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REVIEW BERLINALE: „The Message“ (Iván Fund)


Noch fehlt der große Bären-Frontrunner im diesjährigen Berlinale-Wettbewerbsfeld 2025. Ob das das lateinamerikanische Road Movie „The Message“ und Richard Linklaters „Blue Moon“ am Dienstag ändern können, lesen Sie bei SPOT.

The Message
Anika Bootz in „The Message“ (Credit: Iván Fund, Laura Mara Tablón, Gustavo Schiaffino / Rita Cine, Insomnia Films)

CREDITS:
Argentinien, Spanien, Uruguay 2025; Länge: 91 Minuten; Regie & Buch: Iván Fund; Cast: Mara Bestelli, Marcelo Subiotto, Anika Bootz, Betania Cappato; Weltpremiere: Berlinale 18.2.25

REVIEW:
Junge Mädchen mit telepathischen Fähigkeiten liegen bei dieser Berlinale im Trend: Erst die Titelheldin im deutschen Wettbewerbsbeitrag „Was Marielle weiß“, die nach einer Ohrfeige alles hört und sieht, was ihre Eltern machen. Jetzt folgt in dem lateinamerikanischen Road Movie „The Message“ („El mensaje“) de junge Anika (Anika Bootz), die von zwei Erwachsenen durchs Land gefahren wird, weil sie angeblich mit Tieren „sprechen“ kann – sogar auch mit bereits verstorbenen.

Der ganz in Schwarzweiß gehaltene Film des Argentiniers Iván Fund („Dusk Stone“, „There Will Come Soft Rains“) nimmt sich viel Zeit, ohne großartigen Kommentar das Publikum in die Situation zu werfen und selbst herauszufinden, wie die familiären Verhältnisse der Drei sind und wie das Geschäft läuft. Das Ganze entwickelt einen stetig treibenden sanften Erzählrhythmus, wenn sowohl die Fragen immer größer werden, was an den Fähigkeiten des Mädchens dran sind und wie diese Patchwork-Familie zusammenkam.

Voice-Nachrichten von toten Haustieren

Die erwachsene Myriam (Mara Bestelli) als Mutterfigur des vielleicht übersinnlich begabten Mädchens Anika spielt die Vermittlerin der Botschaften der Haustiere an ihre Herrchen und Frauchen. Sie, ihr Partner Roger (Marcelo Subiotto) und die kleine Anika machen zwar auch Hausbesuche. Aber eine besonders einträgliche Finanzquelle scheint zu sein, dass Myriam die von Anika aufgefangenen Tier-Botschaften den Kunden per Voice-Nachricht aufs Handy spricht. Roger wiederum kümmert sich um die Weitergabe der passenden Kontodaten.

The Message
Gibt es einen Tierhimmel? „The Message“ im Berlinale-Wettbewerb 2025 (Credit: Iván Fund, Laura Mara Tablón, Gustavo Schiaffino / Rita Cine, Insomnia Films)

Iván Funds Film zeigt einerseits die Familie in ihrem Arbeitsalltag, ohne zu hinterfragen, ob das Publikum es hier mit Betrügern oder Helfenden zu tun hat. Andererseits zeichnet der Road Trip der Drei eine Schneise der Hilfebedürftigkeit von Menschen nach, die so stark an ihren geliebten Tieren hängen, dass sie auch über den Tod hinaus wissen wollen, wie es ihnen geht.

Die Interaktionen der kleinen Anika mit den Tieren oder auch nur die melancholischen Tiere an sich in ihrem natürlichen Umfeld zu sehen, hat schon eine visuelle Qualität. Zumal die gesendeten Botschaften der Kleinen, ob tatsächlich empfangen oder ausgedacht, generell eine heilende und beruhigende Wirkung auf die Menschen haben.

Eine sich nach echter Kommunikation sehnende Gesellschaft

„The Message“ zeigt eine Gesellschaft, die sich nach jeder Form von echter Kommunikation sehnt, auch wenn sie fake sein könnten. Die große, mit viel Empathie gezeigte Tierliebe der Menschen, insbesondere für Hunde und Katzen, hier aber zum Beispiel auch für Schildkröten, ist eine Ersatzhandlung für die sonstige Leere im Leben. Das kleine Mädchen liefert mit ihren Fähigkeiten dabei nur eine offenbar benötigte Stütze.

Im Film spielt der Pet-Shop-Boys-Song „Always on My Mind“ als Leitmotiv eine große Rolle, der den Denkprozess an jemand anderen bereits als lebendigen und wahrhaftigen Akt begreift. Der Berlinale-Wettbewerb ist weit vorangeschritten. Ein richtiger Frontrunner ist bislang noch nicht auszumachen. Nach dem Screen-Daily-Kritikerspiegel kam der Near-Future-Film „The Blue Trail“ besonders gut an, Deutschland hat gestern mit „Was Marielle weiß“ ins Rennen eingegriffen und heute Abend darf auch die Review zu Richard Linklaters mit Spannung erwarteten Wettbewerbsbeitrag „Blue Moon“ erscheinen. „The Message“ wiederum gehört auch zu den gelungenen Filmen in der Konkurrenz, auch wenn er eher unscheinbar daherkommt.

Michael Müller