Reboot der legendären Spoof-Comedy-Reihe mit Leslie Nielsen, jetzt mit Liam Neeson als Sohn von Lt. Frank Drebin auf Streife mit der Police Squad.
FAST FACTS:
• Neuerfindung der legendären Comedy-Spoof-Reihe, die es von 1988 bis 1994 auf drei Filme brachte
• Liam Neeson tritt in die Fußstapfen des unvergleichlichen Leslie Nielsen
• Schöner Auftritt von Pamela Anderson anstelle von Priscilla Presley
• Inzeniert von dem versierten Fernsehregisseur Akiva Schaffer („Saturday Night Live“, „Booklyn Nine-Nine“)
• Comedy-Ass Seth MacFarlane als Produzent mit an Bord
• Mehr als zehn Mio. verkaufte Tickets für die originale Trilogie
CREDITS:
Land / Jahr: USA 2025; Laufzeit: 85 Minuten; Regie: Akiva Schaffer; Besetzung: Liam Neeson, Pamela Anderson, Paul Walter Hauser, Danny Huston, CCH Pounder, Kevin Durand; Verleih: Paramount / Sony; Start: 31. Juli 2025
REVIEW:
Als Leslie Nielsen 1988 im Alter von 62 Jahren erstmals im Kino als Lt. Frank Drebin antrat, kam der Einsatz des Schauspielers als Komödiant in einer Spoof-Comedy nicht aus heiterem Himmel: Nielsen hatte für das für das „Kentucky Fried Movie“-Team Zucker-Abrahams-Zucker als Veteran etlicher Katastrophenfilme zuvor nicht nur schon eine tragende Rolle in „Die unglaubliche Reise in einem verrückten Flugzeug“ gespielt („Und nennen Sie mich nicht Ernst!“) und unter Beweis gestellt, dass er ein willfähriger Mitstreiter für diese besondere Art von Nonsens ist, sondern hatte genau diesen trotteligen™ Frank Drebin bereits in der kurzlebigen Miniserie „Police Squad“ (dt. Titel: „Die nackte Pistole“) erstmals dargestellt, auf der „Die nackte Kanone“ sechs Jahre später schließlich basierte – und das Schicksal des einstmals dramatischen Mimen besiegelte, dem man nach diesem Film und seinen beiden Fortsetzungen von 1991 und 1994 nie wieder eine ernste Rolle abnahm.

Gewiss ist es eine begnadete Entscheidung, ein Reboot des Franchise mit Liam Neeson in der Hauptrolle zu besetzen. Dabei ist der Gag hier nicht so sehr, dass der nunmehr 73-jährige Hollywoodstar sich über seine aus überkandidelten B-Movies bekannte Persona lustig macht wie Nielsen, sondern man sich überhaupt nicht vorstellen kann, dass er lustig sein, ein Gespür für komisches Timing haben könnte. Sieht man von einem Auftritt in Seth MacFarlanes – der bei dieser neuen „Nackten Kanone“ als Produzent eine treibende Kreativkraft ist – wenig erfolgreichem Western-Spoof „A Million Ways to Die in the West“ und ein paar Gastauftritten ab, ist Comedy ein Fremdkörper in der umfassenden Filmographie des in den letzten Jahren mehr oder weniger auf Actionfilme im Stil eines „Taken“ abonnierten Iren. Entsprechend ist das Lustige hier, fast schon auf einer Meta-Ebene, dass Liam Neeson ein so unbegabter Komödiant ist, so erschütternd überhaupt nicht lustig, bisweilen wie ein Fremdkörper und dabei doch immer ein good sport, einer, der bereitwillig alles mitmacht, auch wenn er selbst nicht immer ganz durchzusteigen scheint, was hier eigentlich die Pointen sind.

Der Film um ihn herum nimmt ihm viel Arbeit ab. Was nicht heißen will, dass er so elegant und liebevoll geraten ist wie speziell der erste „Nackte Kanone“-Film, in dem zwar jede Szene darauf angelegt war, mindestens zwei oder drei Gags zu haben, aber auch immer die Begeisterung für die Copserien und Policiers zu spüren war, deren Klischees und Konventionen als Vorlage für die Parodie dienten. Es war eben keine Sketchparade, sondern eine in sich kohäsive, charmante Verbeugung vor dem Genre, mit Frank Drebin als Tambourmajor vorneweg, ein ewiges Stehaufmännchen, ein amerikanischer Clouseau auf einer Tour de Force von einem Fettnäpfchen zum nächsten, auf ewig schmerzfrei gegenüber der eigenen Inkompetenz, der Dorfidiot als strahlender Held. Das Reboot, inszeniert von dem versierten Fernsehregisseur Akiva Schaffer(„Saturday Night Live“), der mit zwei Folgen von „Booklyn Nine-Nine“ bereits Erfahrungen auf dem Gebiet der Polizeirevier-Persiflage sammeln konnte und das Drehbuch mit dem „How I Met Your Mother“-Duo Dan Gregor und Doug Mand schrieb, greift die grundlegende Prämisse auf und orientiert auch den Handlungsrahmen mehr oder minder am Vorbild, verschärft dabei aber die Aggressivität des Humors nicht immer zugunsten eines lustigeren oder zumindest lustigen Films: Die neue „Nackte Kanone“ ist dann am besten, wenn sie sich ganz direkt am Original orientiert oder Gags, die damals schon funktioniert haben, aufgreift und variiert. Hübsch ist ein Running Gag, in dem Frank Drebin Jr. und sein Partner, gespielt von dem stets willkommenen Paul Walter Hauser als Sohn von George Kennedys Ed Hocken, wo auch immer sie gemeinsam auftreten, aus dem Off einen Becher billigen Becher Kaffee gereicht bekommen. Oder später eine durch und durch harmlose Szene mit Pamela Anderson als Femme fatale und Priscilla-Presley-Ersatz und einem Schäferhund, die aus der Entfernung im Infrarotscanner in bester „Austin Powers“-Manier eine überaus anzügliche Dimension erhält.

Man kann also allemal Spaß haben, wenn Frank Drebin bei den Ermittlungen in einem vermeintlichen Selbstmord einem von Danny Huston gespielten Milliardär und seinem von Kevin Durand gespielten Henchman auf die Spur kommt. Den anarchistischen Wahnsinn in der Tradition der Marx Brothers, den die Originalfilme in ihren besten Momenten evozierten, sucht man indes vergebens. Tatsächlich fühlt man sich erinnert an die späteren Leslie-Nielsen-Spoofs, die im Fahrwasser der „Die nackte Kanone“-Filme entstanden, Titel wie „Agent 00 – Mit der Lizenz zum Totlachen“ oder „Leslie Nielsen ist Sehr verdächtig“, die die Stilmittel der Zucker-Brüder aufgriffen, aber kaum auf deren hohe Gagtrefferquote kamen. Lustig sein wollen, ist eben nicht gleichbedeutend mit lustig sein. Dass man eine altbekannte Comedymarke 30 Jahre später beseelt und lustvoll wieder aufleben lassen kann, hat erst vergangene Woche Adam Sandler mit „Happy Gilmore 2“ bewiesen. „Die nackte Kanone“ ist dagegen viel Pflicht, wenig Kür. Und wenn Sie jetzt sagen: Das meinst du doch nicht ernst – dann antworte ich: Doch, das tue ich. Und nennen Sie mich nicht Ernst.
Thomas Schultze