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REVIEW KINO: „Die drei ??? und der Karpatenhund“

In ihrem zweiten Kinofall ermitteln die drei deutschen ??? in einem vertrackten Kunstdiebstahl mit mehreren dringend Tatverdächtigen.

CREDITS:
Land / Jahr: Deutschland 2024; Laufzeit: 105 Minuten; Regie: Tim Dünschede; Drehbuch: Anil Kizilbuga; Besetzung: Julius Weckauf, Nevio Wendt, Levi Brandl, Ulrich Tukur, Sunnyi Melles, Jördis Triebel, Florian Lukas; Verleih: Sony; Start: 23. Januar 2025

REVIEW:
Groß seid Ihr geworden, Jungs. Aber den Schuhen der drei ??? allemal nicht entwachsen, weil die Chemie weiter stimmt, das Zusammenspiel auf den Punkt ist zwei Jahre nach „Die drei ??? – Erbe des Drachen“, der meistgesehenen deutschen Produktion des Kinojahres 2023 und dafür auch mit einer entsprechenden Lola ausgezeichnet. Es hilft, dass sich Julius WeckaufNevio Wendt und Levi Brandl zu richtig feschen Jungs mit viel Leinwandausstrahlung entwickelt haben, also genau richtig für ikonische Figuren wie Justus Jonas, Bob Andrews und Peter Shaw, die zwar Jederjungs aus dem fiktiven Rocky Beach in Südkalifornien sind, aber eben auch die drei Fragezeichen und damit besonders auf dem deutschen Markt Legenden: Seit 1968 wurden deutschlandweit über 16,5 Millionen Bücher der Serie verkauft, seit 1979 wird sie erfolgreich als Hörspielserie produziert mit mehr als 45 Millionen abgesetzten Tonträgern. 

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„Die drei ??? und der Karpatenhund“ von Tim Dünschede (Credit: Sony)

Nach zwei in Südafrika realisierten Verfilmungen in englischer Sprache von Florian Baxmeyer in den Jahren 2007 und 2009, „Die drei ??? – Das Geheimnis der Geisterinsel“ und „Die drei ??? – Das verfluchte Schloss“, produziert von „Im Westen nichts Neues“-Produzent Malte Grunert für Studio Hamburg und mit überschaubarem Erfolg ausgewertet von Disney, liegen die Verfilmungsrechte nunmehr in Händen von Sony Pictures Entertainment und Wiedemann & Berg. Dort macht man es besser als beim ersten Adaptionsanlauf, mit einer deutschen Besetzung und der Entscheidung, nicht auf bereits bestehende Fälle zurückzugreifen, sondern Regisseur Tim Dünschede und Autor Anil Kizilbuga eigene Geschichten für die große Leinwand entwickeln zu lassen, die der Gemeinde eingefleischter Fans aber allemal gefallen dürften: Was da nun in zwei Filmen auf der Leinwand zu erleben ist, hat allemal das Feel der Hörspielklassiker, aber eben auch den zugehörigen Look und vor allem den spürbaren Enthusiasmus von Fans, die am Kreativsteuer der Filmreihe sitzen (die im kommenden Jahr noch um „Die drei ??? – Die Toteninsel“ erweitert wird, der aktuell in bekannter Konstellation entsteht).

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„Die drei ??? und der Karpatenhund“ von Tim Dünschede (Credit: Sony)

War „Die drei ??? – Erbe des Drachen“ noch eine Mysterygeschichte mit wohlig gruseligen Abenteuer-Touch, die das Ermittlertrio auf Reisen nach Transsilvanien schickte, wurde „Die drei ??? und der Karpatenhund“ als lupenreines Whodunnit mit vereinzelten Actionsprengseln aufgesetzt, ein Krimi, der diesmal vor der Haustür der Titelhelden belibt, daheim in Kalifornien, wo die drei Detektive im – fiktiven – Rocky Beach in der Nähe von Los Angeles auf dem Schrottplatz ihres Onkels Titus ihr Hauptquartier haben. Sie werden in einem Wohnkomplex im schnittigen Space-Age-Look mit Swimming Pool im Innenhof zu tun haben (Szenenbild: Josef Brandl), und jeder, der dort wohnt, wird nach bester Agatha-Christie-Manier (oder weil die Handlung in Los Angeles spielt, bietet sich Charlie Chan als probate Referenz an) reihum an einem gewissen Punkt verdächtigt werden, verantwortlich zu sein für einen geheimnisvollen Spuk im Appartement des exzentrischen Kunstsammlers und Galeristen Mr. Prentice und dem späteren Diebstahl des wertvollen Karpatenhunds. 

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„Die drei ??? und der Karpatenhund“ von Tim Dünschede (Credit: Sony)

Es ist ein herrlich verschlungener Fall, den Dünschede und Kizilbuga da auftischen, mit zahllosen Sackgasen und Umwegen und falschen Fährten und irgendwann dann auch einer Aufklärung, die ebenso wunderbar unerhört wie schlüssig, aber auf alle Fälle unbedingt unvorhersehbar ist. Und man geht gerne mit bei jedem Stop and Turn, jeder Abzweigung, weil die Inszenierung Schwung und dank Kameramann Holger Jungnickel – back in action! – stimmungsvolle Kinobilder, die natürlich farbig sind, aber bisweilen sogar Erinnerungen an den Film noir wecken. Es ist eine Welt, in die der gespreizte Mr. Prentice passt wie die Faust aufs Auge: Gespielt wird er von Ulrich Tukur so lustvoll und augenzwinkernd, dass er in jeder Szene, in der er zu sehen ist, die Blicke auf sich zieht – ohne sich jemals in den Vordergrund zu spielen. 

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„Die drei ??? und der Karpatenhund“ von Tim Dünschede (Credit: Wiedemann & Berg Film/Deutsche Columbia Pictures Filmproduktion)

Als vollendeter Teamplayer weiß er, wem der Film gehört, und alles, was er macht, macht er, um Julius Weckauf, Nevio Wendt und Levi Brandl noch besser aussehen zu lassen. Dabei spielt Tukur seine Figur so gut, dass man ihm selbst Dialogzeilen wie „Sie mieser Dieb, Sie Feigling!“ nicht nur abkauft, sondern sie wundersam eins sein lässt mit diesem etwas überkandidelten Gentleman alter Schule, den er vermeintlich mühelos aufs Parkett legt. Sollten die großartigen Anzüge, die er in allen denkbaren Creme- und Rosétönen zu einem verwegenen Seidenschal trägt, nicht seine eigenen sein, möchte man ihm anraten, Kostümbildnerin Svenja Gassen zu seiner persönlichen Styleberaterin zu machen. Er sieht umwerfend aus. Einen bleibenden Eindruck hinterlassen ebenso Sunnyi Melles als schreckschraubige Nachbarin wie auch Philipp Christopher als zunehmend sympathischerer Detective Cotta, der sich als künftiger Sparringspartner der drei ??? empfiehlt. 

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„Die drei ??? und der Karpatenhund“ von Tim Dünschede (Credit: Sony)

Eine schöne Entscheidung war es auch, den drei in den Augen der Außenwelt gewiss eigenwillig erscheinenden Jungs, deren Superkraft es eben ist, Sonderlinge zu sein, gleichaltrige Kontrahenten gegenüberzustellen, die sich nach Kräften über sie lustig zu machen versuchen. Das erdet die Hauptfiguren, macht sie weniger isoliert als in den Hörspielen, gibt ihnen aber auch die Gelegenheit zu zeigen, dass sie sich gegen Bullys behaupten können. Es sind diese kleinen Details am Rande, die den Film so gehaltvoll machen, zu einer Freude über das gelungene Whodunnit hinaus, ohne dass die Macher jemals aus den Augen ließen, worum es geht: Justus Jonas, Bob Andrews und Peter Shaw immer zur Stelle sein zu lassen. Egal ob ein kleines Plüschtier verschwunden ist oder eine Wohnung von hunderttausend heulenden Höllenhunden besessen zu sein scheint. „Wir übernehmen jeden Fall“, heißt ihr Motto. Aus den spannenden darf man gerne weiter Filme machen, wenn sie so sehr gelingen wie „Die drei ??? und der Karpatenhund“. 

Thomas Schultze