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KINO REVIEW: „Niemals allein, immer zusammen“

Dokumentarfilm über fünf Aktivistinnen, die sich in linksradikalen Zusammenhängen für nachhaltige Veränderung und soziale Gerechtigkeit engagieren. 

CREDITS:
O-Titel: Niemals allein, immer zusammen; Land/Jahr: Deutschland 2024; Laufzeit: 91 Minuten; Regie: Joana Georgi; Produktion: Irina Thiab, Anna-Katrin Winkler, Joana Georgi; Verleih: Neue Visionen; Start: 13. Juni 2024

REVIEW:
„Wir kämpfen, also sind wir“: Ein Jahr lang begleitet die Videojournalistin Joana Georgi fünf Aktivistinnen in Berlin bei ihrem Kampf für soziale Gerechtigkeit. Feline, Quang, Patricia, Simin und Zaza sind jung, divers, linksradikal und engagieren sich unter anderem in der Klima- und antirassistischen Bewegung. Dabei nutzen sie vor allem die Technologien ihrer Generation, mischen als politische Influencerinnen Social Media auf, vernetzen und organisieren sich für eine bessere, faire Zukunft. 

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Die Protagonisten von „Niemals allein, immer zusammen“ (Credit: Neue Visionen)

Im Januar 2022 kommen die Protagonistinnen erstmals zusammen, die Corona-Pandemie ist noch nicht vorüber, der Ukraine-Krieg steht bevor, soziale Ungerechtigkeit im Land wächst. Feline hat sich nach ihrer Erfahrung als alleinerziehende Mutter in Berlin radikalisiert und macht u.a. politische Kunst: In diesem Jahr backt sie „Luxustorten“ für Menschen, die sich keine leisten können, und will damit z.B. an die Anschläge in Hanau erinnern. Quang plant seine nächsten Auftritte als Pressesprecher für „Fridays for Future“ und startet eine eigene YouTube-Talkshow. Patricia produziert für die Bürgerinitiative „Deutsche Wohnen & Co. enteignen“ mit ihrer Kollegin TikTok-Videos und kümmert sich mit dem Politiker Ferat Koçak um soziale Konflikte in ihrer Community in Neukölln. Politikwissenschaftlerin Simin arbeitet an den Reden, die sie bei einer Kundgebung des „Refugee Movement“ mit der amerikanischen Bürgerrechtlerin Angela Davis halten wird und für die Protestkampagne „Genug ist Genug“. Der 19-jährige Zaza, Pflege-Azubi, hat sich der Krankenhausbewegung angeschlossen und stürzt sich mit seinem Freund Joshua in die Streikvorbereitung. 

In Gesprächen mit Freunden und Mitstreitern und aus dem Off erklären die Protagonistinnen ausführlich ihre Standpunkte. Privates bleibt außen vor, die Kamera zeigt die Aktivistinnen fast ausschließlich in ihrem Arbeitsumfeld und immer wieder bei den Demos, die sie selbst organisieren oder unterstützen. Während sich die weltweiten Krisen infolge des Ukraine-Kriegs zuspitzen, wird auch die Stimmung in Berlin kämpferischer. Nach einem aufreibenden Jahr kommen alle noch einmal für Quangs YouTube-Talkshow zusammen, um darüber zu sprechen, was sie erreicht haben (oder nicht), und sich einmal mehr zu fragen, ob die systemische Veränderung, von der sie träumen, überhaupt möglich ist. In einer Hinsicht sind sie sich einig: Engagement geht nicht ohne Solidarität und ohne die Unterstützung anderer – „niemals allein, immer zusammen“.

Regisseurin Joana Georgi ist selbst Aktivistin der Generation Z, ihr erstes Filmprojekt hat sie mit Hilfe von Crowdfunding produziert, zuvor drehte sie u.a. Videoreihen und Reels für die Fraktion Die Linke und ver.di. Daran erinnert mitunter auch ihre Doku, oft schlägt diese einen didaktischen Tonfall an. Sie liefert reichlich Information über die verschiedenen Organisationen in Deutschland und will Berührungsängste mit aktivistischer Arbeit abbauen. Dank des ungebrochenen Idealismus und Zusammenhalts ihrer Protagonistinnen, die Georgi aus ihrem direkten Umfeld rekrutiert hat, dürfte diese Botschaft beim Zielpublikum dann auch ankommen: In der Welt der Initiativen findet jeder seine Nische, also engagiert Euch, bevor es zu spät ist! Und wer nach Simin Jawabrehs Wutrede gegen die soziale Schieflage nicht sofort selbst auf die Straße gehen will, dem ist auch nicht mehr zu helfen. 

Corinna Götz