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REVIEW TV: „Cat’s Eyes“

Eine der aufwendigsten neuen französischen Serienproduktionen ist das Heist-Format „Cat’s Eyes“, das seine Wurzeln im japanischen Anime- und Manga-Bereich besitzt. Die drei im Mittelpunkt stehenden Diebesschwestern erinnern dabei an den Netflix-Hit „Lupin“ und kommen zum ZDF.  

Cat's Eyes
V.l.: Claire Romain, Camille Lou und Contance Labbé in „Cat’s Eyes“ (Credit: TF1)

CREDITS:
Auftraggeber: TF1, Prime Video; Produktion: Big Band Story – Benjamin Dupont Jubien, Mehdi Sabbar; Creator: Michel Catz ; Regie: Alexandre Laurent; Drehbuch: Michel Catz, Justine Kim-Gautier, Antonin Martin-Hilbert, Anne-Charlotte Kassab, Coline Dussaud, Audrey Gagneux; Vorlage: Tsukasa Hojo; Cast: Camille Lou, Contance Labbé, Claire Romain; Weltvertrieb: Newen Connect; Episodenanzahl: 8; deutscher Sender: ZDF; Deutscher Start: noch offen

REVIEW:
1980er- und 1990er-Jahre-Nostalgiker werden sich in Deutschland an die Zeichentrickserie „Ein Supertrio“ über die Kisugi-Schwestern erinnern, die erst auf RTL Zwei, dann auf Tele 5 in engen Outfits Kunstschätze stahlen. Das Ganze basiert auf dem Abermillionen mal verkauften japanischen Kult-Manga von Tsukasa Hojo, den jetzt der französische Fernsehsender TF1 und Prime Video als aufwendige Live-Action-Serie neuverfilmen ließen. Es ist eines der bis dato kostspieligsten Projekte des Senders.

Die achtteilige Serie „Cat’s Eyes“, an dem sich in Deutschland das ZDF den Zugriff sicherte, hat das Setting von Japan nach Paris verlagert. Camille Lou, Constance Labbé und Claire Romain spielen die drei sich auseinandergelebt habenden Chamade-Schwestern, die wieder zusammenfinden, weil sie gemeinsam über das Stehlen der Kunstschätze hinter die Identität der Mörder ihres Vaters kommen wollen.

Der Vater von Alexia, Tam und Sylia verschwand vor zehn Jahren auf mysteriöse Weise bei einem Brand in dessen Kunstgalerie am Eiffelturm. So bekommen es die Schwestern bei ihren akrobatischen Recherchen, indem sie die Kunstschätze von damals für Hinweise wieder zusammenstehlen wollen, nicht nur mit Gangstern, sondern auch der aufmerksam werdenden Polizei zu tun.

Cat's Eyes
Zwei große auf die kleine Schwester (Credit: TF1/Jean Philippe Baltel)

Heist-Serien, die sich um spezifisch geplante Einbrüche drehen, sind spätestens sein den Netflix-Hits „Haus des Geldes“ oder „Lupin“ wieder stärker im Trend. Wobei „Cat’s Eyes“ vor allem an letzteres Format mit Omar Sy erinnert: Es ist das gleiche Setting in Paris, es gibt aufwendig gezeigte Heists, die meistens die Episodenhöhepunkte darstellen. Gleichzeitig sind die Protagonistinnen wie schon Meisterdieb Lupin durch eine sehr persönliche Familiengeschichte motiviert.  

Dabei ist die französische Serie eher leichter an Action. Anstatt auf die ganz spektakulären Stunts zu gehen, setzt Creator Michel Catz lieber auf großzügige Set-Pieces, die vor allem auch touristische Hotspots wie den Eiffelturm oder das Schloss Versailles geschickt zu nutzen wissen. „Cat’s Eyes“ ist vor allem ziemlich unterhaltsam und emotional involvierend, weil die drei sympathischen Schwestern schnell ans Herz wachsen und man die Daumen bei den Missionen drückt.

Cat's Eyes
Bei der Arbeit: die Chamade-Schwestern (Credit: Caroline Dubois/Big Band Story/TF1)

Das wieder zart wachsende Schwesternband zwischen den drei Protagonistinnen bildet den emotionalen Kern des Ganzen. Mit eine der besten Szenen ist dann auch ein Karaoke-Triell in einem Pub, wo sich die Figuren von Camille Lou, Constance Labbé und Claire Romain aufs Neue verknüpfen. Schwächer, wenn auch narrativ nachvollziehbar sind die vor allem für dramaturgische Zwecke eingebauten Beziehungen zu männlichen Freunden und Ex-Freunden, die unter anderem bei der Polizei arbeiten.

So ist es vor allem ein Schaulaufen für die drei Hauptdarstellerinnen, die entweder in den ikonografisch hautengen Spandex-Anzügen ihre Kunst-Räubereien durchziehen oder sich noch deutlich wilder zur Tarnung verkleiden müssen, um an die Kunstschätze heranzukommen. Lou, Labbé und Romain haben eine gute Chemie. So richtig bekannt sind die drei in Deutschland aber noch nicht.

Camille Lou könnte man aus der kurzlebigen Sat.1-Krimiserie „Biarritz – Mord am Meer“ oder aus dem Komödien-Hit „Meine schrecklich verwöhnte Familie“ kennen. Constance Labbé, die die älteste der drei Schwestern spielt, hat in Frankreich viel Fernsehen gemacht, zum Beispiel das Format „The Cell“. Claire Roman ist der Shooting Star aus der Arte-Serie „Polar Park“ und startet gerade erst durch.

Interessanterweise setzt Regisseur Alexandre Laurent weniger auf die Manga- und Anime-Ästhetik der Vorlage und filmte vieles eher klassisch. Ab und an sind aber schöne Ausreißer drin, wenn etwa Claire Romains Figur in einer Art Schulmädchen-Outfit durch die opulenten Räumlichkeiten von Versailles flitzt, die Kamera hinterherjagt und dazu der The-Knack-Song „My Sharona“ läuft. Die Gegenspieler der Schwestern sind dagegen schon eher comichafter und nur zweidimensional gezeichnet: eine eiskalte psychopathische Killer-Blondine für die Drecksarbeit und ein glanzloser Oberbösewicht.

Michael Müller