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REVIEW STREAMING: „Daredevil: Born Again“


Rückkehr des blinden Marvel-Vigilanten, der es in New York wieder mit seinem Gegenspieler Wilson Fisk zu tun bekommt. 

CREDITS:
Land / Jahr: USA 2025; Laufzeit: 9 x 50 Minuten; Showrunner: Dario Scardapone sowie Matt Gorman & Chris Ord; Regie: Justin Benson & Aaron Moorhead, Jeffrey Nachmanoff, Jeffrey Cuesta, David Boyd; Besetzung: Charlie Cox, Vincent D’Onofrio, Margarita Levieva, Deborah Ann Woll, Ayelet Zurer, Wilson Bethel, Jon Bernthal, Elden Henson, Lou Taylor Pucci; Plattform: Disney+; Start: 5. März 2025

REVIEW:
Als „Daredevil“ mit Charlie Cox als Matt Murdock 2105 erstmals als Serie bei Netflix landete, war diese erste Staffel eine Sensation. Nicht nur war es gelungen, den misslungenen Kinoausflug des blinden Anwalts im knallroten Kostüm des Vigilanten zwölf Jahre zuvor, damals gespielt von Ben Affleck, vergessen zu machen. Unter der umsichtigen künstlerischen Führung von Showrunner Steven S. DeKnight („Spartacus“, „Angel“) setzte die erste Marvel-Serie bei dem Streamer Maßstäbe, erzählerisch wie auch im Ausmaß der gezeigten Gewalt, Welten entfernt von den weniger drastischen Filmen des Marvel Cinematic Universe im Kino. Sie zog nicht nur zwei weitere Staffeln nach sich (2016, 2018), sondern öffnete in den vier Folgejahren auch weiteren fünf Serien aus demselben Universum und mit vergleichbarem Look & Feel, von „Jessica Jones“ bis schließlich „The Punisher“, Tür und Tor. 

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Charlie Cox in „Daredevil: Born Again“ (Credit: Disney+ / Marvel Television)

Nachdem Cox’ Daredevil 2021 erstmals in das Kino-MCU geladen wurde mit einem Gastauftritt in „Spider-Man: No Way Home“, sah man ihn auf Disney+ zunächst in den Marvel-Serien „She-Hulk: Die Anwältin“ und „Echo“ und nun wieder in seiner eigenen Serie, „Daredevil: Born Again“. Uff. Kompliziert das. Man fühlt sich erinnert an alte „Game of Thrones“-Tage, als man mit Roadmap vor dem Fernseher saß, um zu Beginn einer neuen Staffel zusammenzutüfteln, wer wo wie und warum zusammengehörte. Eigentlich muss man aber doch nur sagen, dass die nunmehr von dem neuen Showrunner Dario Scardapone sowie Matt Gorman & Chris Ord geschaffene Staffel (nachdem ein erster Lauf mit sechs Folgen dem Vernehmen nach nicht den Erwartungen von Marvel Studios entsprochen hatte) doch ziemlich passgenau da ansetzt, wo man Matt Murdock zuletzt gesehen hatte. Auch das Personal ist zunächst weitgehend identisch: An Murdocks Seite sieht man seine von Deborah Ann Woll und Elden Henson gespielten Freunde Karen und Froggy, als Gegenspieler tritt wieder Vincent D’Onofrio als Wilson Fisk aka Kingpin auf, dessen Frau Vanessa wird abermals von Ayelet Zurer dargestellt. 

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Charlie Cox und Vincent D’Onofrio in „Daredevil: Born Again“ (Credit: Disney+ / Marvel Television)

Und doch sorgt eine Tragödie gleich zum Auftakt dieses unmittelbaren Nachfolgers von „Echo“ dafür, dass alles sofort wieder auf Null gestellt wird, Murdock künftig dem Dasein als Daredevil entsagt, kein Vigilant mehr sein will. Als die eigentliche Handlung ein Jahr später einsetzt, hat der blinde Matt Murdock zwar immer noch seine außerordentlichen Wahrnehmungsfähigkeiten, ist aber nur noch als Anwalt tätig, setzt sich für ungewinnbar scheinende Fälle ein. Wilson Fisk wiederum hat seine Machtpläne auf andere Weise umgesetzt, muss dafür nicht länger der Kingpin sein, bei dem die Fäden der Unterwelt zusammenlaufen. Er ist zum Bürgermeister von New York City gewählt worden und schwört sofort, die Stadt wieder auf Vordermann zu bringen, Recht und Ordnung wieder in die Hände der Polizei zu legen, die Vigilanten von den Straßen zu verbannen. Aus dieser Prämisse schält sich nach und nach eine große Crime-Saga, vielleicht nicht ganz so episch und düster wie gerade erst in „The Penguin“ erlebt, aber doch allemal geerdet genug, um diesen neuen „Daredevil“ mit beiden Beinen in der Realität zu verankern. 

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Deborah Ann Woll und Charlie Cox in „Daredevil: Born Again“ (Credit: Disney+ / Marvel Television)

Insgesamt fünf Regisseure wurden für die Umsetzung der Drehbücher verpflichtet, darunter Justin Benson & Aaron Moorhead (für die Pilotfolge), wie auch Jeffrey Nachmanoff („Traitor“, „Replicas“) und Jeffrey Cuesta(„American Assassin“, „Kill the Messenger”), beide erfahren im Kino, aber vor allem im Inszenieren von hochkarätigem Fernsehen. „Daredevil: Born Again“ zeichnet sich durch seine brütende Atmosphäre aus wie auch ziemlich explizite Gewalt, die gerade in den langen Kampfsequenzen, oftmals ohne erkennbaren Schnitt realisiert, zum Tragen kommt. Die Dialoge sind cool, erinnern an die Hardboiled-Literatur eines Hammett oder Wambaugh, Marvels Antwort auf Batman sozusagen, in der dann einige alte Bekannte ebenfalls auftauchen, die ersten drei oder vier (von insgesamt neun) Folgen noch eher verhalten sind, aber eben doch das Fundament dafür legen, dass sich die Handlung schließlich überschlagen kann. In einer frühen Szene sitzen sich Matt Murdock und Wilson Fisk in einem Diner gegenüber, ein bisschen wie seinerzeit De Niro und Pacino in „Heat“. Hier werden die Karten auf den Tisch gelegt, ein Versprechen, die Ruhe vor dem Sturm, der eine ruhige Moment im Auge des Hurricane. Man hält den Atem an. Bald schon kommt man dann nicht mehr dazu, in Ruhe Luft zu holen.

Thomas Schultze