Rasante Actionkomödie mit Familientouch, in der Cameron Diaz und Jamie Foxx in ihren jeweiligen Comebacks ein ehemaliges Agentenpaar spielt, das sich vom Job verabschiedet hat, um eine Familie zu gründen.
FAST FACTS:
• Die große Comeback-Show auf Netflix: Erster Filmauftritt von Cameron Diaz seit elf Jahren; erster Film von Jamie Foxx seit seiner schweren Erkrankung
• Action-Comedy im Spannungsfeld zwischen „Mr. & Mrs. Smith“ und „The Family Plan“
• Erstes großer Regieprojekt für Seth Gordon seit „Baywatch“
• Weltpremiere am 15. Januar in Berlin
CREDITS:
Land / Jahr: USA 2024; Laufzeit: 114 Minuten; Regie: Seth Gordon; Drehbuch: Seth Gordon, Brendan O’Brien; Besetzung: Cameron Diaz, Jamie Foxx, Andrew Scott, McKenna Roberts, Rylan Jackson, Kyle Chandler, Glenn Close, Jamie Demetriou; Plattform: Netflix; Start: 17. Januar 2025
REVIEW:
Kein Film ist eine Insel, und wenn man viele Filme ansieht, dann kommt es öfters schon einmal vor, dass einen beim erstmaligen Betrachten einer neuen Produktion ein merkwürdiges Déjà Vu beschleicht: Das kennt man doch, das hat man doch schon einmal gesehen. So ging es mir jedenfalls gerade eben bei „Back in Action“. Und klingelte dann auch gleich: Erst Ende 2023 bemühte Apple TV+ eine fast identische Prämisse bei „The Family Plan“ mit Mark Wahlberg und Michelle Monaghan, der dann bis zum Start von „Killers of the Flower Moon“ auch zum erfolgreichsten Filmtitel der Plattform avancierte. Da macht man eben nicht viel falsch, wenn man eine Actionkomödie um die simple Idee strickt, dass ein ehemaliger Spitzenagent seine ganze Familie auf die Flucht mitnehmen muss, als er nach Jahren des beschaulichen, allamerikanischen Vorstadtlebens als fürsorglicher Ehemann und Familienvater von der Vergangenheit eingeholt wird. Damit ist fast schon exakt auch „Back in Action“ zusammengefasst, nur eben mit dem Bonus, dass es sich hier – „Mr. Smith & Mrs. Smith“ lassen grüßen – um ein Paar ehemaliger Spione handelt, das seinen beiden mittlerweile halbwüchsigen Kids über Jahre hinweg eine Charade vorgespielt hat.
Überhaupt sieht man im ersten Spielfilm von Regisseur Seth Gordon seit seinem ebenfalls mit gekonnt breitem Mainstream-Pinselstrich aufgetragenen Kinohit „Baywatch“ gleich einen deutlich höheren Aufwand und eine größere Mühewaltung in der Umsetzung: Das Comeback von Cameron Diaz, ehedem einer der zugkräftigsten, bestbezahlten und beliebtesten Leinwandstars von Hollywood, vor die Kamera nach elfjähriger Filmabsenz (und ihr letzter Film war obendrein noch der Stinker „Annie“, origineller Weise damals ebenfalls mit Jamie Foxx in der männlichen Hauptrolle, mit dem sie davor bereits in „An jedem verdammten Sonntag“ vor der Kamera gestanden war, ein ungleich besserer Film) hat man sich bei Netflix etwas kosten lassen. Überhaupt wurde viel Einsatz darauf verwandt, dem launigen Spektakel einen ähnlichen Anstrich zu verpassen wie Diaz’ letzter größerer Actionkomödie, James Mangolds „Knight and Day“ von 2010 mit Tom Cruise in der Hauptrolle, aktuell kurioserweise in der Film-Top-10 von Netflix (ein Schelm, der Böses denkt) und seinerseits auch schon ein unverhohlener Klon von „Mr. & Mrs. Smith“, mit dem Regisseur Doug Liman 2005 die Blaupause erschaffen hatte für diese Art von gut gelaunter Baller-Sause, die man keine Sekunde ernst nimmt und über die volle Laufzeit gern sieht.
Jetzt also Diaz und Foxx (in seiner ersten Filmarbeit seit seiner schweren mysteriösen Krankheit – lässt sich alles auf einschlägigen Webseiten nachlesen und muss hier nicht weiter thematisiert werden) wiedervereint und blendend aussehend wie eh und je. Ein bisschen älter vielleicht, aber nicht so alt und allemal unverändert athletisch und durchtrainiert genug, dass man keine Zwinker-Zwinker-Witze über die Beschwerlichkeiten des Älterwerdens machen muss, um die Laufzeit zu strecken. Zumal Emily und Matt, wie die beiden Stars hier heißen, im Vorspann des Films ohnehin noch (überzeugend) in Saft und Kraft stehen, routinierte und effektiv agierende Geheimagenten des CIA auf ihrer, wie wir erfahren werden, letzten Mission, bevor sie sich aus dem James-Bond-Ethan-Hunt-Jason-Bourne-Business verabschieden: Emily und Matt haben eine Affäre, was keiner wissen darf, auch nicht ihr Supervisor Kyle Chandler, und Emily ist schwanger, was selbst Matt noch nicht weiß, aber gleich erfahren wird, und ihn davon überzeugt, ihrer beider Tod vorzutäuschen und unterzutauchen, nicht ohne aber den McGuffin des Films mit sich zu nehmen und auf immer vor dem Zugriff unlauterer Menschen zu verstecken, irgendeinen Schlüssel, mit dem sich die Weltherrschaft erlangen lässt.
Dieser Schlüssel erweist sich aber als Grund, dass Emily und Matt 15 Jahre später wieder in den Fokus maliziöser Mächte rücken sowie der Konkurrenz aus England, dem MI5, verkörpert von Andrew Scott, der nach seinen Großleistungen in „All of Us Strangers“ und „Ripley“ diesmal nicht viel mehr machen muss als eine gute Figur, was er bekanntlich aus dem Effeff beherrscht. Jeder Vorwand ist recht, um die Handlung in Bewegung zu setzen und mit ihr die Familie, zu der auch die Kids Alice und Leo gehören, gespielt von McKenna Roberts aus „Ephoria“ und Rylan Jackson aus „Dungeons & Dragon“. Auf geht’s nach England, wo sie Unterschlupf finden bei Emilys Mutter, selbst eine ehemalige Topspionin, gespielt von Grande Dame Glenn Close, die nie viel Zeit für die Tochter hatte, weil der Schutz des eigenen Landes Vorrang hatte. Während die Feinde näher rücken und alsbald der Feuerzauber beginnt, fliegen auch sonst die Funken, weil die Familie unter Beschuss viel untereinander auszumachen hat. Man muss nicht schon seit Jahren Unterhaltungsfilme aus Hollywood gesehen haben, um zu ahnen, dass es am Ende doch nur geht, wenn man zusammenhält.
Nicht eine echte Überraschung hält der blitzsauber produzierte Film bereit. Alles passiert, was man erwartet, und es passiert auch punktgenau da, wo man es erwartet. Das ist die ganz ureigene Freude, die „Back in Action“ einem bereitet, filmisches Comfort-Food, lupenreiner Eskapismus, der verinnerlicht hat, dass seine Mission: Possible darin besteht, den Charme und die gute Chemie der beiden Stars ins Zentrum des Geschehens zu rücken. Niemand streckt sich, niemand reckt sich, alle haben eine gute Zeit in der erklärten Hoffnung, dass der Funke auf das Publikum überspringt. In schweren Zeiten wie diesen ist das nicht die verkehrteste Absicht: Eine Runde Energie tanken mit Cameron und Jamie. Thumbs up!
Thomas Schultze