu erschaffen, in der Szenen ganz ernst gemeint sein oder teils auch entspannenden Humor verbreiten können. In letzterer Stimmung kommt beispielsweise Protagonistin Maja Stein (Paula Kalenberg) mit der Fähre auf der Insel an.

Paula Kalenberg bringt die Aufklärung

Eigentlich hätte sie nach Hamburg versetzt werden sollen. Aber widrige Umstände bringen sie nach Öd, wo sie als offene, aufgeschlossene und vielsprechende Polizistin gleich mit der Skepsis der dortigen Kollegen zu kämpfen hat. Wegen eines Rohrbruchs im eigentlichen Gästehaus quartiert sie sich kurzerhand bei dem stoischen Kollegen Klaus Hansen ein, was erstes Konfliktpotenzial andeutet.

Aber für romantische Verwicklungen ist in der ersten von zwei bestellten „Morden auf Öd“-Folgen namens „Tag der Abrechnung“ gar keine Zeit, weil es in dem Fall schnell ans Eingemachte geht. Regisseur Richard Huber ist ein Vertrauter Holger Karsten Schmidts, der bei der Inszenierung mit einer großen Sorgsamkeit vorgeht: Sei es in der Charakterzeichnung der Hauptfiguren, sei es im Filmen der zahlreichen Natur-Schönheiten des fiktiven rauen Inselparadieses (die Ostseeinsel Fehmarn stand Pate) oder den intimeren Dialogmomenten.

„Das Leben ist wie eine Schaufel“

Auch wenn die Inszenierung anfangs etwas Kontemplatives hat, viel an der frischen Luft unterwegs ist, Bilder und Score Entspannung suggerieren, Kalenberg und Hubacher in ihren gegensätzlichen Persönlichkeiten gut harmonieren und man sich wünscht, den beiden Ermittlern noch ein paar Jahre bei Fällen von solch einem Kaliber folgen zu dürfen, haben die Hintergründe um die angespülte Leiche vor allem etwas Fatalistisches.

Wie sagt es Detlev Bucks gealterter Inselpolizist Rolf Benz einmal so schön: „Das Leben ist wie eine Schaufel“. Womit er erst einmal Verwirrung in seinem Umfeld stiftet, für Filmfans aber natürlich den Italowestern-Klassiker „Zwei glorreiche Halunken“ echot: „Es gibt zwei Arten von Menschen. Die einen haben einen geladenen Revolver und die anderen buddeln.“

Morden auf Öd
Mit dem Female Gaze ausgestattet: Paula Kalenberg (Credit: RTL / Manju Sawhney)

Diese Härte findet sich hinter der schönen Inselfassade in Ansätzen auch in „Morden auf Öd“ wieder. Zum einen zum Beispiel in den beiden von Kalle Perlmutter und Klaus Tange gespielten dänischen Gangstern, die aus einem Sergio-Leone-Western entlaufen sein könnten. Ihre ausgemergelten, mit Narben geschmückten Gesichter sind echte Kunstwerke. So dünn auch nur die Striche ihrer Charakterskizzen sind. Für diesen Fall reichen sie völlig aus und erfüllen ihre Funktionen.

Simone-Höller-Produktion

In der Produktion von Simone Höllers 307production begeistern neben Detlev Buck aber schon am meisten die beiden Hauptdarsteller. Paula Kalenberg wartet eigentlich noch immer auf die eine Homerun-Rolle, mit der sie das Kino oder Fernsehen prägen könnte. Ihre Maja Stein hätte auf jeden Fall das Potenzial dafür.

Die unterschätzte Polizistin versteht mit ihrem scharfsinnigen Female Gaze schneller noch als das Publikum, was tatsächlich auf der Insel geschieht. Zu ihrer Lebendigkeit und Wärme passt sehr gut die stoische und wortkarge Art von Max Hubachers Klaus Hansen, der anfangs mit Capri-Sonne in der Hand als Man Child gezeichnet wird, im Laufe des ersten 90-Minüters aber ebenfalls über sich hinauswächst.   

Der erste 90-Minüter „Tag der Abrechnung“ startet am 1. April auf RTL+ und am 8. April auf RTL um 20.15 Uhr. Der zweite 90-Minüter „Die Heimsuchung“ gibt es ab 8. April auf RTL+ und am 15. April zur Primetime auf RTL.

Michael Müller