Am Lauf, den Warner gerade in den Kinos feiern kann, liegt es nicht: S&P hat die Warner-Anleihe auf das Rating BB+ und damit auf Ramsch-Niveau herabgestuft. Die Sorge gilt vielmehr der Entwicklung des linearen TV-Geschäfts.
Es ist noch gar nicht so lange her, da übertrafen sich diverse US-Seiten in Vorhersagen zu einem angeblich bevorstehenden Abschied von Pam Abdy und Michael De Luca von der Spitze der Warner-Studiosparte, insbesondere „Blood & Sinners“ durfte vorsorglich schon einmal als kostspieliges Wagnis ohne größere Profitabilitätsaussichten herhalten. 320 Mio. Dollar Einspiel (bei einem 90-Mio.-Budget) später ist davon natürlich keine Rede mehr. „Minecraft“ ist ohnehin ein Riesenerfolg, der es (bei einem kolportierten Budget von 150 Mio. Dollar) zwar nicht ganz bis zur Milliarde schaffen wird, aber bei einem Zwischenstand von 930 Mio. Dollar zumindest in Sichtweite. „Final Destination“ ist der nächste Hit – und „F1“ mag zwar kein eigener Film sein, birgt aber das Potenzial, die Bilanz des Kinoverleihs weiter aufzuhübschen. Anders gesagt: Läuft gerade.
Das wiederum hat die Rating-Agentur S&P aber nicht davon abgehalten, Warner Bros. Discovery herabzustufen – auf ein Rating von BB+ und damit auf Ramsch-Status. Zwar war der Ausblick schon seit August negativ, allerdings geht S&P in seiner Prognose davon aus, dass die Umsätze im linearen TV-Geschäft von Warner in 2025 und 2026 noch stärker sinken werden, als ursprünglich angenommen. Aktuell prognostiziert S&P bis zum Ende dieses Zeitraums ein Minus beim auf das lineare TV-Geschäft entfallenden EBITDA von 20 Prozent; dafür sei nicht zuletzt ein prognostizierter Rückgang von elf Prozent bei den Werbeeinnahmen verantwortlich.
Probleme sieht S&P nicht zuletzt bei einem vergleichsweise schwachen Portfolio an US-Sportrechten, besonders schwer wiege der Verlust der NBA-Übertragungsrechte nach der Saison 24/25. Gleichzeitig liege HBO Max im Vergleich mit anderen Streamingangeboten beim Anteil der Nutzer werbeunterstützter Angebote zurück.
Zwar spricht S&P Warner auf Basis der aktuellen Strategie keineswegs langfristiges Wachstumspotenzial ab, Kernproblem sei aber die Schuldenlast – und deren Verhältnis zu Vermögenswerten bzw. Eigenkapital bestimme die Rating-Einstufung.
Eine mögliche Abspaltung des linearen TV-Geschäfts, über die seit der Re-Organisation in die Kernbereiche „Streaming & Studios“ und „Global Linear Networks“ nur umso intensiver spekuliert wird (die Warner-Spitze dementierte entsprechende Pläne gerade erst wieder), sähe S&P indes als weitere Belastung für die Kreditwürdigkeit.
Auch wenn Warner offiziell erklärt, keine entsprechenden Pläne zu verfolgen, könnte Comcast doch ein Vorbild liefern. Dort wurde im vergangenen Herbst ein entsprechender Plan geschmiedet, die unter Druck stehenden Kabelnetzwerke in ein eigenes Dachunternehmen auszugliedern. Die jetzige Aufstellung von Warner wäre zumindest eine, die ganz in dieses Schema passen würde.