Harter Actionthriller aus Frauenhand, in dem Viola Davis als US-Präsidentin in den Fußstapfen von Harrison Ford einer Gruppe von Touristen bei einem G20-Gipfel das Fürchten lehrt.
FAST FACTS:
• Actionfilm nach „Stirb langsam“-Prinzip mit betont weiblicher Note
• One-Woman-Show mit Oscargewinnerin Viola Davis als US-Präsidentin
• Inszeniert mit allem, was dazugehört, von Patricia Riggen
• Topattraktion auf Prime Video
CREDITS:
Land /Jahr: USA 2025; Laufzeit: 108 Minuten; Regie: Patricia Riggen; Drehbuch: Caitlin Parrish, Erica Weiss, Logan Miller, Noah Miller; Besetzung: Viola Davis, Anthony Anderson, Marsai Martin, Ramón Rodríguez, Antony Starr, Douglas Hodge, Elizabeth Marvel, Sabrina Impacciatore, Clark Gregg; Plattform: Prime Video; Start: 10. April 2025
REVIEW:
Als wäre die bloße Präsenz von Viola Davis in einem Film nicht schon Ausrufezeichen genug, trägt sie in „G20“ auch noch ein knallrotes, seidenes Kleid, um dem Publikum und der Welt zu signalisieren: Hier ist eine Frau, mit der nicht zu spaßen ist. Ist auch besser so, denn in „G20“, dem bislang aufwändigsten Film der versierten Regisseurin Patricia Riggen, die sich ihre Actionsporen mit einigen Episoden von „Jack Ryan“ verdient hat, spielt sie, sozusagen als rechtmäßige Verlängerung von „The Woman King“, die Präsidentin der USA, was ihr mühelos gelingt, auch wenn das gegenwärtig wohl genau der Posten ist, den man sich in Zeiten wie diesen am wenigsten vorstellen kann, eine Schwarze US-Präsidentin, auch wenn man sich in Zeiten wie diesen kaum etwas mehr wünschen würde. Und was für eine Schwarze US-Präsidentin: Seit Harrison Ford in „Air Force One“ hat kein amerikanisches Staatsoberhaupt mehr so viel Körpereinsatz gezeigt wie in diesem Film.
Unverkennbar nach dem Prinzip des ersten „Stirb langsam“ angelegt, muss Präsidentin Danielle Sutton auf ihre Expertise als Kriegsheldin zurückgreifen, die ihr dabei geholfen hat, das Land für sich zu begeistern: eine Frau der Tat, die sich in ihrer Abendrobe sichtlich unwohl fühlt und auf elegante Pumps verzichtet und unter der Robe lieber bequeme Sneakers trägt: Der ganze Film ist entworfen, das männlichste aller Filmgenres mit subversiver Freude weiblich zu unterwandern. Ursprünglich konzipiert von dem Brüderpaar Logan und Noah Miller, geschrieben schließlich aber von Catilin Parrish und Erica Weiss, produziert und gesteuert von Viola Davis, ist der ganze Film eine Wish-Fulfillment-Fantasie, denn nicht nur geben die Frauen hier die besseren Politiker ab, sie sind auch die besseren Actionhelden, als das Gipfeltreffen der G20 in Kapstadt von heimischen Terroristen unterwandert wird und die Mächtigen der Welt die Waffen strecken sollen vor dem australischen Söldner Rutledge, gespielt von Antony Rutledge, besser bekannt als Homelander aus der Prime-Serie „The Boys“.
Angereichert wird die pure Thrillerhandlung mit viel Nahkampf und Schusswaffeneinsatz sowie der Geschichte einer Frau, die wie eine Löwin auch um ihre Familie kämpft, die ebenfalls von den Angreifern bedroht wird: Das Spiegelbild der Frau als Anführerin ist das der Mutter, und beides verkörpert Viola Davis, die im Verlauf der Handlung nicht nur den Respekt ihrer aufmüpfigen Teenager-Tochter erkämpft, sondern auch weitere handfeste Damen an ihrer Seite sammelt, während die Männer, sieht man einmal von ihrem unerschrockenen Bodyguard Manny ab, nicht ganz so gut abschneiden oder es zumindest eine Welt dauert, aber erst nachdem sie von ihrem hohen Ross gestiegen sind. Es ist ein Kino der einfachen Rollenbilder ebenso wie der einfachen Antworten, aber hey, das trifft auch auf „A Working Man“ oder „The Beekeeper“ zu, nur dass hier die Vorzeichen auf den Kopf gestellt werden für einen Film, der im Kino wohl kaum einen Stich machen würde, aber bei einer Plattform unbedingt eine Hauptattraktion ist: Hinsetzen, einschalten (den Film), abschalten (den Kopf) und eine gute Zeit haben bei der Viola-Davis-Show. Die Frau ist immer sehenswert.
Thomas Schultze