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REVIEW KINO: „Das Geheimnis von La Mancha“

Fulminant anzusehendes und in hohem Tempo erzähltes CG-Animationsabenteuer für Kids, in dem ein elfjähriger Nachfahr von Don Quijote mit zwei Freunden sein Heimatdorf La Mancha vor einem bösen Geschäftsmann retten muss. 

CREDITS: 
Land/Jahr: Deutschland, Argentinien 2024; Laufzeit: 87 Minuten; Regie: Gonzalo Gutiérrez; Drehbuch: Gonzalo Gutiérrez, Pablo Ricardo Biondi, Carlos Kotkin; Verleih: Constantin; Start: 1. Mai 2024

REVIEW:
Es ist schon beeindruckend, was Studio 100 International in nur wenigen Jahren aufgebaut hat: Gerade einmal zehn Jahre sind vergangen, seitdem das Münchner Produktions- und Vertriebsunternehmen, die deutsche Tochter der belgischen Studio 100-Gruppe, mit „Die Biene Maja“ ihren ersten Animationsfilm für das Kino vorgelegt hatte und einen weltweiten Erfolg feiern konnte – zwei Jahre in Folge war der Film die im Ausland erfolgreichste deutsche Produktion überhaupt. Seither hat man konsequent an der Weiterführung der Aktivitäten gefeilt. Sechs Jahre nach Gründung des eigenen Animationsstudios Studio Isar Animation liegt nun die bislang aufwändigste Produktion des Hauses vor, auf dessen Konto außerdem Titel wie „Wickie und die starken Männer – Das magische Schwert“ oder „Mia and Me – Das Geheimnis von Centopia“ gehen. 

La Mancha klein x
Für drei Kids gibt es tolle Abenteuer zu erleben in „Das Geheimnis von La Mancha“ (Foto: Constantin)

Dabei ist „Das Geheimnis von La Mancha“ in Partnerschaft mit der lateinamerikanischen GF Films entstanden (weiterer deutscher Koproduzent ist die deutsche M.A.R.K. 13 – COM), die den Startschuss für den Familienfilm gab: ein modernes Abenteuer, das wohlbekannte Motive von Cervantes’ „Don Quijote“ aufgreift und in die Jetztzeit verlegt mit einer Geschichte über drei Freunde, die den Kampf gegen einen durchtriebenen Immobilienhai und Klimaschädiger aufnehmen, um ihr kleines Dorf vor dem Untergang zu retten. Dass das Drehbuch unter anderem von Carlos Kotkin, Hollywood-erfahren mit „Rio 2 – Dschungelfieber“, geschrieben wurde, sieht man dem Film, ein rechtes Vergnügen, an – dass Regisseur Gonzalo Gutiérrez hier sein Filmdebüt abliefert, dagegen nicht: Das ist alles rund und hat Hand und Fuß, auch wenn das Tempo so hoch ist, die Schnittfolgen so schnell und die Erzählung so expressiv und handfest, dass der Film für die ganz kleinen Kids doch eine Herausforderung darstellen könnte – für die wiederum Größeren diesseits der zwölf Jahre könnte er indes vielleicht zu uncool sein, ein Problem, mit dem aber auch die ganz Großen des Genres zu kämpfen haben.

Dabei trifft „Das Geheimnis von La Mancha“ doch sehr genau den Sweet-Spot, die Zielgruppe der Sechs- bis vielleicht Elfjährigen anzusprechen und abzuholen. Die drei Helden der Geschichte geben gute Identifikationsfiguren ab, allen voran der schüchterne Alfonso Quijote, Nachfahre des legendären Don Quijote, der mit seinem Vorfahren eine überbordende Fantasie gemein hat, die ihn unter anderem drei imaginäre weiße Hasen sehen lässt – imaginäre Freunde, die einen kurz an „Mein Freund Harvey“ denken lassen, aber doch eher mit den Minions zu vergleichen sind: lustige Sidekicks, die für jeden Schabernack zu haben sind. Aber auch Alfonsos Freunde, die patente und burschikose Viktoria und der Nachbarsjunge Pancho Panza, ein Nachfahre von Sancho Panza, der ebenso gerne isst wie alles mögliche Zeug sammelt, mag man sofort. Und natürlich stehen die Kids im Kino auf ihrer Seite, wenn sie losziehen zu erkunden, was tatsächlich hinter einem mächtigen Sturm stehen könnte, der das kleine La Mancha bedroht. Die Rollen sind klar verteilt. Die Kinder sind die Helden, die Erwachsenen sind bemüht, aber komisch und vielleicht auch peinlich, und der zwielichtige Geschäftsmann Carrasco und seine Schergen geben Bösewichte ab, denen man sofort wünscht, dass man ihnen Saures gibt. 

Neben dem hohen Tempo und einer gewissen Freude an der Überzeichnung fällt bei „Das Geheimnis von La Mancha“ sofort die hochwertige Umsetzung auf: Studio Isar Animation hat da ganze Arbeit geleistet. Eine wilde Hatz auf dem Fahrrad bergab, bei der sich Alfonso ein Wettrennen mit einem losgelösten Windmühlenflügel leistet, ist nicht nur ein amüsanter Verweis auf den ollen Cervantes, sondern auch ein meisterlicher Showcase, wozu die Münchner Produktionsstätte unter Leitung von Produzent Thorsten Wegener in der Lage ist. Dem folgen viele weitere aufregende Szenen, aber auch leise Momente, in denen die Kids ihre inneren Zweifel äußern und Kraft in ihrer gemeinsamen Freundschaft finden können. Mit Julian Janssen und Marina Blanke hat man für Alfonso und Viktoria zwei Sprecher:innen aus dem Umfeld von Checker Tobi finden können, was für zusätzliche Glaubwürdigkeit sorgt – und dem Verleih Constantin sicherlich hilfreich sein wird. 

Thomas Schultze