Zugang zu Investmentkapital und Bankenfinanzierung zu erhalten, ist eines jener Themen, die vor allem der Produktionsbranche schwer im Magen liegen. Hilfe kommt aus Europa in Form eines Instruments, für das unter anderem die Betafilm künftig als Intermediär fungieren wird. Bei einem an sich erfreulichen Termin zum Thema MediaInvest gab es aber nicht nur gute Nachrichten.

„Viele von Ihnen haben vermutlich noch nie von uns gehört – aber das kann ich niemandem vorwerfen.“ Ein Gespräch über Finanzierungsinstrumente so augenzwinkernd zu beginnen, wie es Jorge Sanz Gonzalez und Antonino Stefanucci als Vertreter des European Investment Fund (EIF) bei einem Berlinale-Termin auf Einladung der Creative Europe Desks Deutschland taten, kann nicht schaden – wobei die lockere Atmosphäre in einem ausgesprochen gut gefüllten Raum nicht darüber hinwegtäuschte, dass es um ein vor allem für Produktions- und Vertriebsunternehmen extrem wichtiges Thema ging. Diesmal aber mit guten Nachrichten.
Denn EIF ist für die Verwaltung von MediaInvest zuständig, einem Kapitalbeteiligungsinstrument zur Förderung von europäischen audiovisuellen Produktionen und Vertriebsunternehmen, das innerhalb des übergeordneten InvestEU-Programms den Kreativ- und Kultursektor abdeckt. Ziel von MediaInvest ist es, private Investoren zu mobilisieren und das Volumen der Kapitalbeteiligungen zu erhöhen. Konkret sichert MediaInvest Investitionen und Darlehen von Equity Investment Fonds und Banken ab, Institutionen aus 23 Ländern erhalten Garantien für unterschiedliche Kredit- und Equity-Modelle und fungieren dann als Intermediäre, die wiederum Gelder und Darlehen an Produktions- und Vertriebsfirmen europäischer Filme und Serien sowie Games vergeben.
Zur Präsentation von Jorge Sanz Gonzalez und Antonino Stefanucci (EIF)
Besonders interessant aus deutscher Sicht: Einer dieser Intermediäre ist die Betafilm, deren Programm voraussichtlich im Frühsommer an den Start gehen wird. Beim Panel im Europäischen Haus sprach Jan Wünschmann, EVP Co-Production and Business Affairs. Er betrachtet die schwere Kalkulierbarkeit des Risikos der Filmproduktion als größtes Hindernis für Investitionen. Im Schnitt fehlten Projekten mittlerweile 30 Prozent ihrer Finanzierung – eine Lücke, die seitens der Vertriebe dann oft über Minimumgarantien geschlossen werden müsse. Die Absicherung solcher Minimumgarantieren in einer Höhe von bis zu 70 Prozent über den EIF helfe der Beta, das Risiko des Recoupments zu tragen.
Sebastian Schelenz, CEO der belgischen Produktionsfirma Velvet Films, hat die Unterstützung durch MediaInvest über die Triodos Bank als Intermediär bereits für die Absicherung des klassischen Cash-Flow-Gaps genutzt: „Kein Projekt ist einfach zu finanzieren, daran ändern auch die EIF-Tools nichts“, so Schelenz. Aber zumindest hätten diese „sehr geholfen“, den Cash Flow sicherzustellen, bis Förderung aus Tax Incentives geflossen sei.
Zur Übersicht der Intermediäre, die Abkommen mit dem EIF haben
Finanzierungspartner der Kölner Augenschein Filmproduktion ist der Logical Content Ventures Fund, auf einem zweiten Panel vertreten durch Frédéric Fioré. Dieser Fund investiert gezielt in europäische Arthouse Filme, die durch internationale Stars gute Verkäufe versprechen. Die Zusammenarbeit mit einem Fonds eröffne neben der finanziellen Seite noch zusätzliche Welten, so Produzent Maximilian Leo. Zwar falle es ihm immer noch schwer, Filme als Produkte zu beschreiben, aber eben diese Perspektive sowie Kenntnisse der Märkte und Positionierung seien gefragt, wenn man einen Fond Manager vom Investieren in seinen Film überzeugen will.
„Wir sind bereit, in Firmen zu investieren, die ihrerseits bereit sind, zu wachsen“, hieß es dazu seitens Alexandra Lebret, Associated Director des neu aufgelegten AXIO Together Fund, der seinerseits als Intermediär fungiert.
Während die Angebote des European Investment Fund bzw. von MediaInvest unbedingt einen näheren Blick wert sind, gilt es unterdessen auch (und schon jetzt) sich gegenüber den EU-Vertretern Gehör zu verschaffen, wenn es um den kommenden, langfristigen EU-Finanzrahmen geht.
Denn wie es Barbara Gessler, Leiterin der Vertretung der EU-Kommission in Deutschland, es schon beim traditionellen Münchner Mediengespräch Anfang Dezember betont hatte: Die Debatten über diesen Finanzrahmen beginnen jetzt und sie stehen im Zeichen enormer Herausforderungen, denen sich Europa gegenübersieht. Herausforderungen, die sich seit diesem Termin und insbesondere im Zuge der Münchner Sicherheitskonferenz aktuell noch einmal größer darstellen. „Wir müssen uns in jeder Hinsicht warm anziehen“, so Gessler, die den von den USA angekündigten Schritten bescheinigte, massiven Einfluss auf das zu haben, was in den kommenden Monaten und Jahren auch auf Ebene des EU-Haushaltes geschehe.
Gessler forderte noch einmal nachdrücklich dazu auf, die gesellschaftliche und soziale Rolle der Kultur- und Kreativwirtschaft nachdrücklich ins Bewusstsein zu rufen, um auch in einer künftigen Aufstellung (ob Creative Europe MEDIA in dieser Form fortbesteht, ist ohnehin völlig offen; wobei es zunächst einmal auch um Vereinfachung und Einsparungen in der Bürokratie geht, wenn Instrumente künftig anders aufgestellt bzw. zugeordnet werden sollten) angemessene Förderung auf europäischer Ebene zu erhalten.
Denn, so ihre Prognose, die man besser absolut ernst nehmen sollte: „Der Wettbewerb um die finanziellen Ressourcen wird ein erbitterter werden.“