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REVIEW STREAMING: „Paradise“

Neue Serie von „This Is Us“-Macher Dan Fogelman über einen Sicherheitsbeamten, der herausfinden muss, was hinter der Ermordung des US-Präsidenten steckt.

CREDITS:
Land / Jahr: USA 2025; Laufzeit: 8 x 45 Minuten; Showrunner: Dan Fogelman; Regie: Glenn Ficarra, John Requa; Besetzung: Sterling K. Brown, James Marsden, Julianne Nicholson, Krys Marshall, Sarah Shahi, Nicole Brydon Bloom; Plattform: Disney+; Start: 28. Januar 2025

REVIEW:
Irgendetwas ist da off, fühlt sich nicht richtig an. Man spürt das, aber so richtig lässt es sich nicht sagen. Man weiß DAS, aber nicht WAS. Die neue Serie von Dan Fogelman, der Fernsehgeschichte schrieb mit „This Is Us: Das ist Leben“, die über sechs Staffeln erzählte Chronik der Familie Pearson, die ab 2016 als eine Art weltoffener Gegenentwurf zur ersten Ära Trump Amerika und dann den Rest der Welt in ihren Bann schlug, ist wieder ein Event und so weit entfernt von „This Is Us“, wie man erzählerisch nur sein kann – eine Thrillerserie über die Ermordung des Präsidenten, hinter der deutlich mehr steckt, als sich auf den ersten Blick offenbart. Die Hand von Fogelman erkennt man indes schnell, weil sich da in Windeseile eine Welt eröffnet, die vielschichtiger und doppelbödiger ist, in viele immer wieder neue Richtungen ausbreitet. 

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Sterling K. Brown in „Paradise“ von Dan Fogelman (Credit: Disney+)

Aber zunächst ist da dieses GEFÜHL, dieser EINDRUCK, der sich nicht abschütteln lässt. Und das schon, bevor Security-Service-Agent Xavier Collins, gespielt von Sterling K. Brown, einer der Stars von „This Is Us“, nach ziemlich exakt zehn Minuten im Weißen Haus die Tür zu den Schlafgemächern des amerikanischen Präsidenten öffnet und seine Leiche in einer Blutlache findet. Das Gefühl stellt sich schon ein, wenn Xavier zur Eröffnung der Show durch seine heimischen Straßen joggt, vorbei an den Nachbarn und einem kleinen Teich voller Enten. Und obwohl seit gestern bereits die ersten drei von acht Folgen der ersten Staffel von „Paradise“ auf Disney+ zugänglich gemacht wurden (in den USA läuft die Serie bei Hulu), soll hier nicht verraten werden, was genau es ist, das an einem nagt, während man die Figuren in den ersten 45 Minuten kennenlernt, nur dass am Ende der ersten Folge der Vorhang beinahe buchstäblich gelüftet wird – und man realisiert, dass alles bisher Prämisse war, eine Art Ouvertüre, ein Grundkonflikt im Zentrum etabliert wurde, und dass die Serie erst mit Beginn der zweiten Folge so richtig beginnt. 

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„Paradise“ mit James Marsden (Credit: Disney+)

Man hat sich „Paradise“ richtig was kosten lassen, und mit Glenn Ficarra und John Requa hat man sich ein versiertes und auch in Sachen Kino erfahrenes Team als Lead-Regisseure an Bord geholt: Sie haben „Crazy, Stupid Love“ und „Focus“ gemacht, waren auch schon in sieben Folgen von „This Is Us“ an Bord und haben zuletzt Highend-Serien wie „WeCrashed“ oder „Rabbit Hole“ auf Hochglanz poliert. „Paradise“ ist jetzt auch wieder großes Kino, ein regelrechtes Fresko, das seinen Fokus immer weiter öffnet und mit großer Selbstverständlichkeit in den Zeitebenen springt oder die Erzählperspektive wechselt. Secret-Service-Agent Xavier und seine beiden Kids, die er ohne Mutter großzieht, mögen die zentralen Hauptfiguren sein, aber mindestens ebenso große Rollen spielen James Marsden als lässigster Präsident diesseits von JFK und die Julianne Nicholson als mysteriöse Milliardärin Sinatra, die irgendwie die Strippen zu ziehen scheint. Aber auch sonst ist „Paradise“ sehr frei und beweglich in seiner Erzählung, rückt schon einmal eine Episode lang mal eine vermeintliche Nebenfigur in den Mittelpunkt, wie in der entsprechend betitelten Folge 4 Xaviers besten Freund und Kollegen „Agent Billy Page“, der ungeahnte Abgründe erkennen lässt und eine ganz andere Rolle in den größeren Zusammenhang spielt, als man geahnt hätte.

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„Paradise“ mit Julianne Nicholson (Credit: Disney+)

„Paradise“ ist eine Schnitzeljagd, ein Puzzle, das mehr Teile hat als zunächst angekündigt. Es ist ein tolles Whodunnit, das einen sofort am Haken hat, aber dann mit jeder neuen Enthüllung – und davon gibt es Einige! – und Entwicklung immer noch faszinierender und rätselhafter wird, eine besonders clevere und ambitionierte Form von Worldbuilding, mit der Dan Fogelman wieder die Füße auf den Boden bekommt, nachdem er mit seinem einen Kinoausflug im Jahr 2018, „Life Itself“, aber auch späteren Staffeln von „This Is Us“ den Wald vor lauter Bäumen nicht mehr so recht hatte sehen können. Bis zum 4. März wird es wöchentlich neue Folgen geben – und danach jedes Mal gute Gründe, warum man das dringende Bedürfnis verspürt, sich über das Gesehene auszutauschen, ein Straßenfeger für eine Ära, in der man dieses Phänomen zunehmend verloren glaubte – die Version des Showrunners, was in den Serien von JJ Abrams als „Mystery-Box“ bezeichnet wird. Und wie man Fogelman kennt, ist die Welt von „Paradise“ ist noch viel größer, als sich in nur einer Staffel erzählen lässt. Warten wir’s ab.

Thomas Schultze