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Weniger als 18 Prozent lokaler Marktanteil im ersten Quartal

Ein lückenhaftes US-Line-Up gilt nicht zuletzt als Chance für den deutschen Film. Diese wusste er im ersten Quartal 2024 aber noch nicht zu nutzen. Erfreulich ist hingegen, dass der Gesamtmarkt das Besuchsniveau aus 2023 halten konnte.

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Toptitel im ersten Quartal: „Dune: Part Two“ (Credit: Niko Tavernise/2024 Warner Bros. Entertainment)

Die Vorjahreszahlen wurden gehalten. Eine Aussage, die in den vergangenen Jahren absolut beunruhigend gewesen wäre, die 2024 aber Ausdruck einer Entwicklung ist, mit der die Erwartungen tatsächlich übertroffen wurden. Zumindest was die Gesamtzahlen anbelangt. Denn wie die nun von Comscore vorgelegte, endgültige Bilanz für das erste Quartal im deutschen Kinomarkt zeigt, konnte der deutsche Film zwischen Januar und März (noch) nicht glänzen, auch wenn lückenhaftes US-Line-Up generell als besondere Chance für lokale Produktionen gilt. Auf der anderen Seite: Auch wenn die Comscore-Bilanz das nicht in Anteilen und Prozentwerten ausdrückt – aber wenigstens auf den ersten Blick sieht es so aus, als habe zumindest ein Bereich vom Blockbuster-Mangel profitiert. Die Arthouse-Filme, die sich in den Charts mit teils erstaunlichen Besuchszahlen wiederfinden.

Natürlich muss man bedenken, dass der frühe Oster-Termin die Quartalszahlen zum Ende hin noch ein wenig aufhübschte. Aber wenn sich ein Minus von 1,2 Prozent über das Gesamtjahr halten lassen würde (Zweifel sind nicht zuletzt angesichts der EM-Wochen wohl mehr als angebracht), wäre das ein echter Triumph. Dass der Abstand beim Umsatz deutlich höher ausfällt, hat natürlich einen einfachen Grund, der sich mit zwei Worten umreißen lässt: „Avatar“ und „3D-Aufschlag“. Dass der durchschnittliche Ticketpreis um 55 Cent oder gut fünf Prozent gesunken ist, geht zwar nicht ausschließlich, aber doch primär auf die Tatsache zurück, dass der 3D-Umsatzanteil gegenüber dem ersten Quartal 2023 von 29,4 auf nur noch 3,9 Prozent sank. Was durchaus keine Absage an 3D darstellt – es gab in den zurückliegenden Monaten schlicht kaum entsprechenden Content.

Ergebnisse Gesamtmarkt – Erstes Quartal 2024

ZeitraumUmsatz in €+/-Besuch+/-D. Ticket in €Anzahl FilmeAnzahl Neustarts
04.01.2024 – 03.04.2024217.876.514-6,5%22.449.239-1,2%9,71302159
05.01.2023 – 05.04.2023233.038.57675,2%22.716.05456,3%10,26292164
06.01.2022 – 06.04.2022132.989.62813447,0%14.529.96910824,3%9,15253136
07.01.2021 – 07.04.2021981.688-99,5%133.006-99,4%7,38825
02.01.2020 – 01.04.2020187.915.632-19,8%21.865.745-20,2%8,59307165
03.01.2019 – 03.04.2019234.314.394-4,5%27.396.503-4,2%8,55315190
Quelle: Comscore

Nun hinkt der Marktanteils-Vergleich mit den Pandemiejahren aufgrund der Startsituation natürlich massiv. Allerdings sehen die 17,8 Prozent Besuchsanteil auch nicht besonders gut aus, wenn man ihnen die Quartalswerte aus 2019 oder 2023 gegenüberstellt. Dabei fällt aber natürlich auch auf: Es sind schlicht und ergreifend deutlich weniger deutsche Filme gestartet. Was sich zwar nicht über die US-Streiks erklären lässt, was aber durchaus zu Klagen über sinkende Produktionsvolumina und weiter zurücklassendes Senderengagement passt.

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Zauberhaft: Schon in der ersten Auswertungswoche konnte „Chantal im Märchenland“ über 1,4 Mio. Besuche zum Quartal beisteuern. (Credit: Constantin)

Ergebnisse Deutscher Film – Erstes Quartal 2024

ZeitraumUmsatz in €+/-AnteilBesuch+/-AnteilD. Ticket in €Anzahl FilmeAnteilAnzahl NeustartsAnteil
04.01.2024 – 03.04.202435.821.937-28,5%16,4%3.988.227-34,4%17,8%8,989130,1%3723,3%
05.01.2023 – 05.04.202350.089.181144,9%21,5%6.078.899154,8%26,8%8,2411439,0%5835,4%
06.01.2022 – 06.04.202220.452.4596561,0%15,4%2.385.6225686,1%16,4%8,578935,2%4331,6%
07.01.2021 – 07.04.2021307.049-99,4%31,3%41.230-99,4%31,0%7,452834,1%120,0%
02.01.2020 – 01.04.202053.210.457-10,2%28,3%6.705.675-12,0%30,7%7,9411136,2%5533,3%
03.01.2019 – 03.04.201959.225.79814,5%25,3%7.619.5907,2%27,8%7,7711135,2%6132,1%
Quelle: Comscore

Zwar stellt der Blick auf das Quartal nur eine eine erste Zwischenbilanz dar, aber zwei Dinge geben doch zu denken. Der prozentuale Anteil am Gesamtbesuch müsste mehr oder minder verdoppelt werden, wollte man das von der deutschen Filmwirtschaft ausgegebene Ziel von jährlich 35 Mio. Besuchen für deutsche Kinofilme erreichen. Es sei denn, man folgt der Zählweise der FFA, die auch minoritär deutsche Koproduktionen dem deutschen Marktanteil zuschlägt. Eine Praxis, die schon lange in der Kritik steht; die aber nicht problemlos aufzugeben ist, soll die Vergleichbarkeit mit Vorjahren nicht massiv leiden. Und der starke Start von „Chantal im Märchenland“ ist bereits Teil der Zahlen. Dass trotzdem rund 34 Prozent weniger Tickets für deutsche Filme verkauft wurden, als im Vergleichszeitraum des Vorjahres, ist bedenklich. Umso mehr, als man weiter mit Spannung auf Neuigkeiten zu jenen Teilen der Förderreform warten muss, die sich abseits des FFG abspielen.

Vergleich erste Quartale 2024/2019

Q1 für…Umsatz in €+/- zu 2019Besuch+/- zu 2019D. Ticket in €Anzahl FilmeAnzahl Neustarts
Gesamtmarkt217.876.514-7,0%22.449.239-18,1%9,71302159
Deutsche Filme35.821.937-39,5%3.988.227-47,7%8,989137
US-Filme149.107.667-3,0%14.774.335-14,3%10,097042
Quelle: Comscore

Glasklarer Marktführer bei den Verleihern ist Warner mit einem Besuchsanteil von 23,7 Prozent und einem Umsatzanteil von ganzen 27 Prozent. Ersterer Wert liegt um 8,5 Prozentpunkte höher als jener des Zweitplatzierten Universal. Mit Leonine liegt ein deutscher Independent nach Umsatzanteil gleichauf mit Sony, nur etwas mehr als 60.000 Euro trennten die Münchner vom dritten Platz. Erst auf Rang 5 – und mit erheblichem Abstand – findet sich Walt Disney, die im ersten Quartal aber auch keinen einzigen großen Start hatten; Toptitel im ersten Quartal ist dort der am 30. November 2023 gestartete „Wish“.

Marc Mensch