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KINO REVIEW: „Criminal Squad 2“

Späte Fortsetzung des action- und testosterongeladenen Heist-Thrillers von 2018, in der es einen dirty Cop und einen cleveren Gangster für einen Diamantenraub von L.A. nach Südeuropa verschlägt.

FAST FACTS:
• Zweiter Teil der von Schauspieler-Regie-Gespann Gerard Butler und Christian Gudegast als Action-Franchise geplanten Reihe, das die grimmige Story mit Humor und Buddy-Movie-Elementen anreichert
• Erneut mit O’Shea Jackson Jr. in der Rolle des unterschätzten kriminellen Masterminds
• Teil eins verzeichnete in Deutschland 255.000 Besucher 

CREDITS: 
O-Titel: Den of Thieves 2: Pantera; Land/Jahr: USA 2024; Laufzeit: 120 Minuten; Drehbuch: Christian Gudegast; Regie: Christian Gudegast; Besetzung: Gerard Butler, O’Shea Jackson Jr., Evin Ahmad, Salvatore Esposito, Orli Shuka, Stephane Coulon, Nazmiye Oral, Dino Kelly, Cristian Solimeno; Verleih: Constantin Film; Start: 16. Januar 2025

REVIEW:
Der Heist-Thriller „Den of Thieves“ aus dem Jahr 2018 ist einer dieser Filme, in denen der Geist des Actionkinos der 1990er-Jahre unbeirrt weiterlebt, in dem weibliche Charaktere unterwürfige, ungeliebte Ehefrauen oder Prostituierte sind und Cops die fieseren Gangster. „Criminal Squad“, so der deutsche Verleihtitel, war nicht gerade ein Kritiker-, aber doch ein Publikums- und späterer Streamingerfolg, der von Genre- und loyalen Gerard-Butler-Fans sogar als bislang beste Leistung des britischen Schauspielers gefeiert wurde. Das Regiedebüt von Christian Gudegast, der auch an den Drehbüchern der Butler-Hits „Plane“ und „London Has Fallen“ mitwirkte, markierte den Beginn eines Franchises und einer vielversprechenden Director-Actor-Collaboration, deren Fortsetzung allerdings pandemie- und streikbedingt so lange auf sich warten ließ, dass man jetzt fast von einem Reboot sprechen möchte. Dabei zeichnet Gudegast erstmals als alleiniger Autor verantwortlich, der die von wahren Ereignissen (dem Diamantenraub in Antwerpen von 2003) inspirierte Story seinem Star auf den nicht mehr ganz so durchtrainierten Leib geschrieben hat.

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Gerard Butler und O’Shea Jackson Jr. in „Criminal Squad 2″ (Credit: Rico Torres)

Schon im ersten Teil rumpelte Butler wie Russell Crowe außer Kontrolle und Mel Gibson zu seinen besten Zeiten durch die damals weitgehend humorfreie Verbrechenssaga um eine Elite- bzw. Schurkeneinheit des Los Angeles Police Department auf der Jagd nach einer berühmt-berüchtigten Räuberbande, die die US-Zentralbank ins Visier genommen hat. Der Clou des Films: Am Schluss entpuppt sich der vermeintlich unbescholtene Fluchtwagenfahrer Donnie, gespielt von Ice Cubes Sohn O’Shea Jackson Jr. („Straight Outta Compton“, „Cocaine Bear“), als Drahtzieher, den Butlers korrupter Cop Big Nick O’Brien mitsamt der Beute entkommen lässt. In der letzten Szene ist Donnie als Barkeeper in einem englischen Pub zu sehen, wo er augenzwinkernd Kontakt zu einem Angestellten der Londoner Diamantenbörse aufnimmt und damit bereits ankündigt, an welchem Ort er als nächstes zuschlagen könnte, dass das Sequel also irgendwo in Europa spielen wird.

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„Criminal Squad 2“ mit Gerard Butler von Christian Gudegast (Credit: Constantin Film)

Da die Dreharbeiten zur Fortsetzung schließlich größtenteils auf den Kanarischen Inseln stattfanden, wird darin kurzerhand auch der weltgrößte Juwelenumschlagplatz verlegt, auf den es der Meisterdieb abgesehen hat. Als kleines Zugeständnis an den Zeitgeist übernimmt das Kommando bei der Ausführung des fettesten Coups aller Zeiten die schöne Jovanna, Deckname Cleopatra (Evin Ahmad aus der Netflix-Serie „Who Is Erin Carter?“), Anführerin einer balkanesischen Truppe ehemaliger Polizisten, die Slavko (Salvatore Esposito) oder Dragan (Orli Shuka) heißen und sich Donnie angeschlossen haben, um dessen Plan in die Tat umzusetzen. Ansonsten ist alles beim Alten, auf der anderen Seite des Erdballs ist Gerard Butlers böser Bulle zu diesem Zeitpunkt gerade suspendiert, geschieden und noch ein bisschen tiefer gesunken. Als ihm zu Ohren kommt, dass aus einem Transportflugzeug aus Südafrika ein pinkfarbener, 3472-karätiger Edelstein entwendet wurde, verdächtigt er zu Recht den Mann, mit dem er noch eine Rechnung offen hat. Der Überfall am Anfang des Films ist, man ahnt es, lediglich Teil einer ausgeklügelten Operation, der rosarote Diamant Donnies Eintrittskarte, um sich als Juwelenhändler getarnt Zugang zum „World Diamond Center“ in Nizza zu verschaffen.

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„Criminal Squad 2“ mit Gerard Butler von Christian Gudegast (Credit: Constantin Film)

Der Haken an der Sache: Ein sardischer Mafiaboss (Adriano Chiaramida) hat seine Altersvorsorge in das Schmuckstück investiert und ist Donnie ebenso auf den Fersen wie die französische Polizei und der auf Rache sinnende Big Nick, der kurz darauf seinem Erzfeind gegenübersteht und sich als Partner empfiehlt, als „Tiger, der die Streifen wechselt“. Ein nachvollziehbarer Schachzug, zumal Big Nick schon zuvor quasi stets mit einem Bein im Kittchen saß, während die Kriminellen, denen er das Handwerk legen sollte, eher aus Versehen zu Copkillern wurden. Wieder geht es um die Grauzonen, die Auflösung der Grenzen zwischen Gut und Böse, die symbiotische Verbindung von Cops und Räubern, und in diesem Sinne entwickelt sich zunächst ein Buddy-Crime-Movie mit verdrehter Odd-Couple-Dynamik, in dem der grimmige Gesetzeshüter und der nette Gauner zu Verbündeten werden und sich gegenseitig beleidigend „Pussy“ oder „Fräulein“ nennen. Die Gags gehen meist auf Butlers Kosten, dessen „Marlboro Man“ sich ein wenig in Demut üben muss, wenn sich die Kollegen der Gendarmerie über seinen amerikanischen Akzent lustig machen, die Pointen liefert stets die kosmopolitische Culture-Clash-Szenerie.

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Gerard Butler in „Criminal Squad 2“ (Credit: Rico Torres for Lionsgate)

War der Vorgänger in seinen besten Momenten eine Art Lower-Budget Version von „Heat“, bewegt sich das Sequel irgendwo zwischen John Frankenheimers „Ronin“ und einer Komödie von Guy Ritchie, mit einer Prise „Mission Impossible“ und „Fast and Furious“ und einem Hauch französischem Gangsterfilm-Charme. Die mediterrane Kulisse wird für eine Reihe von rasanten Ortswechseln, Schlägereien, Schießereien und Verfolgungsjagden genutzt, um Spannung aufzubauen und den Rahmen für den minutiös und schlau geplanten, teilweise in Echtzeit gedrehten Supercoup zu liefern (nicht von ungefähr nennt der Regisseur „Rififi“ als Vorbild, ein Film, der vor so langer Zeit entstanden ist, das teilweise noch nicht einmal die Eltern der jetzigen Zielgruppe auf der Welt waren). Der ist tatsächlich einer der fesselndsten und unterhaltsamsten Heists, die man seit einer Weile auf der Leinwand gesehen hat, bei dem das große Vergnügen darin besteht, im Verlauf einer hochkonzentrierten, virtuos gefilmten, perfekt geschnittenen und vertonten Sequenz mitzuverfolgen, wie die technisch und auch sonst äußerst versierte Safeknacker-Gang durch das am stärksten gesicherte Gebäude Europas zum Tresorraum gelangt und mit Hilfe einer digitalen „Heist-Map“, auf der die einzelnen Räume der Diamantenbörse nach Biersorten benannt sind, der Security entkommt. 

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„Criminal Squad 2“ mit O’Shea Jackson Jr. von Christian Gudegast (Credit: Constantin Film)

Das macht sehr viel Spaß, wenn man über die Löcher im Drehbuch hinwegsieht, die manchmal etwas haarsträubend mit Klischees geflickt wurden und vor allem auf das europäische (oder auch woke) Publikum irritierend wirken könnten. Weniger verwirrend sind die vielen Wendungen des Blaupausen-artigen Drehbuchs, die eben nicht ganz so überraschend sind, wie sie sich ankündigen. Ständig werden neue Verdächtige/Mafiosi präsentiert, die möglicherweise im Hintergrund die Fäden ziehen, offen bleibt, wer in dem ganzen Spiel der wirklich Gute oder Böse ist, unbestreitbarer Sympathieträger ist aber einmal mehr O’Shea Jackson Jr., dessen Figur immer noch ein bisschen cleverer ist als der Rest der Bande und auch hier das letzte Wort hat. Dass man damit nach über zwei Stunden Laufzeit die Rechnung für beglichen hält, hindert Butler und Gudegast nicht daran, am Ende doch noch einen weiteren Twist, Schauplatz und Cliffhanger aus dem Ärmel zu schütteln und neben zwei weiteren Fortsetzungen Pläne für ein Prequel zu schmieden.

Corinna Götz