Zum Kinohalbjahr stehen 3 Prozent weniger verkaufte Tickets zu Buche im Vergleich zum Vorjahr. Damit fällt die weitere Erholung nach dem starken Pandemie-Rückgang bisher aus. Titel wie „Das Kanu des Manitu“ sorgen für Optimismus für die zweite Jahreshälfte.

Mit 40,6 Mio. verkauften Tickets verzeichnen die deutschen Kinos im ersten Halbjahr 2025 ein Minus von drei Prozent gegenüber dem Vorjahreszeitraum. Der Umsatz blieb hingegen mit 403,4 Mio. Euro nahezu stabil und liegt damit praktisch auf dem Niveau von 2024. Der durchschnittliche Eintrittspreis stieg leicht um 3,1 Prozent auf 9,92 Euro. Das geht aus den Halbjahresergebnissen hervor, die die Filmförderungsanstalt (FFA) jetzt veröffentlicht hat.
„Das erste Quartal stand durch die Besuchserfolge von u. a. „Wunderschöner“ und „Die drei ??? und der Karpatenhund“ im Zeichen des deutschen Films“, erklärte FFA-Vorstand Peter Dinges. Im zweiten Quartal hätten internationale Blockbuster wie „Ein Minecraft Film“ und „Lilo & Stitch“ die Zahlen nach oben getrieben. Dennoch bleibe die Bilanz durchwachsen: „Leider können wir nicht von einem guten Halbjahr für die deutschen Kinos sprechen. Dafür gab es nicht genügend große und zugkräftige Filme.“ Für die zweite Jahreshälfte äußerte Dinges Zuversicht: Mit Titeln wie „Das Kanu des Manitu“, „Die Schule der magischen Tiere 4“ und James Camerons „Avatar: Fire and Ash“ erwartet die Branche deutliche Impulse.
Auch aus Sicht der Kinobetreiber hat das Jahr inzwischen eine positive Wendung genommen. Christine Berg, Vorstandsvorsitzende des HDF Kino, betont: „Das erste Halbjahr verlief verhalten, doch mit Filmen wie Bully Herbigs „Das Kanu des Manitu“ hat das Kinojahr im August spürbar an Fahrt aufgenommen. Mit den Highlights, die das zweite Halbjahr bereits eröffnet haben, und jenen, die uns noch erwarten, blicken wir optimistisch auf volle Säle und einen Herbst voller toller Kinomomente.“
Ein genauerer Blick auf die Marktanteile zeigt: Deutsche Produktionen kamen auf 7,6 Mio. verkaufte Tickets und erreichten damit einen Anteil von 19,5 Prozent – ein leichter Zuwachs gegenüber dem Vorjahr (19,0 Prozent). Besonders erfolgreich war die Warner-Produktion „Wunderschöner“, die mit 1,33 Mio. Besucherinnen und Besuchern Platz fünf der Gesamtjahreshitliste belegte. Auch Sonys „Die drei ??? und der Karpatenhund“ übersprang mit 1,19 Mio. Tickets die Millionenmarke. Insgesamt starteten im ersten Halbjahr 109 deutsche Filme, davon 43 Koproduktionen.
Auf dem internationalen Parkett dominieren weiterhin die US-Majors. Allein „Ein Minecraft Film“ lockte 3,47 Mio. Menschen ins Kino und führte die Halbjahrescharts klar an, gefolgt von Disneys „Lilo & Stitch“ (2,66 Mio.) und „Paddington in Peru“ (1,63 Mio.). Die Top Ten erzielten zusammen knapp 16 Mio. Tickets – ein Anteil von 39 Prozent am Gesamtmarkt.
Parallel dazu legte die FFA neue Maßstäbe für die Erhebung des Kinobestands an. Seit 1. Januar 2025 werden neben klassischen Häusern auch Freiluft- und Autokinos sowie Festivalabspielstätten präziser erfasst. Damit sollen künftig Entwicklungen transparenter vergleichbar sein. Im Juni zählte die FFA 1.187 Kinounternehmen mit 950 Standorten und 1.656 Spielstätten. Insgesamt stehen 4.764 Leinwände und rund 763.000 Sitzplätze zur Verfügung. Die Veränderungen zum Jahresanfang sind gering, was auf eine stabile Struktur hinweist.
Ein Sonderblick gilt der 3D-Auswertung: Mit 1,8 Mio. Tickets büßte das Segment deutlich ein und fiel um knapp 14 Prozent gegenüber dem Vorjahr. Der Marktanteil von 3D-Filmen liegt aktuell bei 4,6 Prozent, nachdem er 2024 noch bei 5,2 Prozent lag.
Die regionale Auswertung weist Nordrhein-Westfalen mit 8,34 Mio. verkauften Tickets als stärksten Kinomarkt aus, gefolgt von Bayern (6,63 Mio.) und Baden-Württemberg (4,83 Mio.). In Berlin wurden 3,93 Mio. Karten gelöst, Hamburg kommt auf 1,46 Mio.
Die FFA verweist darauf, dass Vergleiche mit früheren Jahren nur eingeschränkt möglich sind. Hintergrund ist neben der Neuberechnung des Kinobestands auch die aktualisierte Zensus-Basis, die ab 2025 neue Bevölkerungszahlen zugrunde legt. Dennoch zeigen die Daten: Während sich die Branche zumindest auf stabile Umsätze stützen kann, bleiben die Besucherzahlen ein sensibles Thema. Entscheidend für die Jahresbilanz dürfte nun das zweite Halbjahr werden.
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