Im Rahmen des Berlinale-Empfangs des Deutschen Drehbuchverbands wird am 14. Februar der Deutsche Drehbuchpreis vergeben. Heute hat Kulturstaatsministerin Claudia Roth die Nominierten bekannt gegeben.
Kulturstaatsministerin Claudia Roth hat heute die von einer Fachjury ausgewählten Nominierten für den Deutschen Drehbuchpreis bekannt gegeben, dessen Verleihung am 14. Februar im Rahmen des Berlinale-Empfangs des Deutschen Drehbuchverbands stattfindet.
Anlässlich der Nominiertenbekanntgabe erklärte Roth: „Mit dieser höchstdotierten Auszeichnung auf dem Gebiet des Drehbuchschreibens hierzulande würdigen und unterstützen wir diesen für das Filmemachen so wichtigen wie entscheidenden kreativen Bereich. Bereits eine Nominierung für den Deutschen Drehbuchpreis wird mit 5.000 Euro prämiert. Der Preis für das beste unverfilmte Drehbuch ist mit einer Prämie in Höhe von 10.000 Euro verbunden. Zudem können über die Preisprämie hinaus Fördermittel von bis zu 20.000 Euro für die Fortentwicklung des ausgezeichneten Drehbuches, die Herstellung eines neuen Drehbuches mit künstlerischer Qualität oder für die Projektentwicklung gewährt werden. Damit stärken wir das Filmemachen in Deutschland. Ich danke der Fachjury für ihre Arbeit bei der Auswahl der Nominierten.“
Die nominierten Drehbücher und Jurybegründungen im Überblick:
• „Die Akte Doms“ von Jakob Moritz Erwa (nach dem Roman „FRANZ – Schwul unterm Hakenkreuz“ von Jürgen Pettinger)
Wumms-Bumm! Das unheilvolle Geräusch liefert den Takt für die dramatische Biografie des jungen Franz Doms, hingerichtet in Wien 1944 im Alter von 21 Jahren, aufgrund seiner Homosexualität. Trotz aller Dramatik gelingt es dem Autor Jakob Erwa, basierend auf historischen Aktentexten, eine zeitgemäße, queere Geschichte mit rabenschwarzem Wiener Schmäh zu erzählen. Wir tauchen mit Franz ein in das Wien der 40er Jahre, in die dunkelsten Winkel des Wurstelprater, in verruchte Beisln, wo „Zierfischerl“ den Herren bei Razzien ein Alibi liefern. Eine atmosphärisch und visuell intensive Welt, aber nie historisch-verstaubt, sondern, nicht zuletzt durch die anachronistisch-heutige Sprache, immer modern und lebendig. „Ich bin so“, ruft Franz am Ende vor Gericht. Eine emotionale und mitreißende Vorlage für einen Film über Scham, Ausgrenzung, Doppelmoral und Mut, der unbedingt auf die große Leinwand muss.
• „Ha-Neu / Berlin“ von Duc-Thi Bui und Duc Ngo Ngoc
Es beginnt als Mitfahrgelegenheit: Der illegal eingereiste Viet steigt beim Jurastudenten Nam ins Auto, und bis auf die vietnamesischen Wurzeln scheinen sie nichts zu teilen. Doch rasch entwickelt sich eine Freundschaft zwischen Nam, der nur unfreiwillig zum 60. Geburtstag seines Vaters fährt und dem selbstbewussten, schillernden Viet. Sie führt über Zahnarzt-Abenteuer und ergreifende Geburtstagsreden zu einem selbstlosen Akt, der unbeabsichtigt in einem moralischen Dilemma mündet, das sich direkt auf das Publikum überträgt. Genau diese dramatischen Wendungen sind eine große Stärke des mitreißenden und lebendig-humorvollen Drehbuches von Duc-Thi Bui und Duc Ngo Ngoc. Ausgehend von wahren Ereignissen und angereichert mit biographischen Elementen erzählt „Ha-Neu / Berlin“ eine hochaktuelle, phantasievolle Geschichte, die so wahr sein könnte, dass sie nach Leben klingt, aussieht und schmeckt.
• „Rückkehr nach Riesa“ oder „Die Fremden“ von Niklas Pollmann und Emre Çakir
Sascha ist 23 und kommt aus der ostdeutschen Provinz nach Wien. Er hat es in die Sprachkunst-Klasse an der „Angewandten“ geschafft. Aber seine Geschichten aus der Underdog-Perspektive ecken an, denn die Uni ist eine identitätspolitische Kampfzone. Wer darf eigentlich was und wie erzählen? Was wie eine Ansammlung zeitgemäßer woker Klischees anmutet, wird unter den Händen der beiden Autoren Niklas Pollmann und Emre Çakir zu einer ergreifenden und erhellenden Erzählung über Herkunft, Liebe und die Fallstricke klassistischer Debatten. Als Sascha die Nachricht vom plötzlichen Tod des Vaters ereilt, kehrt er mit seinem Freund in die ostdeutsche Heimat zurück. Der Kontrast zum akademischen Milieu in Wien könnte kaum größer sein. Mit Präzision und liebevollem Blick zeichnen die Autoren die unterschiedlichen Milieus und widerstehen dem Impuls, sie gegeneinander auszuspielen.