Volkan Isbert und Laura Harwarth haben 2024 in Köln die Produktionsfirma Human Ideas gegründet. Erklärtes Ziel des Duos ist es, ehrliche Geschichten für alle Ausspielwege zu entwickeln. „H.I.“, Human Ideas, statt KI ist angesagt. Jüngst feierte die Pilotfolge ihrer Comedy-Serie „Say.Say.Say.“ Premiere, für die nun Partner und Festivals gesucht werden.
Mit der kleinen feinen Produktionsschmiede Human Ideas haben sich Volkan Isbert und Laura Harwarth2024 selbständig gemacht. Ihr Firmensitz ist Köln, der Stadt, aus der Harwarth stammt und die in dem Bundesland liegt, in dem Isbert aufgewachsen ist. Jüngst feierte das Duo Premiere mit der aus eigenen Mitteln finanzierten Pilotfolge zur angedachten 6×35-Minuten-Serie „Say.Say.Say.“.
Isbert und Harwarth arbeiteten beide schon als Filmschaffende, bevor sie sich vor ein paar Jahren kennenlernten. Harwarth studierte Film- und Fernsehproduktion an der Hochschule für Medien und Kommunikation in Köln, Isbert machte zunächst eine Ausbildung zum Schauspieler, studierte parallel Germanistik und Philosophie und begann schließlich, auch als Drehbuchautor zu arbeiten. Zu Harwarths Arbeiten aus der Vergangenheit zählen die Kinofilme „Toro“ und „Die Zukunft ist ein einsamer Ort“, Isbert war als Schauspieler u.a. in TV-Formaten wie „Alles was zählt“, „Morden im Norden“ oder „Bettys Diagnose“ zu sehen und war in verschiedenen Writers Rooms tätig.
„Wir glauben fest daran, dass die größte Kraft, die wir Menschen haben, wir selbst sind. Das ist auch das, was Film so toll macht: Dass wir immer noch von Menschen erzählen.“
Aufgrund von zahlreichen schlechten Erfahrungen und vielen Enttäuschungen haben sich die beiden dazu entschlossen, es besser zu machen und mit Human Ideas an den Start zu gehen. „Wir sind jung, wir haben Ideen, wir haben Leidenschaft und vor allem eine Vision“, bringt es Isbert auf den Punkt. „Sowohl bezüglich eines gesellschaftlichen Zusammenlebens, das wir auf unsere Projekte übertragen wollen, als auch Arbeitsweisen betreffend. In der Branche werden viele Lippenbekenntnisse und leere Versprechen gegeben. Wir sind keine Menschen, die jammern, sondern trotzdem weitermachen. Wir wollen aktiv etwas ändern und deshalb haben wir Human Ideas gegründet.“
Der Name ist Programm. „Alle reden über KI. Dem wollen wir etwas entgegensetzen. Bei uns wurde es H.I.“, so Isbert. „Wir glauben fest daran, dass die größte Kraft, die wir Menschen haben, wir selbst sind. Das ist auch das, was Film so toll macht: Dass wir immer noch von Menschen erzählen.“ Für Laura Harwarth, die unlängst auch beim NRW-Gründungsstipendium dabei war, bringt die eigene Firma auch mehr Entscheidungskraft. „Das ist mir als Kreative ganz wichtig. Ich brauche die Freiheiten, meine Geschichten so zu erzählen, wie ich sie erzählen möchte. Ich sehe mich in Vielem, was produziert wird, nicht repräsentiert. Wenn ich Geschichten erzähle, die mich ansprechen, werden sie auch andere ansprechen“, ist sich Harwarth sicher. Human Ideas legt Wert auf ehrliches, authentisches Erzählen, Geschichten, die aus dem Inneren kommen.
Bei den Inhalten will sich Human Ideas nicht einschränken. Alle Spielarten sind denkbar, Kino, TV, Streaming; alle Genres sind denkbar, Science Fiction, Comedy, Abenteuer, Historisches, Zeitgenössisches, Thriller… „Volkan und ich ergänzen uns ganz gut. Als wir uns getroffen haben, hatte ich bereits zwei Kinofilme gemacht, Volkan war sehr fokussiert auf serielle Projekte. Das verbindet sich jetzt“, so Laura Harwarth. Wichtig ist beiden, Geschichten und Figuren zu erzählen, die man nicht so oft sieht. Ein bisschen weg von einer Hochganz-Welt hin zu Leuten aus der Arbeiterklasse, zu Menschen, die am Rande der Gesellschaft stehen.
„Wenn man unsere große Vision auf ein Wort runterbrechen müsste, würde das Ehrlichkeit lauten. Unsere Geschichten sollen ehrlich sein. Das Bedürfnis nach Ehrlichkeit ist etwas, was uns Menschen antreibt“, so Isbert.
Human Ideas will verstärkt auch mit internationalen Partnern arbeiten.
Das erste Projekt von Human Ideas ist die Workplace-Comedy „Say.Say.Say.“ Die Pilotfolge ist fertig und entstand ohne jegliche Förderung oder Senderbeteiligung. Sie soll als Visitenkarte dienen. „Visuell ist sie auf Kinoniveau“, erzählt Isbert. Im Mittelpunkt stehen die Abenteuer eines Handyladen-Verkäufers, und thematisch behandelt die Serie den Umgang mit Kapitalismus, wie die Technologie in unser Leben eingreift und wie sich Konzerne an dem Traum vieler Menschen, berühmt zu werden, bereichern. „Es ist ein witzig-absurder, aber gleichzeitig auch sehr schmerzhafter Plot.“ Jetzt geht es darum, Partner zu finden auf Sender- oder Streamerseite. Auch über Festivaleinladungen würde sich das Duo freuen. Den Weg, erst mal was auf eigene Faust zu produzieren, haben Harwarth und Isbert gewählt, weil sich viele Leute die Kraft einer Geschichte erst vorstellen können, wenn sie auch was sehen. „Wir sind auf einem guten Weg“, ist sich Isbert sicher. „Die Kreativen haben Bock, all die tollen Schauspieler wie Tristan Göbel, Susanne Bredehöft oder Hanno Friedrich und noch viele mehr glauben an die Serie. Jetzt müssen wir noch Geldgeber überzeugen.“
Laura Harwarth arbeitet außerdem an zwei Drehbüchern, die durch die Film- und Medienstiftung NRW gefördert wurden. „Warten auf Esteban“ ist eine Kinokomödie, für die nun ein internationaler Cast zusammengetrommelt werden soll. „Der Stoff braucht ein großes Budget, um funktionieren zu können. Das ist aus Deutschland heraus nicht stemmbar. Dieses Projekt gibt auch die Stoßrichtung unseres künftigen Ziels vor: verstärkt international zu denken, verstärkt mit internationalen Partnern zu arbeiten. Man kann viel lernen, wenn man mit Kreativen aus anderen Ländern arbeitet. Da können schöne Synergien entstehen“, so Harwarth. „Beasts from the East“, das zweite Drehbuch, ist ein Coming-of-Age-Thriller, der auch über die deutschen Grenzen hinaus erzählt werden soll. Neben einem Kinderfilm befinden sich auch serielle Projekte bei Human Ideas in Entwicklung.
Volkan Isbert und Laura Harwarth freuen sich auf die Reise mit Human Ideas und hoffen, den Fuß in die Tür der deutschen Produktionswirtschaft zu bekommen. „Die Hauptthematik, die man als Produzent hat, ist die Gelderbeschaffung für die Projekte. Die war schon immer schwierig. Für junge Produzenten wie uns, sind die Hürden aber noch mal um ein Vielfaches höher“, so Isbert. Das Duo stellt fest, dass gerne immer dieselben Firmen gefördert werden. „Es gibt Firmen, die sich eine Monopolstellung aufgebaut haben und beim Fördertrichter problemlos durchkommen. Für Nachwuchsproduzenten und mittelständige Firmen wird es immer schwerer“, ergänzt Harwarth. Von ihrem Weg abbringen lässt sich das Duo nicht. „Auch wenn Originalität immer kleiner geschrieben wird in Zeiten von IPs und Remakes. Originalität ist nach wie vor ein Nomen und muss groß geschrieben werden. Wir tun das mit großer Leidenschaft“, so Volkan Isbert.
Barbara Schuster