Es ist weder von Disney noch von Lucasfilm bestätigt, aber der renommierte US-Branchendienst Puck ist sich seiner Sache sicher – und meldet unter Berufung auf mehrere Quellen, dass Kathleen Kennedy ihren Posten als Präsidentin von Lucasfilm zum Ende des Jahres abgibt.
Es wäre in der Tat nicht unbedingt das, was man einen Schock nennt, schließlich wird schon seit geraumer Zeit über diesen Schritt spekuliert – und Matthew Belloni, Mitgründer des renommierten US-Branchendienstes Puck, bekennt ganz offen, dass er selbst zu jenen zählt, die Kathleen Kennedy ihn schon seit einer ganzen Weile „höflich ans Herz gelegt“ haben: Wie Belloni unter Berufung auf drei nicht näher genannte Quellen berichtet, hat Kathleen Kennedy ihren Arbeitgeber Disney sowie Freunde und Geschäftspartner darüber informiert, dass sie sich zum Ende des Jahres als Präsidentin von Lucasfilm zurückziehen will.
Weder Disney noch Kennedys PR-Team hat diese Meldung bestätigt, allerdings stehen entsprechende Gerüchte schon seit Längerem im Raum, laut Belloni soll Kennedy den Schritt tatsächlich schon im vergangenen Jahr geplant (und bereits ein Abschiedsinterview vorbereitet) haben, bevor sie sich entschloss, noch ein Jahr länger Verantwortung für „Star Wars“ und „Indiana Jones“ zu tragen.
Sollte Kennedy, die im Juni 72 Jahre alt wird, in diesem Jahr tatsächlich ihren Hut nehmen, wird sie 13 Jahre lang an der Spitze von Lucasfilm gestanden haben – eine Verantwortung, die ihr auf ausdrücklichen Wunsch von Unternehmensgründer George Lucas übertragen wurde.
Ihre Bilanz bei Lucasfilm muss man eher als gemischt betrachten. Zwar spielten die ab 2015 im Zwei-Jahres-Rhythmus auf die große Leinwand gekommen Episoden VII bis IX der „Star Wars“-Saga jeweils mehr als ein Milliarde Dollar in den Kinos ein – aber der Einbruch zwischen den 2,07 Mrd. von „Das Erwachen der Macht“ über die 1,33 Mrd. von „Die letzten Jedi“ bis zu den 1,08 von „Der Aufstieg Skywalkers“ ist mehr als nur deutlich – und selbst die freundlichsten Stimmen attestieren dieser Trilogie, inhaltlich wenig konsistent zu sein. Nicht dass man „Star Wars“-Verantwortliche in jeder Sekunde dafür beneiden müsste, Inhalte für eine Fanbasis zu erstellen, deren immense Leidenschaft leider auch deutlich negative Züge tragen kann. Etliche kreative Entscheidungen von Kennedy mag man für diskussionswürdig halten, viele Reaktionen waren leider schlicht toxisch.
Nicht zuletzt der Plan der „Spin-Offs“ ging im Kino nicht recht auf. Der Hit „Rogue One: A Star Wars Story“ spielte zwar 1,06 Mrd. Dollar ein, aber nach dem krachenden Misserfolg von „Solo: A Star Wars Story“ (393 Mio. Dollar Einspiel bei einem geschätzten Budget von 275 Mio. Dollar) war erst einmal Schluss mit den „Star Wars Stories“. Zudem standen gerade diese beiden Filme stellvertretend für die problematische Zusammenarbeit mit den Kreativen: Wesentliche Teile von „Rogue One“ sollen am Ende nicht unter der Regie von Gareth Edwards, sondern von Tony Gilroy entstanden sein, bei „Solo: A Star Wars Story“ übernahm Ron Howard die Regie im fortgeschrittenen Stadium von Phil Lord und Christopher Miller.
Seit 2019 gab es keinen „Star Wars“-Kinofilm mehr, zwar wurden diverse Projekte (darunter „Rogue Squadron“ mit Patty Jenkins im Regiestuhl) aufgesetzt, wirklich in der Spur ist aktuell aber nur der bereits abgedrehte „The Mandalorian & Grogu“, der (zunächst anstelle einer vierten Staffel der Disney+-Erfolgsserie) am 21. Mai 2026 auf die deutschen Leinwände kommen soll.
„Hit & Miss“ könnte man die Flut an „Star Wars“-Serien überschreiben, bei denen „The Mandalorian“ sicherlich auf der positiven (Erfolgs-)Seite des Spektrums steht, „The Acolyte“ auf der anderen. Als problematisch gelten vor allem die Kosten, die mit den „Star Wars“-Serien regelmäßig verbunden waren.
Ein klarer „Miss“ war jedenfalls „Indiana Jones und das Rad des Schicksals“. Mit knapp 384 Mio. Dollar weltweitem Einspiel bei einem Budget, das sogar noch darüber gelegen haben soll, war der Film einer der kostspieligsten Flops des Kinojahres 2023 – und man kann durchaus behaupten, dass kreative Schlüsselentscheidungen daran nicht ganz unschuldig sind.
Ihre Karriere als Produzentin begann Kathleen Kennedy 1982 mit einem Werk, das nicht nur in die Annalen der Filmgeschichte einging, sondern auch den Grundstein für eine bis heute andauernde und oftmals überaus erfolgreiche (u.a. „Jurassic Park“) Zusammenarbeit mit Steven Spielberg legte, der gemeinsam mit Kennedy und ihrem Mann Frank Marshall schon ein Jahr nach „E.T.“ das Produktionsunternehmen Amblin Entertainment gründete.
Offen ist, wer Kennedy bei Lucasfilm nachfolgen wird – wobei Frontrunner wohl Dave Filoni und Jon Favreau sein dürften, die unter anderem als Autoren, Regisseure und Ausführende Produzenten hinter dem aktuellen „Star Wars“-Zugpferd „The Mandalorian“ stehen.