Fortsetzung des Animationserfolgs von 2020, in der Heinzelmädchen Helvi fremde Heinzels kennenlernt und sich der hartnäckigen Kommissarin Lanski erwehren muss.
FAST FACTS:
• Fortsetzung des mit dem Bayrischen Filmpreis als bester Animationsfilm prämierten Boxoffice-Phänomens
• „Die Heinzels – Rückkehr der Heinzelmännchen“ belegte 2020 Platz 4 der umsatzstärksten deutschen Kinofilme am internationalen Markt
• Weitere Zusammenarbeit der Kinderfilm-Profis Ute von Münchow-Pohl und Jan Strathmann mit dem österreichischen Animationsstudio arx anima und der Hamburger Akkord Film („Die Häschenschule“, „Der kleine Rabe Socke“)
• Zu den prominenten Sprechern gehören Jella Haase, Annette Frier, Michael Ostrowski
• Ausgezeichnet mit dem Kinderpublikumspreis beim Zurich Filmfestival
CREDITS:
Land/Jahr: Deutschland/Österreich 2024; Laufzeit: 77 Minuten; Drehbuch: Jan Strathmann; Regie: Ute von Münchow-Pohl; Verleih: Tobis; Start: 24. Dezember 2024
REVIEW:
Es grenzt schon fast an ein kleines (Weihnachts-)Wunder, dass man junge Menschen heute noch mit der Heinzelmännchen-Sage hinter den Smartphones hervorlocken kann – Regisseurin Ute von Münchow-Pohl und Drehbuchautor Jan Strathmann gelingt es hiermit bereits zum zweiten Mal. Vor fünf Jahren transportierte das erfahrene Kinderfilm-Duo die alte Legende, die zu Köln gehört wie Pumuckl zu München, in die 3D-animierte Gegenwart und landete mit „Die Heinzels – Rückkehr der Heinzelmännchen“ trotz pandemiebedingt kurzer Kinoauswertung einen Leinwandhit. Für den Erfolg sorgten neben der verständlichen, kindgerechten Botschaft in erster Linie die liebevoll gezeichneten Charaktere: zipfelmützige Kobolde, die im Schutz der Dunkelheit ausschwärmen, um heimlich die Arbeit gestresster Handwerker zu verrichten, eine Miniatur-Notfalltruppe, die schnell, schlau und schwupps zur Stelle ist, wo immer Hilfe gebraucht wird, und die erstmals in der Geschichte mit den grundsätzlich stinkstiefeligen Menschen konfrontiert und versöhnt wurde – dank des unermüdlichen Engagements der überaus sympathischen Protagonistin.
Helvi, gesprochen von Jella Haase, ist ein dauereuphorisiertes Heinzelmädchen mit punkiger Sicherheitsnadel an der ungebügelten Mütze, eine aufgeweckte, aufmüpfige Identifikationsfigur mit herrlichem Hang zum Chaos und großer Neugier auf die Welt, die das Herz auf der Zunge trägt und ständig von der strengen Anführerin des Heinzelmännchen-Ältestenrats zurechtgewiesen werden muss. Das hindert sie nicht daran, ihre Heimatstadt bei Tageslicht zu erkunden, meist in Begleitung ihrer Sidekicks, dem gutmütigen Butz und dem eingebildeten Kipp. Auf diese Weise prescht sie nun auch im Sequel voran, das einem Action-Movie-Treatment unterzogen wurde, wie es der Filmtitel und der erneut von Alex Komlew konzipierte Score vermuten lassen, der sich gleich zu Beginn großzügig an Lalo Schifrins „Mission Impossible“-Thema bedient. Nichts ist unmöglich im Heinzel-Universum, und so trifft Helvi in ihrem neuen Abenteuer auf einen bisher unbekannten Geistesverwandten, Bo, der neben dem schlitzohrigen Horik, Stunt-Heinzel-Girl Ila und Technikfreak Gulfi einer aus dem österreichischen Exil zugereisten, hochspezialisierten Eliteeinheit angehört, deren einzige Mission – der Sage nach – darin besteht, Unfug auf Kosten der Menschheit zu treiben und die pflichtbewussten Kölner Artgenossen als langweilige Hinterwäldler zu beschimpfen.
Die Fortsetzung geizt weder mit Selbstironie noch mit einfallsreichen Verfolgungsjagden durch den Großstadtdschungel, in dem sehr zeitgemäß an allen möglichen Orten Baustellen aufgerissen und Elektroroller, Dixi-Klos und Überwachungskameras in den Weg gestellt werden. Die im Vergleich zum Vorgängerfilm in jeder Hinsicht vielschichtigere Animation erobert den Luftraum mit Papierdrachen und Drohnen, das Drehbuch lässt die Wiener Touristen hoch oben in den Türmen des Kölner Doms hausen und die einheimischen Heinzels statt in der Kanalisation auf dem Dachboden über der Bäckerei, die im ersten Teil vor der Gentrifizierung gerettet wurde. Die Lebensumstände haben sich geändert, der Zeitgeist verlangt ein höheres Erzähltempo und den Dauereinsatz digitaler Gadgets und hat die historischen Fabelwesen in ein buntes, diverses Völkchen verwandelt.
Hinzu kommen neue, kuschelige Charaktere auf vier Pfoten, insbesondere eine zur Heinzel-Spürnase ausgebildete Polizeikatze, und Helvis wichtigste Aufgabe, die bei dem ganzen Schabernack und Figurenreichtum fast ein wenig untergeht, besteht darin, für die Außenseiterin Mira, Tochter einer alleinerziehenden überarbeiteten Schneiderin, ein passendes Haustier zu finden, wobei ihr die besessene Kommissarin Lanski in die Quere kommt, die ihren Chef unbedingt von der Existenz „kriminalisierter Zipfelmützen“ überzeugen will. Vor allem aber geht es um die Wiederbelebung der deutsch-österreichischen Freundschaft, die am Ende einer Bodentruppe von Heinzelmännchen vereinte Superheldenkräfte verleiht, während Wiener Schmäh, schräger Humor und eine Menge verbaler Frech- und Albernheiten aus dem Kinderfilm ein kurzweiliges Vergnügen für die ganze Familie machen, das auch die etwas älter gewordenen Fans des ersten Teils im Blick behält. Alle lernen dazu, selbst die Polizei und die engstirnige Heinzel-Vorsteherin, Kids erfahren, wie viel Sinn und Freude es macht, anderen zu helfen, und dass man offen für alles sein sollte, was die Welt zu bieten hat – auch für die durchgeknallten verheinzelten Wortschöpfungen, die Eltern vermutlich noch lange nach dem Kinobesuch zu hören bekommen.
Corinna Götz