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Jon Watts keilt gegen Apple

Es wird keine Fortsetzung der Actionkomödie „Wolfs“ mit Brad Pitt und George Clooney geben. In einem Interview stellte Filmemacher Jon Watts fest, dass er es war, der den Stecker gezogen habe – aus einem für ihn triftigen Grund…

 WOLFS   Brad Pitt and George Clooney  Credits Sony Pictures     e x
Jon Watts’ „Wolfs“ mit Brad Pitt und George Clooney (Credit: Apple)

Schon im August, als Apple parallel bekanntgegeben hatte, Filmemacher Jon Watts für ein Sequel von „Wolfs“ verpflichtet zu haben UND für „Wolfs“ selbst die zunächst versprochene reguläre Kinoauswertung abzusagen, sondern die groß angekündigte Leinwandreunion von Brad Pitt und George Clooney lediglich kurz in die Kinos zu schicken und dann schnellstmöglich auf die Apple-TV+-Plattform zu schicken, hatte die seriöse Branchenpresse geahnt, dass die vermeintlich positive Ankündigung einer Fortsetzung nur eine Nebelbombe war: Zum einen, so wurde von Expertenseite gemutmaßt, sollte damit die bittere Pille für die Filmemacher leichter zu schlucken gemacht werden, dass ihr aufwändiger Kinofilm vom Apple-Management nolens volens essenziell zur Videopremiere degradiert worden war. Zum anderen sah man damit schon angedeutet, dass diese Fortsetzung womöglich niemals stattfinden würde. 

Bei der Weltpremiere in Venedig hatten sich Clooney und Pitt noch ausweichend geäußert und spielten die für die Stars peinliche Volte von Apple herunter, wohl auch, weil Pitt die Hauptrolle in der sündhaft teuren Apple-Produktion „F1“ von Joseph Kosinski spielt, die im kommenden Jahr im Verleih von Warner Bros. aktuell immer noch regulär ins Kino gebracht werden soll. Tatsächlich war der Unmut wohl ungleich größer. Das bestätigte jetzt Jon Watts in Interviews, der sagte, er sei nicht richtig, dass Apple selbst den Stecker für die gerade noch groß angekündigte Fortsetzung von „Wolfs“ – der auf der Plattform zur angeblich erfolgreichsten Filmeigenproduktion avanciert sein soll – gezogen habe. „Das habe ich getan, weil ich ihnen nicht mehr länger vertrauen konnte.“ Damit spielt er offenbar darauf an, dass er während der Produktion von „Wolfs“ noch enthusiastisch hatte ankündigen dürfen, dass sein erster Film seit dem Abschluss der „Spider-Man“-Trilogie selbstverständlich ein großes Kino-Event sein würde. 

In dem Interview für die Kollegen von Deadline sagte Watts mit ungewöhnlicher Schärfe: „Anfang des Jahres habe ich Apple meine Endfassung von ,Wolfs‘ gezeigt. Sie waren davon sehr begeistert und beauftragten mich sofort mit dem Schreiben einer Fortsetzung. Aber ihre Entscheidung, in letzter Minute von einer versprochenen breiten Kinoauswertung zu einer Streaming-Veröffentlichung überzugehen, kam völlig überraschend und ohne jegliche Erklärung oder Diskussion. Ich wurde nicht einmal darüber informiert, bis weniger als eine Woche vor der offiziellen Ankündigung. Ich war völlig schockiert und bat sie, die Nachricht, dass ich eine Fortsetzung schreibe, nicht zu erwähnen. Sie ignorierten meine Bitte und kündigten es trotzdem in ihrer Pressemitteilung an, scheinbar um ihrer Streaming-Wende einen positiven Spin zu verleihen. Und so gab ich stillschweigend das Geld zurück, das sie mir für die Fortsetzung gegeben hatten. Ich wollte nicht darüber sprechen, weil ich stolz auf den Film war und keine unnötige negative Presse erzeugen wollte. Ich habe sehr gerne mit Brad und George (und Amy und Austin und Poorna und Zlatko) zusammengearbeitet und würde es jederzeit wieder tun. Aber die Wahrheit ist, dass nicht Apple die Fortsetzung von ,Wolfs‘ abgesagt hat, sondern ich, weil ich ihnen als kreativem Partner nicht mehr vertraute.“

Das ist ein heftiger Hieb, kommt aber nicht gänzlich unerwartet, seitdem bekannt geworden war, dass Apple seine Film-/Kinostrategie nach einer Reihe kostspieliger Flops, insbesondere „Argylle“ und „To the Moon“, aber auch schon „Killers of the Flower Moon“ und „Napoleon“ hatten die Erwartungen nur bedingt erfüllt, überdenken würde. Künftig soll die Filmsparte frugaler agieren; maximal zwei Titel im Jahr sollen die Budgetgrenze von 80 Millionen Dollar überschreiten. 

Ein weiteres Opfer der planlosen Apple-Strategie war gerade erst „Blitz“ von Steve McQueen, der nach Premieren auf den Filmfestivals von London und New York drei Wochen im Kino lief, um seit Freitag auf Apple TV+ gezeigt zu werden. Auch McQueen war not amused von dieser Entscheidung. Im Interview mit Indiewire sagte er: „Ich weiß, dass dieser Film mit Publikum gesehen werden sollte. Es steigert das Gesamterlebnis. Ich kann nicht sagen, dass ich als Filmemacher nicht traurig darüber bin.“

Für die Zukunft des Filmemachers Jon Watts ist übrigens gesorgt: Er steht mit der Disney+-Serie „Skeleton Crew“ aus dem „Star Wars“-Universum in den Startlöchern. Und er hat einen generellen Outputdeal mit dem Studio abgeschlossen, für das er auch schon bei der Serie „Old Man“ mit Jeff Bridges aktiv gewesen war. 

Thomas Schultze