Kann ChatGPT bekannte Zitate aus Filmen und Serien verbessern? Die kanadische Autorengewerkschaft WGC nimmt ein eher humoriges Experiment zum Anlass, ihren Forderungen zum Umgang mit KI Nachdruck zu verleihen.
„Netter Versuch, KI!“ Mit diesen Worten umschreibt die kanadische Drehbuchautorengewerkschaft WGC die Ergebnisse eines Experiments, in dessen Rahmen ChatGPT gefragt war, bekannte Zitate aus kanadischen Filmen und Serien zu verbessern, bzw. so umzuschreiben, dass der Sinn erhalten bleibe, sie aber witziger seien. Das Fazit der WGC: ChatGPT habe auf ganzer Linie versagt. Als Beispiel sei ein Zitat aus „Trailer Park Boys“ genannt, wo aus „Worst Case Ontario“ ein „At worst, we’re looking at an Ontario situation“ wurde.
Nun könnte man argumentieren, dass auch ein menschlicher Autor erhebliche Probleme haben dürfte, ein derart spezifisches Wortspiel umzudichten. Aber das Experiment ist auch eher als augenzwinkernder Aufhänger für einen ernsten Appell zu sehen.
„Wir machen uns hier ein wenig auf Kosten der KI lustig, aber niemand möchte ikonische Zitate (…) verlieren“, erklärt WGC-Präsident Bruce Smith. „Die KI-‚Verbesserungsergebnisse‘ sind lustig, aber die WGC glaubt, dass KI eine ernsthafte Bedrohung für Drehbuchautoren und die kanadische Kultur darstellt.“
Konkret nennt die WGC folgende Problemfelder
• Verringerung der Arbeitsmöglichkeiten. KI wird anstelle von menschlichen Autoren eingesetzt.
• Bedrohung für das Handwerk des Drehbuchschreibens. Jeder, der KI zur Erstellung von Inhalten einsetzt, kann sich als Drehbuchautor bezeichnen.
• Geringere Entlohnung und Anerkennung. Drehbuchautoren werden auf das Umschreiben von KI-generierten Inhalten verwiesen, was zu einer geringeren Vergütung und Anerkennung führt.
• Unerlaubte Nutzung von urheberrechtlich geschützten Inhalten. Die Arbeit von Drehbuchautoren wird ohne ihre Zustimmung, Anerkennung oder Entschädigung zum Training der KI verwendet.
KI bedrohe unterdessen nicht nur die Existenz kanadischer Drehbuchautoren, so Smith, sondern besitze auch das Potenzial die Vermittlung der einzigartigen kanadischen Kultur zu untergraben oder im schlimmsten Fall sogar auszulöschen. „Egal, wie viele Inhalte man ihr zuführt, die KI kann nicht aus der kulturell nuancierten Perspektive eines menschlichen kanadischen Autors schreiben. Selbst wenn die Person, die eine Eingabeaufforderung in einen KI-Chatbot tippt, zufällig aus Kanada stammt, werden keine kanadischen Inhalte erzeugt“, so Smith weiter.
Im Independent Production Agreement (IPA) habe die WGC bereits einige wichtige Schutzmaßnahmen erreicht, darunter folgende:
• Produzenten müssen offenlegen, wenn sie KI-generiertes Material zur Verfügung stellen, an dem ein Autor arbeiten soll, und sie müssen Autoren der Gilde im Rahmen des IPA unter Vertrag nehmen.
• KI-generierte Inhalte erfahren keinen Credit und werden nicht vergütet, gleichzeitig dürfen sie die Rechte eines Autors im Rahmen des IPA nicht aushöhlen.
• Material, das von Gildenmitgliedern im Rahmen des IPA geschrieben wurde, darf nicht zum Training von KI verwendet werden.
In Verhandlungen mit den Stakeholdern setzt sich die WGC darüber hinaus mit Nachdruck für folgende Punkte ein:
• Öffentliche Kulturförderung soll menschlichen Kreativen zugutekommen.
• Branchenauszeichnungen sollen nur an Inhalte gehen, die von Menschen geschaffen wurden.
• Nur Menschen können Autoren im Sinne des Urheberrechts sein.
• Kreative müssen vor unbefugter und unbezahlter Verwertung ihrer Werke geschützt werden. Hinsichtlich des von KI-Systemen verarbeiteten Ausgangsmaterials muss Transparenz hergestellt werden.