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REVIEW TV: „Blutspur Antwerpen“


Spannender Krimi mit Marie-Lou Sellem und Miguel Francisco mit Antwerpen als tollem Backdrop, der sie schmutzige Machenschaften mit Blutdiamanten aufdecken lässt.

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„Blutspur Antwerpen“ mit Marie-Lou Sellem und Miguel Francisco Bata (Credit: ARD Degeto Film/Nicolas Velte)

CREDITS:
Land/Jahr: Deutschland 2025; Regie: Anna-Katharina Maier; Drehbuch: Daniel Schwarz, Thomas Schwebel, Cast: Marie-Lou Sellem, Miguel Francisco, Maéva Marie Mathilde Roth, Karmela Shako, Amelie Hennig, Sheri Hagen, Kirsten Block, Hyun Wanner, Moisej Bazijan, Eric Godon, Martin Swabey, Bertrand Leplae, John Dobrynine, Eszter Popp, Carl-Philpp Wenger, Isabelle Barth, Pahuni Olivier, Kongolo Kakesse, Marieke Dilles u.a.; Casting: Karimah El-Giamal, Michaël Bier; Kostümbild: Nathalie Leborgne; Szenenbild: Ilse Willcox; Kamera: Anton Klima; Schnitt: Lukas Meissner; Produzenten: Friedrich Wildfeuer, Karsten Rühle, Redaktion ARD: Claudia Luzius (ARD Degeto), Christoph Pellander (ARD Degeto); Sender: Das Erste; Sendetermin: 22. März 2025

REVIEW:
Anna-Katharina Maier
 kann man getrost „gut im Geschäft“ bezeichnen. Seit ihrem Abschluss an der HFF München 2016 mit dem 25-minütigen Kurzfilm „Familie – Die Quittung“ hat sich die deutsche Regisseurin eine beeindruckende Fernsehkarriere aufgebaut. Dabei hat sie auch einen kleinen Hang zu Österreich, inszenierte die deutsch-österreichischen Komödien „Trauung mit Hindernissen“, deren Fortsetzung „Eltern mit Hindernissen“ und zuletzt sehr erfolgreich beide Staffeln von „Tage, die es nicht gab“ (mit Mirjam Unger), für deren erste es eine Regie-Romy gab (Staffel zwei wird im Herbst ausgestrahlt). Allesamt Produktionen, an denen die ARD beteiligt bzw. Auftraggeber ist. Dem Sender bleibt sie bei dem Krmi „Blutspur Antwerpen“ treu, der Maier, der Titel verrät’s, nach Belgien führte und mit einem deutsch-belgischen Cast arbeiten ließ.

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„Blutspur Antwerpen“ (Credit: ARD Degeto Film/Nicolas Velte)

Ein Krimi mit gesellschaftskritischer Note ist „Blutspur Antwerpen“, produziert von Constantin Television (Friedrich Wildfeuer und Karsten Rühle). Der Abbau von Diamanten, vor allem der Handel mit Blutdiamanten, die aus dem Kongo in den reichen Westen geschleust werden, steht im Zentrum der Story, verknüpft mit unmenschlicher, oft zum Tode führender Kinderarbeit. Diamantenhandel hat in Antwerpen eine lange Tradition. Die Stadt, in der 1928 der Antwerpsche Diamantkring gegründet wurde, die erste und bis heute größte Diamantenbörse der Welt, ist passender Schauplatz für das von den Drehbuchautoren Daniel Schwarz und Thomas Schwebel klug arrangierte Setting.

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Sheri Hagen in „Blutspur Antwerpen“ (Credit: ARD Degeto Film/Nicolas Velte)

Kriminalhauptkommissarin Louma Shapiro (Marie-Lou Sellem) steht kurz vor einer Beförderung, denkt sie. „Dieses Mal können sie mich nicht übergehen“, sagt sie ihrer Tochter, die ihre Mutter mal wieder mega unentspannt findet – dem Fahrstil nach zu urteilen, ist Louma es auch. Gutgelaunt und mit einem erfrischenden Selbstbewusstsein betritt sie das Büro der Chefin, die in Ruhestand geht. Ein Blick in ihr Gesicht und Louma weiß, was die Stunde geschlagen hat. Beförderung futsch, der Kollege „von und zu“ wurde bevorzugt, weil der die besseren Kontakte in die Politik hat. Das sitzt. Ein neuer Mordfall, der am Morgen in Antwerpens Hafen geschehen ist, lenkt sie ab. Ein angesagtes Männermodel, Jean-Bapiste, wurde beim Joggen erschossen. 

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„Blutspur Antwerpen“ (Credit: ARD Degeto Film/Nicolas Velte)

Allein schon der Tatort sagt alles, wenn man dann ahnt, in welche Richtung die Mordermittlungen laufen. So oft, wie Kameramann Anton Klima – ein routinierter Krimi-Spezialist, der auch schon bei den ARD-Reihen in Amsterdam und Kroatien am Werk war – das fantastische Port House als Backdrop einblendet, kann man nicht umhin, Assoziationen eines glitzernden Diamantclusters zu haben, die Star-Architektin Zaha Hadid mit ihrer phänomenalen Gebäudeerweiterung des historischen Hafenhauses hervorruft. Dass die zweitgrößte Stadt Belgiens nicht nur für Rubens und avantgardistische Mode, sondern vor allem als Weltzentrum des Diamantenhandels bekannt ist, steht dann auch im Zentrum von „Blutspur Antwerpen“. Geschickt biegt die Story ab in Richtung der Halbschwester des Ermordeten, Kisha (Karmela Shako, toll besetzt von Karimah El-Giamal), die am Vortag des Mordes aus dem Kongo eingereist ist, wo sie drei Jahre für eine belgische Diamantenfirma gearbeitet hat, durch politischen Aktivismus jedoch auf die offizielle Terrorliste der kongolesischen Regierung gesetzt wurde. Als Kronzeugin ist sie auf dem Weg nach Den Haag zum Internationalen Strafgerichtshof, um den Handel mit Blutdiamanten anzuklagen, der auf dem Rücken von Kindern ausgetragen wird, nur damit sich Warlords, Waffen- und Diamantenhändler in Europa die Taschen voll machen können.

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„Blutspur Antwerpen“ mit Karmela Shako (Credit: ARD Degeto Film/Nicolas Velte)

Ein Sumpf aus Verstrickungen und Machenschaften, bei denen natürlich viel Geld im Spiel ist, führt Louma und ihren Kollegen Pierre (hervorragend gespielt von Miguel Francisco als Mann zerrissen zwischen Polizeiarbeit und Daddy-Dutys aufgrund einer karrierebesessenen Ehefrau) ins Umfeld des mächtigen Diamantenhändlers Abel Hoffmann, der offenbar in finanzielle Schieflage geraten ist und nun einen Blutdiamanten in exorbitanter Größe vom letzten Spross einer ehrwürdigen jüdischen Schleifer-Familie in das millionenteure Prachtstück verwandeln lassen soll und sogar Polizisten und Mitarbeiter von NGOs in seiner Tasche hat. Die instinktgetriebene Louma tastet sich souverän durch dieses Dickicht, kennt sich in der Branche dank ihres schrulligen Vaters, der einstmals ebenfalls im Diamantengeschäft tätig war, aus. Marie-Lou Sellem spielt diese Louma mit echtem Schmiss, sie schafft es, mit Blicken ihre Zweifel zu äußern, ihre Bedenken, wenn ihr etwas nicht ganz koscher erscheint. Fabelhaft ist ihr Auftritt bei einer feierlichen Veranstaltung zu Ehren Hoffmanns, die einzige Szene, in der sie im eleganten Abendkleid auftritt. Louma lässt sich nicht abbringen von ihrem Weg, auch wenn ihnen Kisha mehrmals entwischt, auch wenn ihr neuer Vorgesetzter sie mehrmals mahnt, nach Beweislage zu ermitteln. Ihr Instinkt täuscht sie nicht, die Strategie spart sie sich fürs Schachspiel mit ihrer Tochter auf. Und am Ende sind diese mächtigen Männer ganz kleine Würstchen. Der letzte Schliff gehört ihr. Und Kisha. Die für Gerechtigkeit sorgt.

Barbara Schuster