Ein Ausreiseverbot aus ihrer Heimat Iran hatte verhindert, dass die Regisseure von „Ein kleines Stück vom Kuchen“ an der Weltpremiere ihres Films im Februar auf der Berlinale teilnehmen konnten. Nachdem sie ihre Pässe kurzzeitig wieder bekommen hatten, wurden sie jetzt erneut mit einem Ausreiseverbot belegt.
Die iranische Regierung hat das Ausreiseverbot gegen Maryam Moghaddam und Behtash Sanaeeha erneuert. Bereits im Februar waren die beiden daran gehindert worden, zur Weltpremiere ihres Films „Ein kleines Stück vom Kuchen“ auf der Berlinale zu kommen. Kurzzeitig hatten sie Medienberichten zufolge ihre Pässe zurückbekommen.
Wie Moghaddam jetzt via Instagram mitteilte, hätten sie die iranischen Behörden nun daran gehindert, zur Premiere des Films nach Schweden, wohin sie als 16-Jährige gekommen war und eine Schauspielausbildung abschloss, bevor sie 2013 wieder in den Iran zurückkehrte, gehindert.
Behtash Sanaeeha, Ko-Regisseur von „Ein Stück vom Kuchen“ und Moghaddams Ehemann, hatte seine Ehefrau zum Flughafen begleitet, ohne selbst mitreisen zu wollen, und habe dabei von dem neuerlichen Ausreiseverbot erfahren. Wie er gegenüber „Screen“ erklärte, hätten sie sich gleich am nächsten Tag mit Vertretern der Staatsanwaltschaft getroffen und erfahren, dass sie das Land nicht verlassen dürften und erneut vor Gericht geladen würden. Es ein neuer Fall und sie würden nicht verstehen, „was hier passiert“, so Sanaeeha gegenüber „Screen“.
Unterdessen veröffentlichte Moghaddam bei Istagram einen offenen Brief, in dem der Regierung Psychoterror vorwirft.
Der offene Brief – übersetzt ins Deutsche – im Wortlaut:
Gestern, als ich mich gerade auf den Weg zum Flughafen gemacht hatte, um das Land zu verlassen, um meine Familie in Schweden zu besuchen und an der Premiere unseres Films teilzunehmen, wurde mein Pass auf dem Teheraner Flughafen beschlagnahmt und mir wurde mitgeteilt, dass wir (ich und Behtash Sanaeeha) das Land nicht mehr verlassen dürfen. Erst vor einer Woche wurden uns unsere Pässe wieder ausgehändigt. All das geschah, nachdem ich mir Tickets besorgt, die Ausreisegebühren bezahlt und eine Menge weiterer Ausgaben getätigt hatte, die offensichtlich umsonst waren.
Es fällt mir wirklich schwer, herauszufinden, warum wir unsere Pässe zurückerhalten haben, obwohl es ihre Absicht war, uns nicht ausreisen zu lassen. Liegt es an einer versteckten Absicht, uns geistig und psychisch zu missbrauchen?
Jetzt möchte ich mich an den Präsidenten wenden: Herr Pezeshkian.
Jedem intelligenten Iraner ist glasklar, dass Sie und Ihre Kameraden nicht die Gesellschaft und die Freunde dieser Nation sind. Zumindest Ihre fundamentalistischen Kameraden behaupten nicht, besser zu sein als sie selbst. Man kann eine Gesellschaft nicht durch Täuschung zu Wachstum und Reformen führen, sondern man lässt sie im Sumpf der Heuchelei ertrinken.
Maryam Moghaddam
Die schwedische Kulturministerin Parisa Liljestrand verurteilte das Vorgehen der iranischen Behörde und bezeichnete den Film über eine 70-jährige Iranerin, die nach dem Tod ihres Mannes ein neues Glück findet und sich über die Verbote der Sittenpolizei hinwegsetzt, als „einen Film, der unser Einfühlungsvermögen, unseren Humor und unsere Menschlichkeit anspricht – diese Art von Werken sind gefährlich für die Machthaber, die es nicht ertragen, in Frage gestellt zu werden“ und erklärte weiter: „Das zeigt auch, warum wir immer für die künstlerische Freiheit eintreten müssen, sowohl hier zu Hause als auch in der Welt.“