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„Matrix“-Produzent Village Roadshow insolvent


Die Village Roadshow Entertainment Group, Produzent hinter zahlreichen erfolgreichen Filmen wie der „Matrix“-Reihe, der „Ocean’s“-Reihe, etlicher Hits von Clint Eastwood und diverser anderer Blockbuster, hat in den USA Insolvenz in Eigenverwaltung beantragt. Der Schritt erfolgt nicht zuletzt vor dem Hintergrund eines jahrelangen Rechtsstreits mit Warner, ist aber auch Ausdruck des gescheiterten Versuchs, unabhängige Produktionen auf die Beine zu stellen.

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Sargnagel in den Beziehungen zwischen der Village Roadshow Entertainment Group und Warner: der Kinoflop „The Matrix Resurrections“ (Credit: Warner Bros.)

„Joker“, „San Andreas“„American Sniper“, „Mystic River“, „The Lego Movie“, die „Matrix“-Reihe, die „Ocean’s“-Filme, „Miss Undercover“, „Gran Torino“… Die Reihe ließe sich beliebig fortsetzen: Kinoerfolge, die von der amerikansichen Village Roadshow Pictures unter dem Dach der Village Roadshow Entertainment Group (VREG) produziert und finanziert und in Kooperation mit Warner auf die Leinwände kamen – einem Studio, mit dem man eine langfristige Koproduktions- und Kofinanzierungsverhältnis unterhielt.

Dann kam die Pandemie und mit ihr die Entscheidung der damaligen Warner-Führung, alle Kinostarts des Jahres 2021 in den USA zeitgleich auf Max zu veröffentlichen – darunter „The Matrix Resurrections“. Bekanntermaßen war der Film ein Flop, bei geschätzten Produktionskosten von 190 Mio. Dollar spielte er weltweit gerade einmal 157 Mio. Dollar ein. Dass die Herausbringungsstrategie in den USA den dortigen Kinoeinnahmen schadete, liegt angesichts eines Anteils des US-Boxoffice von nur 24 Prozent an den globalen Umsätzen nahe.

Village Roadshow jedenfalls entschloss sich Anfang Februar 2022 zur Klage gegen Warner, die nach deren Darstellung (auch durch eine Vorverlegung des Kinostarts in das Jahr der „Project Popcorn“ getauften Day&Date-Initiative) nicht nur die Kinoeinnahmen zugunsten der Stärkung von Max sabotiert, sondern das Franchise insgesamt abgewertet hätten. Gleichzeitig machte man geltend, dass Warner sich zwar mit den Hauptdarstellern und der Regisseurin einig geworden sei und dass es bei Titeln wie „Dune“ auch entsprechende Abkommen mit Partnern wie in jenem Fall Legendary Pictures geschlossen habe; dass man Village Roadshow aber komplett im Regen stehen gelassen habe. Vor allem machte das Unternehmen auch geltend, Warner habe vertragswidrig Projekte wie „Wonka“, eine Serie nach Motiven aus „Edge of Tomorrow“ und eine Fortsetzung zu „I Am Legend“ auf den Weg gebracht. Warner argumentierte hingegen, dass sich keines der Projekte in einem Entwicklungsstadium befunden habe, in dem eine vertragliche Verpflichtung zur Unterrichtung von Village Roadshow bestanden habe. Gleichzeitig stellte das Studio fest, dass zwar eine Kinoherausbringung von „The Matrix Resurrections“ vereinbart sei – aber keine zeitlich exklusive.

Tatsächlich hatte Warner schon rund eine Woche vor der Klageerhebung von VREG ein Schiedsverfahren wegen rechtlicher Auseinandersetzungen mit der VREG angestrengt, konkret ging es um ausbleibende Zahlungen von VREG im Rahmen der Produktion von „The Matrix Resurrections“. Im Mai 2022 hatte ein Gericht im Wege der vorläufigen Entscheidung festgestellt, dass die Angelegenheit tatsächlich auf diesem Weg zu regeln sei, Village Roadshow ging darauf letztlich ein und verzichtete auf Rechtsmittel gegen die Entscheidung.

Dieses Verfahren ist nach wie vor nicht beendet, während Village Roadshow bereits in den vergangenen Jahren finanziell massiv unter Druck gestanden hatte und bereits 2024 Verkaufsbemühungen angestoßen hatte. Im Dezember 2024 ließ die US-Autorengewerkschaft WGA wegen ausbleibender Zahlungen an Mitglieder einen Boykott von Village Roadshow erklären, Ende Januar trat Steve Mosko als CEO zurück – und jetzt hat das Unternehmen einen Antrag auf ein Verfahren nach Kapitel 11 des US-Insolvenzrechts gestellt; ein Verfahren das der hiesigen Insolvenz in Eigenverwaltung entspricht.

Zum Insolvenzantrag

Im entsprechenden Antragsschreiben wird nicht zuletzt die lange juristische Auseinandersetzung mit Warner als Grund angeführt. Denn diese habe nicht nur bereits mehr als 18 Mio. Dollar an Anwaltskosten verursacht, sondern berge auch die Gefahr eines Schiedsspruches, der Warner Ansprüche zugestehen könnte, die die Zahlungsfähigkeit von Village Roadshow (weit) übersteigen würden.

Vor allem aber gehe man davon aus, dass die Arbeitsbeziehung zwischen Village Roadshow und Warner – das Fundament für den bisherigen Erfolg – irreparabel beschädigt sei, ganz gleich wie das laufende Verfahren ende.

Der Insolvenzantrag führt allerdings nicht nur die Auseinandersetzung mit Warner als Grund für die Insolvenz an, sondern auch gescheiterte (und kostspielige) Bemühungen, unabhängig Filme und Serien zu produzieren, die das Unternehmen 2018 ohne großen Studiopartner aufgenommen hatte.

Dieser Schritt war erfolgt, nachdem die australische Village Roadshow Group (VRG), die ebenfalls in der Filmproduktion tätig ist und gleichzeitig Themenparks und Kinos betreibt, ihren einstigen Mehrheitsanteil an der VREG verkauft hatte. Das australische Unternehmen operiert seither völlig unabhängig von der VREG und hielt zuletzt nur noch etwa drei Prozent der Anteile. Laut Clark Kirby, CEO der australischen VRG, habe man aus der Presse vom Insolvenzantrag erfahren – und der VREG umgehend die Rechte zur Nutzung des Namens entzogen. Die Beziehungen der australischen Village Roadshow zu Warner seien so stark wie eh und je, von der Entwicklung in den USA sei man in keiner Form betroffen.