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REVIEW STREAMING: „Softies“ (RTL+)


Nachdem „Angemessen Angry“ als Gewinner-Serie des Storytellers-Wettbewerbs so durch die Decke ging, ist jetzt die Aufmerksamkeit auf der am 6. Juni auf RTL+ nachfolgenden Comedy „Softies“ deutlich größer, zumal „Maxton Hall“-Star Damian Hardung eine der Hauptrollen spielt. Das Format feiert Premiere auf dem heute startenden Seriencamp Festival.

Softies
V.l.: Oskar Redfern, Samir Salim und Damian Hardung in „Softies“ (Credit: UFA Fiction/RTL)

CREDITS:

Deutschland 2025, Produktion: UFA Fiction – Eike Adler; Drehbuch & Regie: Yves Guillaume, Jonathan Westphal; Kamera: Rebecca Meining; Redaktion: Julian Schmelcher (RTL); Cast: Damian Hardung, Samir Salim und Oskar Redfern; Carmen Redeker, Aysha Joy Samuel, Regine Zimmermann; ; Streaming-Plattform: RTL+; Start 6.6.25

REVIEW:

Nachdem die wütende und kraftvolle Serie „Angemessen Angry“ über eine junge Frau, die nach einer Vergewaltigung Superkräfte entwickelt und Jagd auf die Peiniger macht, von der TeleVisionale bis zum Grimme-Preis groß abräumte, kommt jetzt das nächste Projekt aus dem Nachwuchs-Wettbewerb Storytellers der Streaming-Plattform RTL+. „Softies“ feiert seine Premiere auf dem Seriencamp Festival in Köln am Donnerstag.

Die Comedy „Softies“ richtet den Fokus auf junge Männer in der heutigen Zeit. Zeigte das britische Netflix-Miniserienphänomen „Adolescence“ in diesem Jahr schon den sich im Internet radikalisiert habenden Teil aufwachsender Männer in der frauenhassenden Incel-Kultur, erzählen die Newcomer Yves Guillaume und Jonathan Westphal, die sowohl Regie als auch Drehbuch bei „Softies“ übernahmen, von ebenso strauchelnden jungen Männern, deren Antwort auf die heutigen gesellschaftlichen Herausforderungen aber keine Gewalt, sondern das liebevoll peinliche Scheitern in Beziehungsangelegenheiten ist.

Damian Hardungs Figur mit Erektionsproblemen

Es hat schon eine gute Fallhöhe, wenn man den derzeit wohl angesagtesten und populärsten deutschen Serien-Schauspieler Damian Hardung, der mit seinem gephotoshopt perfekt wirkenden Eight-Pack nach seinem „Maxton Hall“-Welterfolg in der ersten „Softies“-Szene von eigenen Erektionsproblemen erzählen hört. Er ist Teil einer Dreier-Freundes-Clique, die Mitte zwanzig sind.

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Samir Salim & Damian Hardung in „Softies“ (Credit: RTL / Christoph Assmann)

Hardungs Marvin ist der „Anführer“ der WG-Gruppe, der mit Linda (Aysha Joy Samuel) auch eine aktuelle Freundin hat und seine Kumpel Kinder nennt. Dann gibt es noch den überdrehten und ungestümen Joshi (Oskar Redfern), der einerseits seiner Ex (Emma Nova) hinterhertrauert, andererseits chronisch beziehungsunfähig ist. Der kleine Problembär der Truppe ist Hassan (Samir Salim), der heimlich Pick-up-Artists im Netz glotzt, in der Realität aber gegenüber der Punk-Frontfrau Lotte (Carmen Redeker), die laut eigenem Songtitel nur nach einem Fuckboy sucht, nicht den Mund aufbekommt.

Die gutaussehende Low-Budget-Produktion von UFA Fiction aus dem Storytellers-Wettbewerb könnte in dieser Konstellation leicht wehleidig werden oder sich arg zu sehr im Selbstmitleid suhlen. Aber die „Schicksale“ der jungen Protagonisten sind weniger als Leidensweg, sondern mehr als der normale Ist-Zustand gezeichnet, mit dem es halt pragmatisch umzugehen gilt.

Auch wenn das Ganze von den beiden jungen Creator Yves Guillaume und Jonathan Westphal aus männlicher Perspektive erzählt wird, haben auch die nur angerissenen Frauenfiguren Ecken und Kanten. Einmal sitzen zum Beispiel Hassan und sein Love Interest Lotte am See, die gerade aus dem Wasser nackt entstiegen ist, während er sich mit Floskeln wie „Keine Badehose dabei“ bis „Leicht erkältet“ herausgeredet hat. Er sagt ihr, wie sehr er ihre Freiheit feiere, sich von nichts einschränken zu lassen. Sie erwidert, dass es aber ziemlich viel Planung und Anstrengung koste, so frei und unbekümmert wirken zu können.

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Carmen Redeker in „Softies“ (Credit: RTL / Christoph Assmann)

Die empathische YA-Variante

In der letzten Zeit gab es diverse Young-Adult-Comedy-Formate aus männlicher Perspektive: Von der Meta-Version bei „Intimate“ auf Joyn, die den Blick hinter die Kulissen der TV-Branche wirft, über die derbe und saftigere Variante „Wrong“ bis zur jetzigen empathischen „Softies“-Variante, bei der psychologisch durchleuchtet wird, welches potenzielle Krankheitsbild hinter welcher Fehlfunktion steckt.

Schauspielerisch hat man den Eindruck, dass Damian Hardung mit der Rolle des soften Marvin, dem der Alltagsstress zu schaffen macht, mehr zu tun hat als etwa in „Maxton Hall“ oder „Love Sucks“, weil er mehr Innenleben spielen kann. Oskar Redfern als unsteter WG-Freund ist eine Entdeckung. Das emotionale Zentrum bildet aber dann schon der schüchterne Hassan, dem Samir Salim etwas mehr Wärme und Ausstrahlung gibt, als sie auf dem Papier zu finden ist. Während Aysha Joy Samuel als Marvins Freundin schauspielerisch nicht sonderlich viel zu tun hat, darf Carmen Redeker als Manic-Pixie-Dream-Punk-Girl mehr scheinen.   

„Softies“ ist snackable in seiner empathischen Comedy-Erzählung von jungen überforderten Männern in der heutigen Gesellschaft, ohne dabei wehleidig zu sein. So weich hat man Typen selten in einer Serie erzählerisch gezeichnet gesehen.

Michael Müller