Auch wenn die BKM nichts als lobende Worte für den KulturPass findet: Die Tatsache, dass sich rund zwei Drittel aller Berechtigten des ersten Jahrgangs das Guthaben nicht einmal freigeschaltet haben, ließ aufhorchen. Nun wurde eine neue, niedrigschwellige Aktivierungsoption geschaffen.
Stellen wir es an dieser Stelle zum x-ten Mal klar: Der KulturPass ist eine gute, eine absolut unterstützenswerte Maßnahme. Was er leider (noch) nicht ist, ist ein großer Erfolg. Und schon gar keine ernstzunehmende Kinoförderung (siehe hierzu auch einen ausführlichen Beitrag von Ende Mai). Gut, die BKM sieht das naturgemäß – zumindest in der öffentlichen Kommunikation – anders. Aber zumindest scheint man sich bewusst zu sein, dass das vergleichsweise unbequeme Anmeldeverfahren eine echte Hürde darstellt.
Bekanntermaßen ließen rund zwei Drittel der Berechtigen des Jahrgangs 2005 ihr Guthaben von 200 Euro komplett verfallen. Und auch wenn man annimmt, dass dies in vielen Fällen deshalb geschah, weil erst sehr spät deutlich kommuniziert wurde, dass das Guthaben 2024 nur dann genutzt werden kann, wenn es bis Ende 2023 tatsächlich freigeschaltet wurde: Die Zahl derjenigen, die sich wenigstens registriert hatten, war am Ende enttäuschend, auch wenn schon das Budget von 100 Mio. Euro maximal für rund zwei Drittel der Berechtigten gereicht hätte.
Wie dem auch sei: Man reagiert. Denn wie das Büro von Kulturstaatsministerin Claudia Roth heute erklärte, haben sich BKM und DSGV – Deutscher Sparkassen- und Giroverband zusammengeschlossen, „um den KulturPass zu stärken und noch zugänglicher zu machen“. Sprich: Eine weitere Aktivierungsoption neben einem Verfahren zu schaffen, das allem Anschein nach für zahlreiche junge Erwachsene als Barriere fungierte.
So startete heute eine Pilotphase, in der Berechtigte ab sofort ihr Guthaben bei rund 40 Sparkassen mittels Online-Banking freischalten lassen können. Schon Mitte Oktober soll in einem zweiten Schritt der Großteil der Sparkassen in Deutschland folgen. Zudem steht grundsätzlich allen Bankengruppen frei, sich an dem neuen Identifizierungsverfahren zu beteiligen. Dieses ergänzt die bisherigen Möglichkeiten der Identifizierung über die Online-Funktion des Personalausweises, der eID-Karte oder dem elektronischen Aufenthaltstitel. Den Service bieten die Sparkassen kostenlos.
Das neue Identifizierungsverfahren ist zukünftig nicht auf die Sparkassen-Finanzgruppe begrenzt. Es steht grundsätzlich allen Bankengruppen frei, an dem neuen Identifizierungsverfahren teilzunehmen.
Stand heute wurden – ziemlich genau 15 Monate nach Start der Maßnahme – Angebote im Gegenwert von gut 37 Mio. Euro mittels KulturPass wahrgenommen. Wobei nun auch die Berechtigten des Jahrgangs 2006 hinzukamen, denen man allerdings nur die Hälfte des ursprünglichen Betrages zugestand, also 100 Euro.
Laut BKM sollen seit Mitte Juni 2023 rund 690.000 Kinotickets mit dem KulturPass erworben worden sein, im Gesamtwert von rund acht Mio. Euro. Ergo wären knapp 22 Prozent des bislang eingelösten Guthabenwertes auf das Kino entfallen. Wir haben es schon mehrfach betont, tun es aber wieder: Nach Abzug von Servicegebühr (32 Cent/Ticket) und Verleihanteil verbleibt bei den Kinos nach 15 Monaten erheblich weniger, als alleine 2024 mit der Kürzung des Zukunftsprogramms Kino verloren ging. Die Entwicklung bei der Einlösung für Tickets hat sich unterdessen ein wenig beschleunigt. Denn während die BKM in einer Bilanz nach rund elf Monaten etwa 480.000 Kinobesuche via KulturPass realisiert sah, kamen innerhalb der darauffolgenden vier Monate gut 200.000 hinzu – wobei der auf diesen Zeitraum entfallende überproportionale Anteil natürlich vor dem Hintergrund des Hinzutretens neuer Berechtigter des Jahrganges 2006 gesehen werden muss.
Kulturstaatsministerin Claudia Roth jedenfalls erklärte: „Heute ist ein guter Tag für den KulturPass: Mit dieser Kooperation stärken wir das Erfolgsprojekt, indem wir die Teilnahme jetzt noch einfacher machen und so mehr jungen Menschen neue Zugänge zur Kultur ermöglichen. (…) Der KulturPass animiert junge Menschen, unsere Kulturlandschaften zu entdecken. Und er stärkt gleichzeitig die Kulturbranche, die damit ihr Publikum für morgen gewinnen kann. So haben die derzeit knapp 400.000 identifizierten Jugendlichen deutschlandweit den KulturPass bereits über 1,9 Millionen Mal für kulturelle Angebote genutzt – mit einem Gesamtwert von über 37 Millionen Euro. Es wurden über 1 Millionen Bücher jeweils in Buchhandlungen vor Ort erstanden, rund 690.000 Filme im Kino geschaut und knapp 200.000 Konzerte und Theateraufführungen besucht. Das zeigt, der KulturPass wirkt für die jungen Menschen und die Kulturbranche.“