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Auf das Tempo kommt es an: Rück- und Ausblick beim Medienboard

Ein letztes Mal ließ Kirsten Niehuus ein Förderjahr vor der Presse Revue passieren, bevor die Geschäftsführung im Juni wechselt und dann auch eine fundamentale Änderung bei der Förderpraxis des Medienboard ansteht. Eine Bilanz, die sich – vor allem gemessen an den Rahmenbedingungen – sehen lassen konnte. Bei deren Vorstellung aber nicht überraschte, dass ein großer Wunsch mit im Zentrum stand.

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Christiane Krone-Raab (Leiterin BBFC), MBB-Geschäftsführerin Kirsten Niehuus und Veronika Grob (Leiterin Filmförderung) bei der Vorstellung der MBB-Förderbilanz (Credit: THE SPOT media & film)

„Erfolgreichster Filmstandort trotz(t) Krisenjahr“. Eine Überschrift, die für sich genommen schon andeutete, dass darauf nicht ausschließlich Rekordzahlen folgen würden. Was angesichts der Rahmenbedingungen (Streikauswirkungen sind durchaus noch zu nennen; vor allem aber die Tatsache, dass die Förderbedingungen im nahen europäischen Ausland eher immer noch attraktiver wurden, während Deutschland betreten auf der Stelle trat) aber nun auch wirklich nicht überraschen durfte. Und auch wenn es in der Hauptstadtregion am Ende rund zehn Prozent weniger Drehtage als im Vorjahr waren (Bayern meldete unlängst tatsächlich ein Plus von gut drei Prozent), darf man mit 5000 Drehtagen und als weiterhin führender Filmstandort durchaus positiv auf ein letztlich robustes Abschneiden in einem herausfordernden Jahr zurückblicken.

Die Eckdaten zur MBB-Förderbilanz im Bereich Filmförderung

Das Wort „Österreich“ hörte man beim zwanglosen Austausch, in dessen Rahmen Kirsten Niehuus ein letztes Mal in ihrer Rolle als Geschäftsführerin Filmförderung des Medienboard Berlin-Brandenburg die Zahlen des Vorjahres vor der Presse Revue passieren ließ, natürlich durchaus ein bis zwei Mal. Auch Ungarn, Polen oder Tschechien (wo die Anreizförderung gerade gestärkt wurde) durften sich über eine Erwähnung freuen. Natürlich hätte man gut und gerne noch ein halbes Dutzend anderer schöner Urlaubsregionen auf dem europäischen Festland in den Ring werfen können, denen eines gemein ist: Sie haben Deutschland in Sachen Anreizförderung (längst) abgehängt – und halten damit nicht nur für internationale Produktionen die besseren Karten in der Hand. Sondern auch für deutsche, darunter solche wie „Der Palast“ oder „Charité“, bei denen es in der Hauptstadt besonders schmerzen mag, dass sich (zumindest primär) anderweitig orientiert wurde. Umso mehr, wenn man – gerade Berlin hat schließlich viel zu bieten – laufend Anfragen aus dem Ausland erhält, die man mit eher ernüchternden Auskünften zur Fördersituation auf Bundesebene bescheiden muss…

Nun war Kirsten Niehuus weit davon entfernt, gegen Konkurrenzstandorte wie Tschechien rhetorisch ähnlich starke Geschütze aufzufahren, wie dies unlängst in Bayern geschah („…einen dreckigen Acker mit Wasseranschluss haben wir schon auch…“*) . Sie redete aber ebenfalls keineswegs um den heißen Brei herum. Denn wo die konsequente Fortsetzung der Förderreform schon für den Gesamtstandort Deutschland von entscheidender Bedeutung ist, ist sie dies in seiner wichtigsten Filmregion natürlich umso mehr.

*So nicht hundertprozentig wörtlich Medienminister Florian Herrmann bei wenigstens zwei Gelegenheiten. Das exakte Zitat war einen Hauch weniger diplomatisch, wenngleich natürlich scherzhaft gemeint

Die in buchstäblich letzter Sekunde erfolgreich über die Bühne gebrachte Novellierung des FFG (Niehuus hätte nach eigenem Bekunden kein Problem mit einer bloßen Verlängerung gehabt) rette als einzelner Schritt niemanden. Der Wert liege primär in jener Signalwirkung, dass ein Prozess begonnen wurde, der sich nun auf die weiteren Säulen der steuerbasierten Anreizförderung und „idealer Weise“ auch einer Investitionsverpflichtung erstrecken müsse, wobei die Anreizförderung schon insofern von Niehuus stärker in den Fokus gerückt wurde, als sie verspricht, weniger Hürden (sprich: Widerstand von Studios, Sendern und Streamern) nehmen zu müssen als die Investitionsverpflichtung.

Und auf das Tempo kommt es an – das war ja nicht umsonst schon Tenor bei der Medienboard-Veranstaltung „Let’s Get Started“. Die Stärkung von DFFF und GMPF sei ein wichtiges Signal, das auch dem gebeutelten (dieser Begriff stammt von uns, nicht von ihr) Studio Babelsberg gute Chancen einräume, kurzfristig wieder große Produktionen anzuziehen. Wie es an diesem Standort, der auch von der vor drei Jahren eingeführten, erfolgreichen VFX-Förderung profitiere, langfristig weitergehe, hänge wohl auch davon ab, wie sehr KI die Abläufe in der Filmproduktion verändern werde.

Dass das Geld bei DFFF und GMPF „nur bis zum Sommer reichen wird“, so Niehuus, liegt auf der Hand. Ergo könne man nur hoffen, dass eine neue Koalition sich dieser Sache schnellstmöglich und mit positivem Ergebnis annehme. Die Chancen stehen an dieser Stelle bekanntermaßen nicht schlecht, denn in sämtlichen momentan realistisch denkbaren Regierungskonstellationen wären nur Parteien vertreten, die bislang hinter dem Modell standen. Insofern hat die scheidende Medienboard-Chefin auch keine Zweifel, dass die neue Anreizförderung kommt. Offen sei nur, wann.

Ihrer Nachfolgerin Sarah Duve-Schmid, die ihr Amt am 1. Juni antritt und die von Niehuus dann noch in den ersten vier Wochen begleitet wird, kann sie jedenfalls nicht nur ein bestens bestelltes Haus übergeben. Sondern auch eines, das bei den Haushaltskürzungen in Berlin keine echten Federn lassen musste. Zwar kommt die ursprünglich angekündigte Erhöhung der Kinoförderung nicht annähernd im erhofften Ausmaß (ein Zuwachs von 500.000 Euro verbleibt laut Niehuus aber) und auch die bei der BBFC angedockte Zentrale Lotsenstelle als Scharnier zwischen Produktionsunternehmen und Behörden musste eine (tatsächlich verschmerzbare) Etatkürzungen hinnehmen. Aber ansonsten sieht es für den Etat – den beide Bundesländer und insbesondere Berlin in den vergangenen Jahren gut gepflegt hatten – beileibe nicht schlecht aus. Das Problem: Am Ende reicht es eben nur in Kombination mit der Förderung auf Bundesebene.

Natürlich steht – wie SPOT bereits Anfang Juni vergangenen Jahres anlässlich der Stellenausschreibungen berichtet hatte – mit dem Wechsel an der Spitze des Medienboard eine einschneidende Änderung ins Haus: Man verabschiedet sich vom Intendant:innenmodell zugunsten eines Gremium-basierten Verfahrens. Die entsprechenden Pläne sollen dem Aufsichtsrat im Juni vorgelegt werden, wann dann die erste Fördersitzung nach dem neuen Verfahren erfolgen kann, ist (natürlich) noch offen.

Ein besonderer Fokus bei diesem Termin lag auch auf der Arbeit der bereits erwähnten Zentralen Lotsenstelle, vertreten durch deren Leiterin (und auch jene der Berlin Brandenburg Film Commission), Christiane Krone-Raab. Es sei „unheimlich wichtig“, dass Locations zur Verfügung gestellt würden und entsprechende Genehmigungen schnell erteilt werden. Noch ein Punkt, bei dem es aufs Tempo ankommt… Die Arbeit dieser Lotsenstelle ist vorerst zeitlich bis zum Ende des Jahres befristet, umso mehr gilt es, ihren Wert zu betonen. Einen Wert, den auch andere Bundesländer erkennen würden, laut Krone-Raab sei es wahrscheinlich, dass Bayern in vergleichbarem Sinne nachlegen würde.

Was die Lotsenstelle in der vergleichsweise kurzen Zeit ihrer vor rund einem Jahr aufgenommenen Tätigkeit schon erreicht hat, lässt sich übrigens mit zwei kleinen Beispielen recht gut verdeutlichen: Sowohl für „Das Licht“ als auch „Zikaden“ konnte am BER gedreht werden – etwas, dass man noch vor einigen Jahren für undenkbar halten durfte. Und 2024 gab es keinerlei Antragsstau bei der Zentralen Straßenverkehrsbehörde. Was tatsächlich Bände über die Optimierung der Prozesse spricht. Die „Filmfreundliche Stadt“ jedenfalls sei nach wie vor ein echter „Unique Selling Point“. Umso mehr sollte dies gelten, wenn es bei den Drehtagen wieder aufwärts geht…

Einstweilen jedenfalls freut man sich beim Medienboard natürlich auf die Berlinale, bei der im offiziellen Programm nicht weniger als 15 MBB-geförderte Filme (darunter der bereits erwähnte Opener „Das Licht“) zu finden sind – die Sektion „Panorama“ hätte das Medienboard Niehuus‘ Worten nach quasi kuratieren können.

Blieb noch der Dank für die freundliche Begleitung während ihrer zu Ende gehenden Amtszeit – verbunden mit dem Wunsch, dass diese auch ihrer Nachfolgerin Sarah Duve-Schmid zuteilwerden möge.