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REVIEW MAX OPHÜLS PREIS: „Callas, Darling”


Ein sommerliches Road Movie von Deutschland nach Albanien über eine schwermütige Protagonistin hat sich der österreichische Nachwuchsstar Julia Windischbauer für ihr Regiedebüt ausgesucht. Neben Windischbauer spielen auch Lea Drinda und die ganz besonders glänzende Almut Zilcher mit.

Callas, Darling
Julia Windischbauer (l.) und Almut Zilcher in „Callas, Darling“ (Credit: Leander Hartung)

CREDITS:
Österreich, Albanien, Deutschland 2025; Regie & Drehbuch: Julia Windischbauer; Produktion: Julia Windischbauer, Jakob Serdaroglu (Postproduktionsleitung); Producerin: Anja Troelenberg; Kamera: Leander Hartung; Montage: Julia Windischbauer, Vivian Bausch; Musik: Nils Strunk; Ton: Luis Seemann, Lukas Benedicic; Kostüm: Clara Straßer; Cast: Julia Windischbauer, Almut Zilcher, Jeremias Meyer, Sebastian Schneider, Elda Sorra, Lea Drinda; 89 Minuten; Förderung: Kulturabteilung der Stadt Wien (MA 7), Land Oberösterreich; Weltpremiere: 23.1.25 beim Filmfestival Max Ophüls Preis

REVIEW:
„Ich war bereit zu gehen“, sind einige der ersten Worte, die Julia Windischbauers Figur Karle am Anfang des sommerlichen Road Movie „Callas, Darling“ im Off spricht, während energiegeladene Nachtaufnahmen einer Autobahnfahrt zu sehen sind. Die junge Protagonistin ist eigentlich lebensmüde und fertig mit der Welt, als sie an einer Tankstelle auf die lebensfrohe 71-jährige Gerlinde (Almut Zilcher) trifft, die sich als Anhalterin mehr oder weniger selbst in Karles Auto zur Weiterfahrt einlädt.

Aus dem gegensätzlichen Duo wird schnell ein Trio, wenn die nochmal jüngere, naive Siri (Lea Drinda) hinzusteigt. Die Österreicherin Julia Windischbauer, die zuletzt 2022 mit „Para.dies“ den Preis für den Besten Schauspielnachwuchs in Saarbrücken gewann und seitdem auch den Götz-George-Nachwuchspreis von First Steps für „Sonnenplätze“ erhielt, gibt mit „Callas, Darling“ ihr Regiedebüt. Gleichzeitig ist sie Hauptdarstellerin, Produzentin und Drehbuchautorin dieser Reise aus Deutschland über Österreich bis tief in den Süden Europas nach Albanien.

Callas, Darling
Ein nachdenklicher Moment zwischen den beiden Frauen in „Callas, Darling“ (Credit: Leander Hartung)

Einmal fragt die stolz ihre behaarten Achseln zeigende Siri die lebenserfahrene Gerlinde auf der Rückbank des fahrenden Autos, ob sie aktuell verliebt sei. Gerlinde antwortet altklug: „Ich habe geliebt – das reicht.“ Und es wäre schon ein schöner Film, wenn es nur um die drei ins Verhältnis gestellten Lebenserfahrungen einer gerade Erwachsenen, einer sich mit dem Erwachsensein Herumschlagenden und einer sich langsam, aber sicher aus dem Erwachsenenalter Verabschiedende ginge.

Aber es steckt mehr in dieser doch existenzialistischen Autoreise, die vor allem auf der Tonspur mit den Wagengeräuschen, aber auch dem Grillen-Gezirpe und dem späteren Wellenrauschen in Albanien einen feinen hypnotischen Sog entwickelt und auch visuell so ganz nebenbei Europa wunderschön einfängt.

Schauspielerisch ist es nicht unbedingt Windischbauers Film, die sich in ihrer gebrochenen, kettenrauchenden Figur, die durchs Leben wankt, eher zurücknimmt. Die österreichische Theaterschauspielerin Almut Zilcher (auch bekannt durch immer wieder erfolgende Ausflüge ins deutsche Fernsehen bei „Tatort“ oder anderen Krimi-Formaten) dagegen, die sich als Gerlinde mit diesem Roadtrip auf die Reise in ihre Vergangenheit und zu ihrer einstigen weiblichen Liebe begibt, darf deutlich auffallender glänzen. Trotz der vom Leben gezeichneten Narben auf der Seele strahlt ihre Figur eine innere Erleuchtung und Zufriedenheit aus, die einen positiven Einfluss auf Windischbauers labile Karle-Figur hat. Männliche Figuren wie der von Jeremias Meyer („Der Greif“) gespielte deutsche Tourist kommen nur am Rande vor.  

Callas, Darling
„Callas, Darling“ ist das Regiedebüt der österreichischen Schauspielerin Julia Windischbauer (Credit: Leander Hartung)

„Callas, Darling“ ist eine zart erzählte Freundschaftsgeschichte zwischen den Generationen, die trotz schwermütiger Protagonistin eine kurzweilige Leichtigkeit besitzt und große Urlaubssehnsucht versprüht. Es zeigt sich: Julia Windischbauer ist nicht nur eine starke Nachwuchsschauspielerin, sondern macht auch hinter der Kamera viel Lust auf mehr. 

Michael Müller