SmHJHX

Am Freitag, den 25.10. werden wir ab 15.00 Uhr bis ca. 18 Uhr umfangreiche technische Wartungsarbeiten durchführen. Vielen Dank für Ihr Verständnis.

OMNI Inclusion Data: Diversität messbar machen


Die MOIN Filmförderung lud in Kooperation mit Netflix, dem Österreichischen Filminstitut, der UFA, ARD Degeto, nordmedia und Hessen Film & Medien zur Vorstellung von OMNI Inclusion Data ein. Mit der neuen Plattform soll die Filmbranche im Diversitätsmanagement unterstützt werden. Das Tool ist ab sofort für alle nutzbar.

image  scaled e x
Bei der Präsentation von OMNI Inclusion Data waren anwesend (v.l.): Thomas Schreiber, Chef der ARD Degeto, Natalie Clausen, COO UFA, Tyron Ricketts (er hat moderiert), MOIN-Chef Helge Albers, Inge Zappe-Heller, stellvertretende Direktorin ÖFI, und Meike Götz, die neue Geschäftsführerin der nordmedia (Credit: SPOT)

Bei einem Panel in der Landesvertretung der Freien und Hansestadt Hamburg am 15. Februar stellte Helge Albers, Geschäftsführer der MOIN Filmförderung, die neue Plattform OMNI Inclusion Data vor, die zum Ziel hat, datenbasiert Diversität in der Filmbranche messbar zu machen. Initiiert wurde sie von der Hamburger Filmförderung, fand aber rasch namhafte Partner: Netflix, ARD Degeto, UFA, Österreichisches Filminstitut, Hessen Film & Medien und nordmedia. Die meisten der Partner saßen am Tag der Vorstellung auch auf der Bühne, um unter der Moderation von Schauspieler und Produzent Tyron Ricketts über die Dringlichkeit und Wichtigkeit dieses Tools zu diskutieren. Gesprächsteilnehmer:innen waren Natalie Clausen, COO UFA, Meike Götz, die neue Geschäftsführerin von nordmedia, Iris Zappe-Heller, stellvertretende Direktorin des Österreichischen Filminstituts, und Thomas Schreiber, Chef der ARD Degeto.

Nach einer längeren Pilotphase, in der das OMNI getestet wurde, ist es nun für die gesamte Branche geöffnet worden. OMNI ist eine Plattform, eine Website mit dahinter gelagerter Datenbank, die es ermöglicht, Daten zu erfassen, die auf Produktionsebene zu erheben sind, um alle Diversitätskriterien von Cast und Crew zu erfassen. Das Angebot besteht für alle Stake Holder, für alle Akteur:innen aus der Branche, Sender, Streamer, Produktionshäuser, Förderanstalten. „Sind die Datenbestände ausreichend groß, können sie zur Auswertung dienen, können Schlüsse gezogen werden. Was man daraus ableitet, obliegt den jeweiligen Nutzern“, so Helge Albers. Der Chef der Hamburger Filmförderung sagte, dass OMNI ein Service für die Menschen sei, die in der Filmbranche arbeiten. „Wir haben gemerkt, dass es notwendig ist, gewünscht wird, um ein besseres Verständnis zu entwickeln für die Arbeit beim Aufsetzen von Produktionen. Es geht darum, die Strukturen in Cast &Crew zu verstehen.“

Albers hofft, dass OMNI Standard in der deutschsprachigen Film- und Fernsehbranche wird. Die Plattform wurde datenschutzkonform aufgestellt. Das war das unabdingbare, unumgehbare Schlüsselthema. „Der rechtliche Rahmen ist verbindlich. Trotzdem ist die Plattform leicht und praktikabel anzuwenden“, so Albers weiter. Drei Grundsätze galt es bei der Erarbeitung zu beachten: OMNI basiert auf Freiwilligkeit, niemand wird verpflichtet. Das zweite Stichwort ist Transparenz: Jeder kann nachvollziehen, was mit seinen Daten passiert, kann seine Daten jederzeit auch löschen. Und großgeschrieben wurde drittens die Datensicherheit. 

In der Pilotphase, die die MOIN 2024 zusammen mit der Filmuni Babelsberg durchführte, lag die Teilnehmerquote bei 26,5 Prozent. „Ist das genug Akzeptanz?“, fragte Moderator Tyron Ricketts, der darauf hinwies, dass die Themen Equity, Diversität und Inklusion in der Gesellschaft gerade wieder eher auf dem Prüfstand stehen würden, ein bisschen angegriffen werden würden. Albers erklärte: „26,5 Prozent Beteiligung in einer Pilotphase sind nicht schlecht. Daraus kann man statistisch durchaus Rückschlüsse ziehen und Hochrechnungen betreiben. Es ist eine Basis. Aber klar, es kann besser werden.“

Iris Zappe-Heller, die stellvertretende Direktorin des OMNI-Partners ÖFI, unterstrich: „Es kann sich erst etwas ändern, wenn etwas auf dem Tisch liegt. Dafür ist OMNI nun da. Wir fanden den Ansatz der MOIN von Anfang an unterstützenswert.“ Die 100prozentige Sicherheit was Anonymität und Datenschutz betreffen, sei aber das A und O. Diese gewährleistet das Tool. Dem stimmte Panelteilnehmerin und ebenfalls OMNI-Partnerin Natalie Clausen von der UFA zu: „Nur mit Daten kann man Sichtbarkeit schaffen.“ Und Degeto-Chef Schreiber ergänzte: „Aktuell haben wir nur eine gefühlte Datenlage. Eine gefühlte Datenlage ist aber keine faktische Datenlage.“ Deshalb sei OMNI so wichtig. Schreiber fuhr fort: „Wenn wir ein Programm für alle machen sollen, wie es unser Auftrag ist, muss ich mich fragen: welche Geschichten erzählen wir? Und wo kommt unser Nachwuchs her? Es ist unsere Verantwortung, Menschen anzusprechen und ihnen die Filmbranche schmackhaft zu machen. Denn es ist durchaus möglich, dass uns viele Menschen gar nicht auf dem Schirm haben, weil ihre Geschichten nicht erzählt werden.“ Sowohl Schreiber als auch Clausen erhoffen sich von OMNI vor allem mehr Bewegung für die Besetzung der Positionen hinter der Kamera. Die UFA-COO sagte: „Seit 2020 reportet die UFA Diversity bereits vor der Kamera. Wir haben dafür eigens ein Tool entwickelt. Die Zahlen veröffentlichen wir auch. Von OMNI versprechen wir uns vor allem eine Verbesserung für den Bereich hinter der Kamera, um auch den Fokus auf die Ausbildung zu legen. Man muss ausbilden und die Jobs allen gleich zugänglich machen. Klar will man immer die Besten für die Jobs, aber es muss egal sein, welchen Hintergrund die Menschen haben. OMNI wird für ein Sichtbarmachen sorgen. Ein weiterer Blick, ein größerer Blick wird geschärft. Es muss zur Selbstverständlichkeit werden.“

Unisono wurde immer wieder die Schaffung von Sichtbarkeit in der Diskussion unterstrichen. Auch von Meike Götz, der neuen Geschäftsführerin der nordmedia: „Ich habe vor meinem Posten bei nordmedia bei der ARD gearbeitet. Da kam der Wunsch auf, mehr mit Regisseurinnen zu arbeiten. Das war eine Selbstverpflichtung. Und es hat gefruchtet. Man muss sich mit dem Thema beschäftigen, dann setzt man sich damit auch auseinander. Dann erreicht man auch was.“

Tyron Ricketts bedauerte, dass die Diversitätsoffensive keinen Eingang ins FFG gefunden hat und fragte die Panelteilnehmer:innen, wie man die Branche trotzdem ermutigen kann, die Felder Diversität, Vielfalt, Inklusion, Equality aus diesem „Muss“-Gefühl herauszubringen. Thomas Schreiber unterstrich: „Man muss ins Tun kommen, das Tun kann man fördern, wie wir es zum Beispiel bei unserer Reihe ,Degeto Campus‘ machen. Es geht dich nur an, wenn du Geschichten sehen kannst und Gesichter siehst, die was mit dir zu tun haben. Und genau bei diesem ,Mit-dir-zu-tun-haben‘, haben wir Nachholbedarf. Vor allem um die Zusammensetzung von Teams hinter der Kamera haben wir uns zu wenig gekümmert. Das ist aber unsere Verantwortung, zu gucken, mit dem wir zusammenarbeiten. Es ist unser Job, die Menschen, die sich noch nicht von unserer Branche angesprochen fühlten, dafür zu interessieren.“

Abschließend wurde Helge Albers gefragt, was ein greifbarer Erfolg von OMNI in fünf Jahren wäre. „In fünf Jahren haben wir den fünften OMNI-annual-record vorliegen“, so Albers schmunzelnd. Er würde sich wünschen, dass sie nach fünf Jahren auf jeden Fall Entwicklungen nachverfolgen können und dass die Branche aufgrund der angesammelten, belegbaren Daten mit einer völlig anderen, objektiveren Grundlage ins Gespräch gehen kann. „Vielfalt ist keine Einzelaufgabe, sondern eine Chance für die gemeinsame Entwicklung unserer Branche!“ Am besten gleich mal ausprobieren: Hier entlang!

Aus Berlin berichtet Barbara Schuster

Und hier geht’s noch zum Gastbeitrag von Helge Albers