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REVIEW TV: „Finsteres Herz – Die Toten von Marnow 2“

Die erste Staffel von der erfolgreichen ARD-Crime-Serie „Die Toten von Marnow“ mit Petra Schmidt-Schaller und Sascha Geršak war eigentlich perfekt. Wie sich die bewährten Macher bei der zweiten Staffel geschlagen haben, die am Samstag im Ersten startet, lesen Sie jetzt in unserer Review.

Finsteres Herz - Die Toten von Marnow 2
Petra Schmidt-Schallers Ermittlerin (r.) schützt eine Zeugin (Credit: NDR/Oliver Feist/Claire Jahn)

CREDITS:
Auftraggeber: NDR, ARD Degeto Film für Das Erste; Produktion Polyphon Film – Beatrice Kamm (Produzentin), Hajo Kensche (Producer); Buch: Holger Karsten Schmidt; Regie: Andreas Herzog; Redaktion: Donald Kraemer (NDR), Claudia Gräßel (ARD Degeto Film), Christoph Pellander (ARD Degeto Film); Cast: Petra Schmidt-Schaller, Sascha Geršak, Sabrina Amali, Bernhard Conrad; Förderung: Nordmedia, MV Filmförderung; Start: 7.12.24 im Ersten, in der ARD-Mediathek seit 29.11.24

REVIEW:
In den vergangenen Jahren gab es vielleicht eine Handvoll Serien, deren Verantwortlichen man zurufen wollte: Bitte genauso lassen! Keine weiteren Staffeln! Denn die Geschichte und die Figuren waren ziemlich perfekt auf den Punkt erzählt und hallten von sich aus weiter nach. Aus Hollywood gehörten die ersten Staffeln von „Yellowjackets“ und „The Bear“ dazu. Auf deutscher Seite galt das für „Der Pass“ und eben jene Crime-Serie „Die Toten von Marnow“ von Drehbuch-Mastermind Holger Karsten Schmidt, die jetzt unter dem Titel „Finsteres Herz“ eine zweite Staffel bekommen hat.

Die kongenial gespielten Kriminalhauptkommissare Lona Mendt (Petra Schmidt-Schaller) und Frank Elling (Sascha Geršak), die in der ersten Staffel in einem komplexen Mordkomplott ermittelten, waren eigentlich auserzählt und von ihren Machern bis an den Abgrund und darüber hinausgetrieben worden, was in diesen Dimensionen selten im Fernsehen passiert. Auch Drehbuchautor Holger Karsten Schmidt empfand die Figuren eigentlich als auserzählt, ging aber nochmal in sich, als sein Verlag wegen der großen Nachfrage zum dazugehörigen Roman der ersten Staffel um eine Fortsetzung bat.

War auf einem ästhetischen Level bei der ersten „Die Toten von Marnow“-Staffel der Gegensatz zwischen der sommerlicher Baggersee-Stimmung mit sonnendurchfluteten Bildern und der brutal-blutigen Mordserie besonders einprägsam, friert es jetzt in der Fortsetzung. Holger Karsten Schmidt hat sich mit seinem Regisseur Andreas Herzog für eine interessant verschachtelte Erzählstruktur entschieden, bei der die liebgewonnenen Ermittler aus der ersten Staffel gleich zu Anfang kaltgestellt werden, fortan aber weiter in Rückblenden präsent sind, während mit den Sonderermittlern Maja Kaminski (Sabrina Amali) und Hagen Dudek (Bernhard Conrad) ein neues Duo auf den Plan tritt.

Finsteres Herz - Die Toten von Marnow 2
Sabrina Amali (l.) und Bernhard Conrad sind das neue Ermittlungsduo (Credit: NDR/Oliver Feist/Claire Jahn)

Im Zentrum des neuen Falls steht das 12-jährige bulgarische Waisenmädchen Sarah (Greta Kasalo), dem sich Mendt und Elling annehmen. Beim Versuch, sie als Kronzeugin zu schützen, werden aber sowohl Mendt als auch Elling angeschossen. Einerseits sehen die Zuschauenden in der zweiten Staffel jetzt das neue Ermittlerpaar Kaminski und Dudek, das die Zusammenhänge hinter diesem Überfall zu verstehen versucht, während in den Rückblenden Mendt und Elling gezeigt werden, die ihrerseits ihre Ermittlungen anstellen.

Was jetzt erzählerisch komplex klingt, fügt sich aber in der Serie wunderbar organisch und befeuernd ineinander, weil auf den verschiedenen Zeitsträngen unterschiedliche Informationen gestreut sind und sich für das Gesamtbild ergänzen. Die größere Herausforderung stellt dar, dass zwar das fantastisch-fertige Ermittlungsduo aus der ersten Staffel durch die Rückblenden präsent bleibt, gegen das aber die beiden neuen Ermittler eher durchschnittlich bis farblos daherkommen.

Finsteres Herz - Die Toten von Marnow 2
Die Familienszenen gehören zu den stärksten Szenen überhaupt in der zweiten „Die Toten von Marnow“-Staffel (Credit: NDR/Oliver Feist/Claire Jahn)

Tatsächlich bekommt das Publikum aber durch die Rückblenden erstaunlich viel Screentime vom bewährten Ermittlerteam, das die Verwicklungen um die kleine Sarah bis nach Bulgarien nachverfolgt und dem Verbrecher-Ring dahinter auf die Spur kommt. Aber die schauspielerisch stärksten Momente zwischen Petra Schmidt-Schaller und Sascha Geršak sind die zwischenmenschlichen: Am morgendlichen Küchentisch mit der Familie, im Zwiegespräch mit der Tochter oder im angenehmen Dauer-Clinch mit Ellings gesundheitlich angeschlagenen Mutter Helga, die bewegend brüchig, aber auch lebendig von Christine Schorn dargestellt wird.

Besaß die ersten Staffel von der Optik, der Landschaft und dem Score her fast ein westernhaftes Flair, geht es bei der zweiten Staffel auch durch das eher winterliche und düstere Wetter und den nochmal härteren Fall eher in Richtung italienischer Giallo-Thriller, wobei am meisten dazu der wieder sehr stimmige Score (Martin Tingvall) und die starken Bilder (Claire Jahn) beitragen. „Finsteres Herz – Die Toten von Marnow 2“ reicht nicht an die erste Staffel heran. Aber wenn man denn eine Fortsetzung machen musste, lässt sich mit diesem unterhaltsam-fesselnden und äußerst melancholisch gestimmten zweiten Fall sehr gut leben.

Michael Müller