Raffinierter Spionagethriller über einen Topspion, dessen Ehefrau womöglich eine Doppelagentin sein könnte.
FAST FACTS:
• Großes Starkino mit Cate Blanchett und Michael Fassbender in den Hauptrollen
• Agentengeschichten liegen im Trend – siehe „Slow Horses“, „Black Doves“ oder „Mr. & Mrs. Smith“
• Oscargewinner Steven Soderberghs Rückkehr zum Mainstream-Hollywoodkino
• Drehbuch von „Jurassic Park“-Autor David Koepp
• US-Start am 15. März: 21,5 Mio. Dollar; weltweites Einspiel: 40 Mio. Dollar
• kolportiertes Budget: 60 Mio. Dollar
CREDITS:
O-Titel: Black Bag; Land / Jahr: USA 2025; Regie: Steven Soderbergh; Drehbuch: David Koepp; Besetzung: Cate Blanchett, Michael Fassbender, Marisa Abela, Tom Burke, Pierce Brosnan, Naomie Harris, Regé-Jean Page; Verleih: Universal Pictures International; Start: 15. Mai 2025
REVIEW:
Der britische Geheimdienst hat ein Problem: ein mindestens so geheimes wie zerstörerisches Software-Programm namens Severus wurde geleakt. Gefahr ist in Verzug – und der oder die Schuldige kommt aus den eigenen Reihen. Fünf MI6-Mitarbeiter stehen auf der Liste der potenziellen Verräter, und ihrem Kollegen George Woodhouse (Michael Fassbender), so die Ausgangslage in Steven Soderberghs neuem Film „Black Bag – Doppeltes Spiel“, fällt die Aufgabe zu, die verantwortliche Person auszumachen.
Woodhouses erster Schritt bei der Wahrheitsfindung? Er bekocht zuhause alle Verdächtigen und lockert mit ein wenig chemischer Hilfe im indischen Curry sowie ein paar Psychospielchen die Zungen. Allerdings könnte neben seinem langjährigen Wegbegleiter Freddie (Tom Burke), dessen jüngerer Freundin und Computerexpertin Clarissa (Marisa Abela), dem ehrgeizigen Colonel James (Regé-Jean Page) und der mit ihm verbandelten Psychologin Zoe (Naomie Harris) auch seine eigene Ehefrau Kathryn (Cate Blanchett), ebenfalls hochrangige Agentin, der Maulwurf sein. Und während bislang das berufsbedingte Lügen und Verschweigen einer glücklichen Ehe der beiden nicht im Weg stand, stehen die sich häufenden Indizien nun plötzlich doch dem heimischen Vertrauen zusehends im Weg.
Dieser Tage, zumal in Abwesenheit der Gallionsfigur 007, tummeln sich Spione fast nur noch in Serien (dort allerdings mannigfaltig), doch dass Oscargewinner Soderbergh das Genre des Geheimdienst-Thrillers nun zurück auf die Kinoleinwand holt, ist mehr als begrüßenswert. Auch wenn bzw. gerade weil er es auf eine Weise tut, die die altbekannten Konventionen zwar einerseits zelebriert, dann aber doch auch unterwandert. Zwar gibt auch hier mal einen kurzen Undercover-Einsatz im Ausland, kleine Wettlauf -gegen-die Zeit-Momente, einen undurchsichtigen Vorgesetzten (Pierce Brosnan), einen Mord und sogar einen Drohnenflug mit anschließender Explosion. Doch dafür, was Severus in den falschen Händen eigentlich anrichten kann, interessieren sich der Regisseur und sein Drehbuchautor David Koepp eher wenig, und statt Action setzen sie lieber auf Wortgefechte. Die ebenso flotten wie geschmeidigen Dialoge lassen hier, nicht nur in einer herrlichen Lügendetektor-Sequenz, auch über Schwächen in der Figurenmotivation hinwegsehen.
Mit Witz und Eleganz, einer guten Portion Sex-Appeal und einem exzellenten Ensemble (in dem sich „Back to Black“-Star Abela als echtes Highlight entpuppt) überzeugt „Black Bag – Doppeltes Spiel“ aber nicht nur als Spionage-Story, sondern auch als Geschichte einer Langzeit-Ehe. Wie sich Blanchett und Fassbender – schauspielerisch, aber auch in ihren Rollen – bei aller Anspannung auf Augenhöhe, mit Hingabe und Verständnis sowie liebevoller Loyalität begegnen, ist eine echte Freude (sieht man einmal von Blanchetts wenig glaubwürdiger Perücke ab). Und dass all das in effizienten, schlanken 90 Minuten statt ausgewalzt auf acht Episoden passiert, ist das Sahnehäubchen.
Patrick Heidmann