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REVIEW STREAMING: „Der Herr der Ringe: Die Ringe der Macht“ Staffel 2

Am morgigen Donnerstag startet die zweite Staffel von „Der Herr der Ringe: Die Ringe der Macht“ auf Prime Video. Sie ist mit der Fokussierung auf Oberbösewicht Sauron deutlich düsterer geraten. Vor allem sind bei dem Serien-Blockbuster diverse Figuren jetzt scharf gestellt und funktionieren besser.

Der Herr der Ringe: Die Ringe der Macht Staffel 2
Ringmeister Sauron (l.) und Meisterschmied Celebrimbor (Credit: Amazon MGM Studios)

CREDITS:
Produktion: Amazon MGM Studios; Showrunner: J.D. Payne, Patrick McKay; Executive Producers: Lindsey Weber, Callum Greene, Justin Doble, Jason Cahill, Gennifer Hutchison; Regie: Charlotte Brändström, Sanaa Hamri, Louise Hooper; Quelle: Based on The Lord of the Rings and Appendices by J.R.R. Tolkien; Cast: Robert Aramayo, Owain Arthur, Morfydd Clark, Ismael Cruz Córdova, Charles Edwards, Markella Kavenagh, Charlie Vickers, Daniel Weyman; Länge: 8 Episoden; Start: Am 29. August 2024 auf Prime Video

REVIEW:
Die erste Staffel der Fantasy-Serie „Der Herr der Ringe: Die Ringe der Macht“, die sich auf das zweite Zeitalter von Mittelerde und die Vorgeschichte der Ring-Trilogie konzentriert, war eine der meistgesehenen Serien im Jahr 2022, ein absolutes Medienereignis und hält auch bis heute den Prime-Video-Rekord für das erfolgreichste Format des Streamingdienstes. Es mischte sich aber auch etwas Ernüchterung und Kritik an überflüssigen Handlungssträngen oder Figuren in die Euphorie. Der Hollywood Reporter rühmte sich zudem mit einer Recherche, die behauptete, dass nicht wenige die erste Staffel gar nicht fertiggeschaut hatten.

Die immense Herausforderung der Showrunner J.D. Payne und Patrick McKay besteht darin, fünf Staffeln lang zu erzählen, wie die Ringe von Mittelerde geschmiedet, an die Menschen, Elben und Zwerge verteilt wurden, sich aber der Oberschurke Sauron heimlich den einen Meisterring schmiedete, mit dem er alle anderen machtvollen Ringe unterjochen konnte. Es ist das alte „Der Hobbit“-Trilogie-Problem, dass scheinbar zu wenig Butter auf zu viel Brot verstrichen werden muss, um Tolkien selbst zu zitieren. Ein Teil des Vergnügens der ersten „Die Ringe der Macht“-Staffel bestand dann auch darin, herauszufinden, welche der zahlreichen erzählten Figuren denn überhaupt Sauron sein könnte, was erst am Ende der Staffel gelüftet wurde.

Der Herr der Ringe: Die Ringe der Macht Staffel 2
Ardar und seine Orc-Armee (Credit: Amazon MGM Studios)

Das hieß: Figuren wie der Stranger (Daniel Weyman), Halbrand (Charlie Vickers) oder die in Weiß gekleideten Mystics mussten teils bewusst schemenhaft gehalten werden und im Schatten bleiben, damit der Rätselspaß funktionierte. Schaut man jetzt die zweite Staffel, hat man das Gefühl, dass wichtige Figuren endlich richtig scharf gezogen werden. Von der allerersten, ziemlich brutalen Sequenz an, die um besagten Sauron kreist, wird auch ein anderer, noch deutlich düsterer Ton und eine wirkungsvolle Schwere etabliert, die das Format stark aufwerten. Setzte die erste Staffel noch viel auf Idylle bei den Elben oder etwa den Hobbits und hatte in der Beziehung zwischen Zwerg Durin und seiner Frau Disa fast schon soapige Züge, wird es jetzt ernster.

Sauron rückt als echter Charakter in den Mittelpunkt des Geschehens um die titelgebenden Ringe der Macht. Es hilft auch, dass die Serien-Expertin Charlotte Brändström, die zuletzt den kommenden Emmy-Abräumer „Shōgun“ und die meisterhafte HBO-Serie „The Outsider“ drehte, nach zwei Episoden in der ersten Staffel jetzt gleich vier Episoden von der zweiten „Die Ringe der Macht“-Staffel inszenieren durfte.

Auch haben die Showrunner J.D. Payne und Patrick McKay – zumindest in den ersten drei der Presse vorab gezeigten Episoden – besser verstanden, wer die Stars und tragenden Säulen der Geschichte und welche Figuren hauptsächlich nur erzählerische funktionale Füllmasse im Kampf gegen den erstarkenden Sauron sind. Denn die erste Staffel hatte mit Elrond und Galadriel nicht nur zwei aus der „Herr der Ringe“-Trilogie bekannte Figuren, sondern mit Morfydd Clark und Robert Aramayo auch optisch wie schauspielerisch überzeugende Darsteller zu bieten, die nur noch gar nicht so viel machen durften. Aber in der zweiten Staffel kommen sie in Bewegung, genauso wie das Duell zwischen Sauron und Schmiede-Künstler Celebrimbor in seiner toxischen Dynamik nicht nur schauspielerisch an Fahrt aufnimmt. Weitere aus dem „Herr der Ringe“-Kosmos zurückgeholte Figuren oder Kreaturen schmecken nicht so sehr nach Fan-Service, sondern viel mehr nach größtenteils klugen Entscheidungen, mehr Personal von Gewicht in die Geschichte zu holen. 

Der Herr der Ringe: Die Ringe der Macht Staffel 2
Neu mit dabei in Staffel zwei: Tom Bombadil (Credit: Amazon MGM Studios)

Die zweite Staffel ist wahrscheinlich nochmal 100 Millionen Dollar teurer als die sowieso schon schwindelerregend teure Staffel eins gewesen: Sie sieht fantastisch, episch, aufwendig und wertig aus. Man freut sich richtiggehend, wie die Orcs aus dem Süden und die Elben-Armeen im Norden in Stellung gebracht werden, damit sie für eine Fantasy-Götterdämmerung aufeinander zustreben können. Die Macherinnen und Macher verstehen es in der zweiten Staffel noch besser, eine riesige Fantasy-Welt vor dem inneren Auge des Zuschauers anzureißen. Die ersten drei Episoden der zweiten Staffel sind verheißungsvoll. Wenn das konzentrierte Niveau, die Düsternis und der Fokus auf die spannenderen Figuren gehalten wird, ist es in fast in allen Belangen eine Verbesserung gegenüber Staffel eins.

Michael Müller