Die angekündigten massiven Einsparungen bei ÖFI+ (bye bye „ungedeckelt“) hat die österreichische Produzent:innenbranche hart getroffen und in Schockstarre versetzt. Wir haben uns natürlich sofort umgehört und Produzent:innen um ihre Stellungnahme und Einschätzung gebeten. Hier antwortet Jakob Pochlatko, Managing Director und Produzent Epo-Film.
Die angekündigten massiven Einsparungen bei ÖFI+ (bye bye „ungedeckelt“) hat die österreichische Produzent:innenbranche hart getroffen und in Schockstarre versetzt. Wir haben uns natürlich sofort umgehört und Produzent:innen um ihre Stellungnahme und Einschätzung gebeten. Hier antwortet Jakob Pochlatko, Managing Director und Produzent Epo-Film.
Jakob Pochlatko: „Die Sparmaßnahmen werden eine Vielzahl von dramatischen, unmittelbaren Effekten lostreten. Die ohnehin schon eingeschränkte Planungssicherheit im Kinobereich ist durch den nun de-facto weggefallenen Anteil der automatischen, wertschöpfungsbasierten Finanzierung vollkommen vorbei. Produktionsfirmen, die sich auf die Herstellung von Kinofilmen spezialisieren, werden über weite Strecken der Existenzgrundlage beraubt.
Ich gehe jedenfalls von steigender Arbeitslosigkeit und zahlreichen Insolvenzfällen aus. Und schlicht von der Tatsache, dass uns das Kinoschaffen genommen wird.
Im Jahr 2025 werden keine weiteren Kinoproduktionen mehr finanziert. Auch Filme, die bereits die Grundfinanzierung haben, müssen abgesagt oder bestenfalls verschoben werden. Dies führt unweigerlich zu einem Antragsstau bei ÖFI+ im kommenden Jahr. Daher wird der Fördertopf in der Sekunde, in der er geöffnet wird, leer sein und bei weitem nicht alle Projekte, die ÖFI+ beantragt haben, bedeckt werden können. Die völlig fehlende Planungssicherheit wird sich natürlich auch auf die Filmschaffenden niederschlagen. Es wird wohl schwer möglich sein, Filmschaffende von der Mitwirkung an Kinoproduktionen zu überzeugen, wenn absolut keine Gewähr gegeben werden kann, dass ein Projekt im vereinbarten Zeitraum überhaupt stattfindet.
Wir können nach heutigem Stand überhaupt noch nicht abschätzen, was das für unsere Projekte 2026 und danach bedeutet. Dazu muss man auch abwarten, wie die Richtlinien des ÖFI konkret ausgestaltet werden. Klar ist jedenfalls, dass wir in sämtlichen Geschäftsplanungen ohne Kinofilm im Portfolio rechnen werden. Es wird uns sehr schwer gemacht, ein nachhaltiges Portfolio an Kinoentwicklungen aufzubauen und dabei den eingebundenen Kreativen halbwegs verlässliche Ansagen über den Realisierungszeitraum zu machen. Dies ist insofern fatal, weil wir aufgrund der positiven Marktsituation in den letzten beiden Jahren verstärkt in Eigenentwicklungen investiert haben.
Das hochattraktive Geschäftsfeld der internationalen Koproduktion fällt gänzlich weg. Wenn nun internationale Kinoprojekte in Österreich stattfinden sollen, wird das wohl nur mehr über den Weg der Serviceproduktion funktionieren. Dabei verbleiben keinerlei Rechte und Erlösmöglichkeiten bei den österreichischen Produktionsfirmen, was natürlich eine deutliche Schwächung der heimischen Unternehmen nach sich zieht.
Die gesamte Entwicklung macht mich sprachlos, weil Österreich auf dem Weg war, ein Kinoland auf internationalem Niveau zu werden. Künstlerisch waren wir das immer schon und werden das auch bleiben. Aber produktionell wird der großartige Professionalisierungsprozess, der in den letzten Jahren stattgefunden hat, auf einen Schlag beendet. Schlicht nicht nachvollziehbar, weil jeder geförderte Euro dem Staat erwiesenermaßen Geld bringt, statt zu kosten. Dass in einer allgemeinen Rezession der einzigen Branche, die sich in einer Hochkonjunktur befindet, der Boden unter den Füßen weggezogen wird, mutet fast schon zynisch an.
Der internationale Vertrauensverlust in den (Kino-)Filmstandort Österreich und damit einhergehend auch der Reputationsverlust ist immens und aus meiner Sicht in den nächsten Jahren auch nicht mehr wiederherstellbar.
Eine Investitionsverpflichtung ist jedenfalls wichtig und geboten, aber ich bin skeptisch, ob diese schnell umgesetzt werden kann. Zusätzlich ist klar, dass sie ihre Wirkung erst nach einer längeren Vorlaufzeit entfalten wird.”