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REVIEW STREAMING: „Carry-On“

Geradliniger High-Concept-Thriller über einen Sicherheitsbeamten am Flughafen von L.A., der von einem Terroristen unter Druck gesetzt wird, ein Gepäckstück durch die Kontrolle zu lassen.

CREDITS:
Land / Jahr: USA 2024; Laufzeit: 119 Minuten; Regie: Jaume Collet-Serra; Drehbuch: T.J. Fixman; Besetzung: Taron Egerton, Jason Bateman, Sofia Carlson, Danielle Deadwyler, Theo Rossi, Tonatiuh; Plattform: Netflix; Start: 13. Dezember 2024

REVIEW:
Diesen Film hat Jaume Collet-Serra schon öfters gemacht. Nur hieß er früher „Non-Stop“. Oder „Unknown Identity“ oder „The Commuter“ oder „Run All Night“. Meistens entstand er für STUDIOCANAL, und immer spielte Liam Neeson die Hauptrolle. Nun ist der auf Genrekino spezialisierte Spanier nach zwei weniger gelungenen Ausflügen ins Big-Budget-Eventkino mit Dwayne Johnson, „Jungle Cruise“ und „Black Adam“, wieder zurück bei der Art von Film, die er am besten kann, die er aus dem Effeff beherrscht, im Schlaf sozusagen: dem Subgenre des High-Concept-Thriller, in dem sich ein Jedermann gegen eine unheilvolle Bedrohung zur Wehr setzen und damit vieler Menschen Leben retten muss – das einzige Bollwerk zwischen einem Bösewicht und der Umsetzung seiner maliziösen Pläne. Den Jerry-Bruckheimer-Lackmustest, dass die Handlung eines populären Films auf eine Streichholzschachtel passen muss, besteht „Carry-On“ mit fliegenden Fahnen: Da bleibt sogar noch Platz für ein paar persönliche Notizen! Der Film ist Jaume Collet-Serra pur sozusagen, geradlinig, schnurstracks, supersimpel, supereffektiv, wenn man bereit ist, seine Prämisse zu glauben: ein „Stirb langsam“-Klon, der zu allem Überfluss ebenfalls an Weihnachten spielt. Nur dass er für Netflix gemacht wurde und anstelle von Liam Neeson nun mit Taron Egerton in seiner ersten Rolle seit dem einigermaßen schrecklichen Apple-Film „Tetris“ ein jüngerer Sympathieträger in den Mittelpunkt der Handlung rückt. 

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Jaume Collet-Serras „Carry-On“ mit Taron Egerton (Credit: Netflix)

Sein Ethan Kopek ist ein Sicherheitsbeamter am LAX, Angestellter der Homeland Security, der sich natürlich zu Höherem berufen fühlt, aber an der Aufnahmeprüfung zur Polizei gescheitert ist. Dass seine Lebensgefährte die bildschöne Sofia Carson aus der Romanze „Purple Hearts“ ist, ist zwar nicht unbedingt glaubwürdig, aber erhöht die Identifikation und vor allem den Einsatz: Denn ein zunächst gesichtsloser Bösewicht, der „Traveler“, der sich dann doch ziemlich schnell als Jason Bateman erweist, braucht Ethan für die Durchführung seines Plans: Via Ohrstöpsel erhält er Anweisungen, den Koffer des Travelers am Sicherheitscheck durchzuwinken, wenn er nicht das Leben seiner Geliebten aufs Spiel setzen will. Anfang eines Katz-und-Maus-Spiels, eines Kräftemessens, in dem der Held der Geschichte zunächst hilflos ist und immer weiter isoliert wird, aber Kraft seiner Intelligenz und der besseren Kenntnis der Örtlichkeiten versuchen muss, die Oberhand zu gewinnen. 

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Jaume Collet-Serras „Carry-On“ mit Taron Egerton (Credit: Netflix)

Das funktioniert in „Carry-On“ sehr gut. Weil Jaume Collet-Serra, wie eingangs beschrieben, weiß, was er tut. Weil Taron Egerton und Jason Bateman als Gegenspieler einen guten Rapport haben. Und weil Drehbuchautor T.J. Fixman („Ratchet & Clank“) die Regeln des Spiels versteht und ein paar ziemlich gute Ideen hat, der einfachen Handlung ohne große Subplots, sieht man einmal ab von einer von Danielle Deadwyler („The Piano Lesson“, „The Harder They Come“) gespielten Polizistin, die dem Traveler auf der Spur ist und weiß, dass er mit chemischen Waffen aus Russland hantiert, immer wieder neue Kniffe, Hindernisse und Probleme entlockt, um die Handlung in Bewegung und das Tempo hoch zu halten. Und trotzdem ist alles genau so, wie man es sich erhofft, wenn man sich einen neuen Thriller von Jaume Collet-Serra mit dem Titel „Carry-On“ erwartet, inklusive eines unnötig ausgewalzten Action-Showdowns, der aber hilft, die Landkarte der Story zu vergrößern. Sieht sich gut weg, wird aber vermutlich in 15 Jahren nicht Teil von Diskussionen sein, welches die größten Weihnachtsfilme aller Zeiten sind. 

Thomas Schultze