Gerade wurde der erste Trailer des neuen Animations-Highlights von DreamWorks Animation veröffentlicht, das im kommenden Sommer im Verleih von Universal in die deutschen Kinos kommt: „Die Bad Guys 2“ setzt da an, wo der erfolgreiche erste Teil von 2022 aufgehört hat. Wir haben uns schon einmal mit Regisseur Pierre Perifel und Produzent Damon Ross unterhalten.
Was macht „Die Bad Guys“ besonders, was ist das Alleinstellungsmerkmal?
Pierre Perifel: Spontan würde ich sagen: die Verspieltheit, mit der wir von bösen Jungs als Hauptfiguren erzählen, die gerne gut werden wollen. Da setzt auch der neue Film an: Es mag schwierig sein, gut zu werden. Noch schwieriger ist es, gut zu bleiben. Was passiert, wenn das alte Leben wieder anklopft? Wie verführerisch ist es? Wie schwierig ist es, standhaft zu bleiben? Mir gefällt, dass unsere fünf Bad Guys nicht irgendwie eine amorphe Masse sind. Jeder einzelne ist ganz präzise gezeichnet, hat ein unverkennbares Eigenleben. Das haben wir den tollen Drehbüchern zu verdanken und den ebenso tollen Sprechern, die wir gewinnen konnten. Dass wir dann obendrein auf ein hervorragendes Team von Animatoren zugreifen können, machte unsere Arbeit erschütternd einfach. Da hatten wir ganz viel Freiraum, ein bisschen mit Genres spielen zu können und einen visuellen Stil auszuprobieren, wie er im Animationsfilm vielleicht eher ungewöhnlich ist.
Damon Ross: Ich denke, Pierre tritt den Nagel auf den Kopf. Das sind ganz schön viele verschiedene Zutaten, aber ich denke, genau diese Mixtur macht das Eigene von „Die Bad Guys“ aus. Am Ende ist für uns entscheidend, dass wir dem Publikum Kurzweil und Unterhaltung bieten wollen. Wenn jemand nach dem Trailer sagt: Das sieht aus, als wäre es eine Tüte voll FUN, dann sind wir auf dem richtigen Weg.
Pierre Perifel: Wir haben einen Begriff, der ganz gut beschreibt, woraus wir es anlegen: sophisticated silliness. Da gibt es eine ganz feine Balance!
Damon Ross: Wenn wir alles richtig hinkriegen, dann machen wir etwas Albernes auf eine sehr erlesene Art und Weise.
Als Sie mit der Arbeit an dem ersten Film begonnen haben, lebten wir noch in einer anderen Welt, das war vor Covid. Fertiggestellt und veröffentlicht haben Sie den Film dann während Covid. War das frustrierend?
Pierre Perifel: Rückblickend muss ich vor allem sagen, wie dankbar ich dafür bin, dass wir in dieser Zeit wenigstens einen Film machen konnten. Was für ein Luxus das in einer schwierigen Zeit war! An etwas arbeiten zu können gemeinsam mit Freunden, die einen unterstützten und ebenso viel Liebe für das Projekt empfanden! Klar konnten wir nicht unseren ursprünglichen Plan umsetzen, einfach nur Spaß zu haben. Aber wir haben uns darauf eingestellt und das Beste aus der Zeit gemacht.
Damon Ross: Es war schade, dass der Film in eine Phase gestartet wurde, in der man Kinos nicht komplett füllen durfte, weil zwischen jedem Zuschauer ein gewisser Abstand gewahrt bleiben musste. Wir hatten einen Film für voll besetzte Kinosäle gemacht, wo das Lachen ansteckend ist. Aber auch hier muss man ganz klar sagen: Immerhin startete unser Film im Kino und lief dann auch eine ganze Weile. Wir dürfen uns nicht beklagen. Es war schon ziemlich gegen Ende der Pandemie, es gab bereits Impfstoffe, nach und nach machte die Welt sich wieder auf. Und auch bei der Produktion hatten wir Glück im Unglück. Wir hatten bereits sechs Monate an dem Film gearbeitet, als alles dicht gemacht wurde, also ausreichend Zeit, dass wir uns kennenlernen und gemeinsame Bande entwickeln konnten.
Pierre Perifel: Es ist lustig, dass Sie das in Ihrer Frage ansprechen, weil wir uns bei der Produktion des zweiten Films immer wieder anschauten und uns einfach nur freuten, weil wir diesen Film wirklich so machen konnten, wie wir uns das beim ersten Film vorgestellt hatten: gemeinsam, mit viel Spaß bei der Sache.
Wussten Sie denn gleich, um was es beim zweiten Teil gehen sollte?
Damon Ross: Wir hatten ein sehr gutes Gefühl beim ersten Film, was vom Studio mit uns geteilt wurde. Deshalb haben wir noch während der Fertigstellung von „The Bad Guys“ angefangen, uns Gedanken über eine Fortsetzung zu machen und Pläne zu schmieden, was darin passieren könnte. Es gab wohlgemerkt noch kein grünes Licht!
Pierre Perifel: Wir wollten einfach bereit sein. Falls der erste Film ein Erfolg wäre, wollten wir nicht mit leeren Händen dastehen, sondern sofort richtig loslegen können. Weshalb „Die Bad Guys 2“ jetzt eben schon nach drei Jahren in die Kinos kommt. Wenn wir wirklich erst angefangen hätten, nachdem das Studio das endgültige Go erteilt, hätten wir das in der Kürze der Zeit niemals hinbekommen.
Damon Ross: Wir haben etwas gemacht, was man eigentlich machen darf: Wir haben auf uns gesetzt! Gerade einmal einen oder zwei Monate nach dem grünen Licht hatten wir bereits eine erste Drehbuchfassung vorliegen, die ziemlich gut war.
Pierre Perifel: Wir haben etwas zweieinhalb Jahre durchgehend an diesem Film gearbeitet. Und das Go vom Studio erhielten wir erst Anfang 2023. Den Rest kann man sich ausrechnen.
Wenn man eine Fortsetzung macht, muss man immer abwägen: Was übernimmt man aus dem ersten Teil, damit der Wiedererkennungswert gegeben ist, was macht man neu, damit es nicht langweilig wird? Wie sind Sie vorgegangen?
Pierre Perifel: „Die Bad Guys“ basiert auf einer Buchreihe von Aaron Blabey. Das gibt im Grunde die Marschrichtung vor, auch wenn wir die Bücher nicht eins zu eins verfilmen. Aber sie sind eine Inspiration, ein Vorbild. Der Rest ergibt sich im Grunde aus der Geschichte, die man erzählt. Im ersten Film gehen die Bad Guys am Ende Gefängnis und werden als Good Guys entlassen. Im neuen Film versuchen sie, ein gutes Leben zu führen. Was nicht ganz einfach ist, weil sie in den Augen ihrer Umwelt immer noch die Bad Guys sind. Wenn man die beiden Filme zusammennimmt , entdeckt man einen großen Bogen, eine Entwicklung, die unsere Hauptfiguren durchmachen.
Damon Ross: Unsere Maßgabe war, den Figuren und der Tonalität treu zu bleiben. Das ist der Grund, warum der erste Film so gut ankam beim Publikum. Gleichzeitig wollten wir die Welt größer machen, ein bisschen ambitionierter und aufwändiger erzählen. Wir wollten auf dem ersten Film aufbauen und tolle Kinounterhaltung machen, die auf der Leinwand toll aussieht.
Pierre Perifel: Wir haben uns die „Mission: Impossible“-Filme als Vorbild angesehen. Das war eine gute Maßgabe.
Damon Ross: Auch da sind die Bücher von Aaron Blabey eine ausgezeichnete Inspiration. Er springt von Buch zu Buch von einem Genre zum nächsten. Am Anfang spürt man Tarantino und „Reservoir Dogs“, dann erzählt er eine postapokalyptische Geschichte, danach Science-Fiction. Er liebt das amerikanische Kino und verbeugt sich bei jeder Gelegenheit davor. Das ist natürlich eine sensationell gute Spielwiese, weil das bedeutet, dass wir als Filmemacher aus dem Vollen schöpfen können. Wir finden das gut.
Das Gespräch führte Thomas Schultze.